Bundesrat Stenographisches Protokoll 653. Sitzung / Seite 142

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Heute vormittag hat Herr Finanzminister Edlinger gemeint, daß die Landwirtschaft auch zur österreichischen Wirtschaft gehöre. Es hat Zeiten gegeben, in denen die österreichische Wirtschaft eigentlich fast nur aus der Landwirtschaft bestand, man denke nur an die Jahrhundertwende zurück! Warum sage ich das? – Er hat danach noch einen sehr schönen Satz gesagt, der mich wieder sozusagen befriedet hat, nämlich: Die Landwirtschaft ist wesentlicher Teil der österreichischen Kultur! – Das aber hängt mit schützenswerten Flächen zusammen, bei denen die Nutzer dieser Naturflächen schon über Jahrhunderte gesehen haben, daß hier etwas Besonderes vorhanden ist. Die Landwirte und die Bevölkerung rund um den See haben immer gewußt, daß man dem See und der Naturfläche nicht alles zumuten kann. Es ist zu nachhaltigen Nutzungen gekommen, wie sie wünschenswert waren und sind.

Ich bin der Meinung, daß wir schlecht beraten wären, wenn wir größere Flächen zwar schützen, aber dort dann überhaupt nichts mehr geht – Sie wissen, was ich meine! Im Nationalpark March-Donau-Auen, der auch international anerkannt ist und praktisch vor meiner Haustüre liegt, ist es so, daß die jahrhundertealte Tradition des Fischens – heute längst nicht mehr Broterwerb, sondern eher Freizeitgestaltung – doch eingeschränkt ist, aber auch die jagdlichen und landwirtschaftlichen Einschränkungen sind dort schon sehr gravierend.

Daher kann man meiner Überzeugung nach die nachhaltige Form der Bewirtschaftung, in Verbindung mit dem sanften Tourismus, anerkennen, die all das in der Form weiter erhalten soll, wie es eben über Jahrhunderte in sparsamer, zurückhaltender Nutzung möglich war. Den Umstand, daß wir dort noch 300 Vogelarten und vieles andere mehr vorfinden, verdanken wir der vernünftigen Jagd, der vernünftigen Fischerei und der vernünftigen nachhaltigen Landwirtschaft. (Beifall bei der ÖVP sowie Beifall des Bundesrates Ram. )

Ich meine also, daß dieses Kleinod – Kleinod ist eigentlich der falsche Ausdruck, es ist eine großartige Fläche, es ist eine große Fläche – ein Schmuckstück Österreichs ist. Ich möchte aber, da wir meist nur von den großen Parks, von den Nationalparks reden, auch nicht unerwähnt lassen, daß heuer das "Jahr der Naturparks" ist! Aus diesem Anlaß gibt es eine kleine Broschüre. Obwohl ich mit Leib und Seele Niederösterreicher bin und dieses Land aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit von der letzten Ecke des Waldviertels bis in die Bucklige Welt kenne, hat es mich bei Durchsicht dieser Broschüre dennoch überrascht, daß es in Niederösterreich neben dem großen international anerkannten Nationalpark March-Donau-Auen noch sage und schreibe weitere 21 – ich verspreche mich nicht! – kleinere Naturparks gibt, einige davon – darum schaue ich auch dorthin (der Redner blickt zu den Plätzen der Bundesräte der SPÖ)  – im Waldviertel; Kollege Winter ist leider nicht da. 21 Naturparks gibt es in Niederösterreich! In der Steiermark gibt es sechs, im Burgenland vier und in Oberösterreich zwei.

Wir sollten uns also wieder, auch wenn wir sehr schnell mit einem Düsenjet auf den Malediven – um dieses Beispiel noch einmal anzuführen – sein können, auf diese Schätze besinnen und Werbung dafür machen, Natur zu erleben, wie es in der Broschüre so schön heißt. "Natur erleben – Natur begreifen"! Kann es für ein menschliches Lebewesen etwas Schöneres geben, als diesen Satz wirklich zu leben? – Ich meine, wir sollten in dieser Sache viel mehr tun, um das Bewußtsein der Bevölkerung dafür zu bilden. Vor allem sollten wir das bei den jungen Menschen in den Schulen tun, dadurch würde einiges vorwärts gebracht werden. Wir haben es bei der Frage der Mülltrennung et cetera gesehen, daß dies am besten über die Schulen funktioniert. Wir können auch Urlaub vor der Haustüre machen, ohne die Natur zu zerstören. Denn dort brauchen wir die Landwirtschaft, dort brauchen wir Fischer, dort brauchen wir Jäger, die nicht nur, um das einmal so auszudrücken, auf Beute aus sind, sondern die meiste Zeit dort schützend, hegend und pflegend verbringen.

Dieser Grundgedanke sollte uns allen eigen werden, denn dann werden wir auch für die späteren Generationen – ich denke nicht nur an die nächste, sondern ein paar hundert Jahre vor – und in den nächsten paar hundert Jahren noch einen wunderschönen Nationalpark Neusiedler See, einen Nationalpark March-Donau-Auen und viele kleine Naturparks mehr haben. Wenn noch ein paar dazukommen, kann es uns nicht schaden. In diesem Sinne stimmen wir natürlich gern dieser Gesetzesvorlage zu. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten der SPÖ und der Freiheitlichen.)

18.48


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite