Bundesrat Stenographisches Protokoll 657. Sitzung / Seite 166

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den Zeitungsinseraten mit dem Spruch "Ich bin der Chef" glauben darf. Dann würde ich doch meinen, daß man vielleicht einmal an die Kinder denken sollte. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es sind sich alle Psychologen darin einig, daß die ersten Jahre in der Kindererziehung sehr prägend sind; da ist vor allem die Mutter die Bezugsperson. Der Vater mag es schon auch sein, aber – ich weiß das von meinen Kindern – ich denke, alle Frauen, die Kinder haben, ... (Bundesrätin Schicker: Mag es schon auch sein, aber er mag es nicht tun – sagen wir so!)  – Nein, das ist eine andere Beziehung. Wir Frauen, die wir die Kinder bekommen, haben einen anderen Bezug zum Kind, als ihn Väter haben, ohne daß ich jetzt den Bezug von Vätern zu ihren Kindern schmälern möchte. Aber biologisch ist es eben so. Vielleicht wird sich das ändern, wenn Männer einmal in der Lage sind, Kinder zu bekommen, aber das wird wahrscheinlich noch ein bißchen dauern.

Es gibt aber durchaus auch Frauen, die gerne länger als die vorgesehene Zeit bei ihren Kindern zu Hause bleiben möchten. Da frage ich: Wieso ist denn der Arbeitsplatz Familie nichts wert? Wieso wird man denn immer als Heimchen am Herd abgestempelt? Frau Kainz hat es auch gesagt, man befindet sich dann in totaler Abhängigkeit. Wieso kann der Arbeitsplatz Familie nicht gleichwertig zu einem Arbeitsplatz außer Haus sein? – Ich habe das hier von dieser Stelle schon einmal gefragt, es hat mir aber bis jetzt noch niemand erklären können. Daher wie-derhole ich es heute.

Wieso ist es etwas anderes und wieso ist es gut, wenn Kindergärtnerinnen Kinder in einer Kinderkrippe oder in anderen öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen betreuen? Wieso ist es plötzlich nicht mehr so gut, wenn es die Frauen zu Hause selbst machen wollen? – Da warte ich immer noch auf eine Erklärung, aber wahrscheinlich haben Sie keine. (Zwischenruf des Bundesrates Grillenberger. ) Ich bin der Meinung, daß es sich hier um eine rein ideologische Sache handelt. Es geht nicht um die Sache, sondern hier geht es um die Ideologie. Es kann nicht so sein, daß die Frauen zu Hause bleiben möchten, und es kann auch nicht so sein, daß man sagt, es ist besser, daß man die Kinder gleich in der Kinderkrippe abgibt, so wie es in den kommunistischen Ländern der Fall war, weil dann der staatliche Einfluß einfach ein großer ist. Zum Wohle der Kinder und auch zum Wohle der Familien ist das nicht.

Herr Minister Bartenstein hat heute in der Fragestunde schon durchaus sein Wohlwollen unserem Kinderbetreuungsscheck gegenüber ausgedrückt, er ist aber trotzdem ein Mann der kleinen Schritte. Beim Marathonlauf dürfte er besser sein. Er hat gesagt, er möchte das Schritt für Schritt machen. Wir aber glauben, daß die sofortige Einführung des Kinderbetreuungsschecks wesentlich besser wäre, und zwar aus dem einfachen Grund, weil wir dazu stehen, daß die Frauen die Wahlfreiheit haben sollen.

Immer wird auch von den Regierungsparteien von der Mündigkeit der Bürger gesprochen. In dem Moment, in dem Frauen ihre Mündigkeit zeigen können, indem sie wählen, ob sie arbeiten oder zu Hause bleiben – wenn ja, wie lange –, und die Form der Betreuung wählen, traut man ihnen diese Mündigkeit offensichtlich nicht mehr zu.

Da wir finden, daß das ein ganz wesentlicher Schritt für die Frauen und die Familien wäre, erlaube ich mir, einen Entschließungsantrag einzubringen. Er richtet sich – das sage ich dazu – an den Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie, weil das kann die Frau Sozialministerin nicht machen. Schade, daß er nicht da ist, denn ich denke, diese Dinge sind so miteinander verhaftet, daß auch der Familienminister hier sitzen könnte.

Entschließungsantrag

der Bundesräte Monika Mühlwerth und Kollegen betreffend Aufwertung und Stärkung der Familien durch die Einführung eines Kinderbetreuungsschecks

Der Bundesrat wolle beschließen:


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