Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen, in dem jedes Haus eine Landwirtschaft hatte. In der Zwischenzeit gibt es nur noch drei größere Landwirte und einen Biobauern – so sind die Veränderungen.
Meine Damen und Herren! Auch der Handel ist bereits voll auf die Bioschiene aufgesprungen, das bringt auf der einen Seite Vorteile mit sich, birgt aber auf der anderen Seite gewisse Gefahren in sich: Die Biobauern stehen sofort wieder unter dem Preisdruck der Supermarktketten, und dieser Preisdruck wirkt sich in weiterer Folge auch wieder auf die Erzeugung der Produkte aus.
Ingesamt gibt es in diesem Bereich aber für viele bäuerliche Betriebe neue Chancen. Und die Umsetzung dieser neuen Chancen muss entsprechend unterstützt werden. Das ist etwas sehr Wichtiges, und diesbezüglich geschieht meiner Meinung nach noch etwas zu wenig.
Meine Damen und Herren! Im Bericht steht hinsichtlich der Maßnahmen 2000: Um die spezifische Identität der österreichischen Land- und Forstwirtschaft zu sichern, ist ein effizientes, sozial gerechtes sowie leistungsorientiertes Förderkonzept für die bäuerlichen Betriebe und den ländlichen Raum Vorraussetzung. – Dieses Wollen kennen wir, es wurde aber bisher leider noch nie richtig in die Tat umgesetzt.
Meine Damen und Herren! Ich habe bereits beim Grünen Bericht 1997 die Ungerechtigkeiten im landwirtschaftlichen Förderungssystem kritisiert: Je größer ein Betrieb ist, je mehr Viehbestand ein Betrieb hat, umso mehr Fördergeld gibt es. – Es ist keine gerechte Mittelverteilung, wenn jener, der am beschwerlichsten zu wirtschaften hat, dann auch noch weniger Förderung bekommt, sozusagen dafür noch bestraft wird.
Meine Damen und Herren! An der Situation, dass rund 80 Prozent der Fördermittel den 20 Prozent der größten und reichsten Betriebe zufließen, hat sich nichts Gravierendes geändert. Dies ist eine Ungerechtigkeit, die sich bereits seit Jahren durch das landwirtschaftliche Fördersystem zieht.
Es kann auch nicht Sinn machen, dass zwar immer mehr Mittel in die Landwirtschaft fließen, in weiten Bereichen dort aber trotzdem die Einkommen Jahr für Jahr sinken.
Meine Damen und Herren! Der Herr Bundesminister hat im Nationalrat davon gesprochen, dass sich die neue Bundesregierung neben der Entwicklung der Landwirtschaft vor allem auch die Entwicklung des gesamten ländlichen Raumes zum Ziel gesetzt hat. Davon müssen Sie, Herr Bundesminister, anscheinend noch die Führungsriegen der großen Milchriesen überzeugen – die Molkerei Königswiesen war heute bereits ein Thema. Ich muss aber noch einmal auf diese Situation eingehen, weil sie genau das Gegenteil dessen zeigt, was Sie sich zum Ziel gesetzt haben.
Es soll ein bestehender Betrieb, der jahrelang gewachsen ist, in den bis vor kurzem auch noch investiert wurde, auf Grund betriebswirtschaftlicher Notwendigkeiten, wie es so schön heißt, geschlossen und die Produktion vom Mühlviertel ins niederösterreichische Aschbach verlegt werden.
Meine Damen und Herren! Es wurde die "Mühlviertler Alm" kreiert, es wurden mit großem Aufwand Produkte beworben, wie zum Beispiel die Fasslbutter – und jetzt sperrt man dort zu, muss aber in dem anderen Ort erst wieder eine Produktion aufbauen. Der größte Betrieb einer Gemeinde, der nicht veraltet ist, der ein Produkt erzeugt, das auf dem Markt gefragt ist, soll also geschlossen werden. Das betrifft aber nicht nur die dort beschäftigten Arbeitskräfte, sondern es haben sich auch andere Betriebe darauf spezialisiert, ihre Geschäfte mit der Molkerei zu machen.
Meine Damen und Herren! In den Mühlviertler Supermärkten steht Tiroler Milch, in den Mühlviertler Supermärkten findet man Kärntner Milch – in Mühlviertler Supermärkten findet man jedoch keine Mühlviertler Milch; ich glaube, diese gibt es nicht.
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