Bundesrat Stenographisches Protokoll 669. Sitzung / Seite 39

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Herr Professor! Die Spanische Hofreitschule ist also – das weiß auch der Herr Professor – eine Bereicherung für Wien und seinen Fremdenverkehr, aber in diesem Gesetz ist die Gemeinde Wien überhaupt nicht erwähnt. Vielleicht hätte aber auch die Gemeinde Wien das eine oder andere dazu beitragen können, um das Gesetz in der Form zu bereichern, dass man eben sagt: Hier ist Wien, hier sind die Wiener Nutznießer, hier ist der Fremdenverkehr, Wiens Nutznießer. Wir wollen unseren Beitrag, unseren Eintrag in dieses Gesetz mitgestalten. – Das ist das eine.

Zweitens: Die Spanische Reitschule ist die hohe Schule der höchsten Reitkunst. Österreichische Reiter sind sehr gut. Aber es fehlt im Grunde genommen ein Sammlungspunkt, ein Nukleus für die Dressurreiterei. Um diese Aufgabe hätte man, so meine ich, diese neue Spanische Hofreitschule bereichern können, sodass sie Einfluss auf jedwede Dressurreiterei in Österreich nimmt. Die hohe Schule der Dressur ist durch die Spanische Hofreitschule wesentlich beeinflusst: bei allen Reitereien, bei der ländlichen Reiterei, bei der Kampagne-Reiterei – überall, wo Dressur-Reiterei gepflogen wird. Um diese Aufgabe hätte man die Spanische Hofreitschule anreichern können, und zwar zur Bereicherung beider, der Spanischen Hofreitschule, aber auch jener, die die Dressurreiterei in Österreich pflegen.

Das sind meine einzigen beiden Kritikpunkte. Im Übrigen meine ich: Ich hoffe, dass das Gesetz den Erfolg bringt, den wir alle erhoffen – ohne zu viel Kosten für den Staat zu verursachen; nur einen Anfangszuschuss –, und dass sich die Organisation dann selber trägt. Wie gesagt: Ich hoffe es. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

10.48

Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Ing. Walter Grasberger. Ich erteile ihm das Wort.

10.48

Bundesrat Ing. Walter Grasberger (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses Gesetz, das jetzt zur Beschlussfassung vorliegt, führt, so möchte ich sagen, naturgemäß dazu, dass gewisse Sensibilitäten, vielleicht auch Emotionen aufkommen, ganz ähnlich, wie sie heute schon einmal aufgekommen sind, als es um die Frage der Österreichischen Bundesforste gegangen ist.

Als Vertreter meiner Fraktion kann ich nur sagen, genauso wenig, wie es wahr sein wird, dass durch den Abverkauf von kleineren Flächen der Österreichischen Bundesforste die Wasservorräte in unserer Republik gefährdet sind, genauso wenig wird der Betrieb der Lipizzaner in der Spanischen Hofreitschule mit ihrer ausgezeichneten Reitkunst als österreichisches Juwel gefährdet sein.

Genauso wenig, wie die Wasservorräte einer Gefährdung unterliegen, wird es in diesem Bereich, den wir heute zur Beschlussfassung vorliegen haben, zu solch dramatischen Veränderungen kommen, wie es beispielsweise in einer Radiosendung, die mir in Erinnerung ist, angedeutet wurde. Eine Redakteurin hat damals ganz offen die Frage ins Spiel gebracht – ich glaube, es war der Sender "Radio Wien" –, ob nicht der Stundenplan für die Lipizzaner in Hinkunft so gefährdet sein wird, dass das Arbeiten unzumutbar wird. – Ich glaube, diese Überlegung können wir ruhigen Gewissens ins Reich der Märchen verbannen.

Dass die Spanische Hofreitschule etwas ganz Besonderes ist und auch bleiben wird, zeugt nur davon, wie wichtig uns Österreicherinnen und Österreichern diese Einrichtung ist. Meine erste Erfahrung mit diesem Juwel – wenn ich dieses Wort nochmals verwenden darf – hatte ich anlässlich der Wien-Woche, die wir als Kinder aus den Bundesländern in unserer Bundeshauptstadt erleben konnten. Da war es ein Pflichttermin, auch die Spanische Hofreitschule zu besuchen.

Auf den Kern gebracht, muss man festhalten – da widerspreche ich ganz deutlich Kollegen Hoscher –: Mit dieser Gesetzesvorlage ist nicht das Hauptziel einer reinen Einsparung gegeben, sondern das Hauptziel ist Eigenverantwortlichkeit – Eigenverantwortlichkeit für einen Betrieb, der für unsere Republik Österreich ein Aushängeschild darstellt! (Beifall bei der ÖVP.)


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