Bundesrat Stenographisches Protokoll 669. Sitzung / Seite 46

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

das Wasser, die Wegefreiheit, all das ist doch gesetzlich schon jetzt vorgegeben! Es kann kaum einer sein Holz nach reiner Willkür schlägern und dann eine Gstätten zurücklassen, das gibt es doch überhaupt nicht!

Wir haben ein sehr gutes Forstgesetz. Alles ist verbesserbar, aber ich merke jetzt schon, dass das Forstgesetz so gut ist, dass sich eher manche Forstwirte über die Beengungen des Gesetzes aufhalten, als dass sich andere damit aufhalten sollten, dass das Forstgesetz dem anderen die Plünderung der Natur ermöglicht.

Die Situation der österreichischen Landwirtschaft – das steht in der Vorschau auf das Jahr 2001 – ist durch einen schwierigen Anpassungsprozess an das System der Gemeinsamen Agrarpolitik gekennzeichnet. Wenn man diese Berichte in den letzten Jahren gelesen hat – ich habe vorhin schon gesagt, dass ich das manchmal auch tue, mit reichem Gewinn –, dann erkennt man, dass dieser Anpassungsprozess der österreichischen Landwirtschaft ein Dauerprozess ist. Die Erwähnung ist fast schon ein bisschen eine Pflanzerei, es ist ein Dauerzustand.

Ein Anpassungsprozess verschafft Stress, der Stress verschafft Unwillen und könnte dazu führen – und führt leider vielfach dazu! –, dass Bauern das Bauersein aufgeben. Es ist daher notwendig, nicht nur von Strukturreformen zu reden oder die notwendige Neupositionierung der Betriebe vorzuschreiben und dann damit fortzuschreiten. Nein, wichtig ist die Förderung der Landjugend, wichtig ist, dass die Landjugend den Wert des Bauerseins, des Auf-dem-Land-Seins, des Meidens der Stadt begreift und gern hat! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Mit Sorge beobachte ich meine Gemeinde, in der sich durchaus lebensfähige Betriebe befinden, in denen sich die Eltern, also der Bauer und die Bäuerin, die Füße ablaufen, tragen, wirtschaften, melken, alles mit moderner Technik, aber doch sehr hart arbeitend – und die jungen Leute zieht es in die Stadt. Vielleicht ist nicht nur die mäßige Einkommenserwartung mit schuld daran, vielleicht – ich sage: vielleicht! – ist es auch ein Erziehungsproblem, nicht seitens der Eltern, sondern vielleicht sogar in den Schulen. Es ist auch ein Förderungsproblem. Es genügt nicht, nur eine Diskothek zu haben. Die jungen Leute müssen einen Anreiz haben, auf dem Hof zu bleiben, auch wenn es regnet, wenn es kalt ist oder wenn es trocken ist, und wenn die Einkommenserwartungen vielleicht anders als bei einer Tätigkeit in der Stadt sind.

Ich weiß von jungen Leuten, die von meiner Gemeinde – das ist nördlich von Weißenkirchen in der Wachau – bis nach Wien in die Landesregierung gefahren sind und froh waren, dass sie eine Arbeit bekommen haben. Es muss möglich sein, im ländlichen Raum Arbeiten zu finden, um nicht abwandern zu müssen. Denn einmal abgewandert, kehrt man nicht mehr an die Scholle zurück! Das ist eine traurige Wahrheit. Jeden anderen Beruf kann man neu erlernen, aber die Rückkehr an die Scholle ist so gut wie nicht möglich. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Vielleicht ist in diesem Bericht über die Vorschau auf das Jahr 2001 das eine oder andere zu sehr schlagworthaft enthalten: Zur Verbesserung der Marktposition der österreichischen Land- und Forstwirtschaft sowie zur Verarbeitung und im Vermarktungsbereich wird die Herstellung gleicher Wettbewerbsbedingungen zu anderen EU-Mitgliedstaaten Priorität haben.

Kolleginnen und Kollegen! Wettbewerbsbedingungen kann man nur dann herstellen, wenn sich zwei oder mehrere gleichartig strukturierte und positionierte Landwirtschaften – in diesem Fall – gegenüberstehen. Wir werden niemals mit der großflächigen oder stark positionierten Landwirtschaft Frankreichs, aber noch weniger mit jener Kanadas, Australiens oder Amerikas mithalten können, deswegen halte ich diesen Begriff für unglücklich gewählt. Ich persönlich bin ein starker Gegner der Liberalisierung der Landwirtschaft. Dieser kann Österreich nämlich nichts entgegensetzen – nicht nur Österreich, die Schweiz auch nicht, Deutschland auch nicht, und viele andere Staaten, die diese klein strukturierten Landwirtschaften haben, können einem Wettbewerb internationaler weltumspannender Art nichts entgegensetzen.

Man komme mir nicht mit Spezialprodukten und besonderen Dingen, die die Landwirtschaft erzeugen kann. Das sind Nischenprodukte, die einzelne Bauern produzieren können, aber sie


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite