Bundesrat Stenographisches Protokoll 681. Sitzung / Seite 61

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Viele Unternehmer stellen dann lieber gleich Fachschüler ein, wenn es solche in der entsprechenden Branche überhaupt gibt. Es gibt keine Fachschulen, die alle Branchen abdecken. Aber auch dann ist keine duale Ausbildung gegeben, und das Ausbildungsziel, das wir unseren Lehrlingen bieten wollen, ist dadurch keineswegs erreichbar. Was nämlich viele Lehrherren bewegt, doch Lehrlinge einzustellen, ist das Erlernen des typischen Firmen-Know-hows, sei es in einem größeren Konzern oder auch in einer kleinen Firma, weil man eben nur so den Lehrling als zukünftigen Gesellen oder Nachfolger in einem Gewerbebetrieb oder in welchem Betrieb auch immer vermitteln kann.

Es gibt auch viele Berufsgruppen, für die es offene Lehrstellen gibt, zum Beispiel für den Beruf des Friseurs. Man hat sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie man das eigentlich regeln will. Mit Geld kann man das sicher nicht regeln. Das Problem ist, dass beim Friseurberuf Samstagarbeit gefordert wird und viele Lehrlinge mit dem freien Montag nicht viel anfangen können.

Einerseits gibt es für viele Berufsgruppen gute Gründe, warum keine Lehrstellen zur Verfügung gestellt werden, und auf der anderen Seite: Wenn Lehrstellen zur Verfügung gestellt werden, dann werden diese oft nicht angenommen.

Die wirkliche Lösung muss, wie ich meine, eine Änderung sein. Wir müssen diesbezüglich umdenken. Nicht die Dotierung mit mehr Geld wird das Problem lösen, sondern wir müssen es von der Sache her lösen. Bis dahin ist noch ein sehr weiter Weg, aber der von der Regierung vorgeschlagene Gesetzentwurf ist eine effiziente Hilfe für die Betroffenen. – Meine Fraktion wird die Zustimmung zu dieser Gesetzesvorlage geben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

13.37

Präsident Alfred Schöls: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Steinbichler. Ich erteile es ihm.

13.37

Bundesrat Leopold Steinbichler (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Gestatten Sie mir noch eine Anmerkung zum vorhin beschlossenen Gesetz.

Wir müssen uns glücklich schätzen, wenn unsere Hauptprobleme bei der Thematik Verbot von Kinderarbeit jene sind, die Kollege Schennach erwähnt hat, nämlich dass wir uns mit der Produktion von Schokolade beschäftigen. Frau Staatssekretärin! Ich bin der Reisewirtschaft wirklich dankbar, wenn von ihr jetzt endlich den Auswüchsen der heutigen Wohlstandsgesellschaft Einhalt geboten wird. Ich spreche davon, dass sich diverse Herren mit Kindern in asiatischen Ländern vergnügen und das dann noch am Stammtisch erzählen! Das ist wirklich verabscheuungswürdig!

Ich füge noch einen Punkt hinzu. Es ist ein erster Ansatz, wenn die Reisewirtschaft, die Reisebüros, ermitteln und erheben. Ich denke aber, es gibt da einen sehr großen Graubereich. Alle äußern sich vehement gegen die Ostöffnung. Wir wissen, was an jedem Wochenende an den Grenzübergängen Klingenbach, Nickelsdorf und so weiter los ist. Ich weiß nicht, warum wir diese Staus haben. Anscheinend gibt es sehr viele Menschen, die innerlich die Ostöffnung bereits leben.

Aber die Berichte, die ich aus Ungarn erhalten habe, all das, was in diesem Bereich läuft – ich erinnere an die dortigen Probleme der Arbeitslosigkeit, die Familie hat kein Geld et cetera –, was dort mit den Jugendlichen passiert und wie gerne diese Angebote von manchen Touristen aus den westlichen Ländern angenommen werden, das ist beschämend! Ich möchte nicht als Vertreter eines westlichen Landes dort stehen, der für die Osterweiterung eintritt, für die Osterweiterung verhandelt, wenn dann gefragt wird: Was seid ihr für Partner?!

Ich finde, auch aus diesem Blickwinkel sollte man diese Thematik einmal sehen, und wir hätten viel tiefer gehende Problematiken zu diskutieren, als jenen Umstand, wie glücklich wir sind, wenn wir bei der Produktion von Schokolade angelangt sind.


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