Zurück zum Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz: Mit den zusätzlich zur Verfügung stehenden 100 Millionen Schilling wird es gelingen, den herkömmlichen, den klassischen Bereich der Ausbildung verstärkt in Richtung neue Technologien zu unterstützen.
Kollege Kaltenbacher hat gefragt, warum man eigentlich die Stiftungen abgeschafft hat und jetzt verstärkt in Richtung Lehrgänge arbeitet. Ich denke, das hat den Hintergrund, dass bei den Gewerbetreibenden, bei den Industriebetrieben Leute, die aus Lehrgängen kommen, einfach den besseren "Touch" haben oder eine bessere Vorausbewertung erfahren, als wenn sie aus so genannten Stiftungen kommen. Dies mag ein Ansatz, eine Erklärung dafür sein. – Ich hoffe, dass sich das positiv auswirkt.
Kolleginnen und Kollegen! Wir alle kennen den Spruch, das Schlagwort der letzten Jahre: "Karriere mit Lehre". Wir müssen uns die Rahmenbedingungen dafür genau anschauen. Kollege Lindinger hat bereits einiges angesprochen, und ich möchte es ergänzen.
Sehen wir uns einmal den Kostenvergleich an! Vergleichen wir doch die Kosten eines Studienplatzes und die Kosten eines Lehrlings, der in die Lehre geht und die Berufsschule absolviert! Wie viel an Mitteln fließt da von der öffentlichen Hand in die Ausbildungssysteme?
Ich habe es satt, ich habe diese billige, oberflächliche Diskussion über die Studiengebühren schlichtweg satt, weil niemand dazu sagt, dass all jene, die stipendienbezugsberechtigt sind, diese Gebühren ohnehin rückerstattet bekommen, und weil wir uns zum Bereich Lehrlingsausbildung überhaupt nicht äußern und überhaupt nicht Stellung dazu beziehen.
Wie viel an Mitteln würden wir in diesem Bereich brauchen? – Frau Kollegin Kainz! Wie glaubwürdig ist die sozialistische Partei, die sich angeblich so sehr um den ländlichen Raum sorgt? Uns werden etwa beim Finanzausgleich die Mittel genommen, um im Bereich der Lehrlingsausbildung und der Stärkung der Infrastruktur im ländlichen Raum gezielt Maßnahmen setzen zu können.
Ich bitte um jede Unterstützung! Ich möchte wirklich, dass wir alle, alle Fraktionen, die Regierungsparteien und die Opposition gemeinsam, an diesem Problem arbeiten und gemeinsam Erfolge im Sinn einer funktionierenden Wirtschaft, im Sinne eines funktionierenden Arbeitsmarktes und im Sinne von zufriedenen Lehrlingen und Lehrherren erzielen! Ich glaube, das ist ganz wesentlich.
Schauen wir uns doch den gesetzlichen Rahmen an! Herr Kollege Lindinger! Ich bin dir dankbar dafür, dass du angesprochen hast, warum viele Betriebe nicht mehr bereit sind, Lehrlinge einzustellen, warum sie lieber gleich einen Facharbeiter wollen. Auch Herr Kollege Kaltenbacher hat es angesprochen.
Schauen wir uns doch die gesetzlichen Bestimmungen an! Wie geht es zum Beispiel einem Tischler mit einem Lehrling – der übrigens locker bis 5 Uhr früh in der Disco sein darf; da gilt kein Jugendschutzgesetz; wir lockern ja die Rahmenbedingungen ständig; unsere Prinzessinnen und Prinzen dürfen ja alles! –, der um 7 Uhr früh zur Arbeit kommt und um 7.05 Uhr einen Arbeitsunfall hat? Vom Gesetz her wird dieser Tischler fast als Krimineller abgestempelt, weil – trotz "Learning by Doing" – der Lehrling im Betrieb ja fast nichts mehr tun darf! Er darf nicht an der Kreissäge arbeiten. Wofür braucht man ihn dann? Damit er die Bretter trägt? Und was ist mit dem Dachdecker- oder dem Spenglerlehrling, der bis 18 Jahren nicht auf das Dach steigen darf, mit keiner "Flex" arbeiten darf? Wann soll er denn ein Spengler werden?
Herr Kollege! Ich bringe noch einen Zusatz an. (Bundesrätin Kainz: Sie wissen schon, dass Sie vom Kirchendach herunter reden ...! – Weitere Zwischenrufe.) – Frau Kollegin! Ich bin gerne zu einer Berufsdiskussion bereit, und ich glaube, dass ich zum "Runden Tisch" in Vöcklabruck, mit den Kollegen vom AMS, mit den Kollegen von der Gewerkschaft und mit unserem Vertreter von der Wirtschaftskammer beste Kontakte habe. Wir diskutieren die Thematik sehr ernst, weil gerade der Bezirk Vöcklabruck mit den Arbeitsmarktdaten im Augenblick nicht so gut dasteht, wie wir es gewohnt sind. Wir gehen der Sache auf den Grund, wir diskutieren nicht oberflächlich!
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite