Bundesrat Stenographisches Protokoll 681. Sitzung / Seite 63

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Ich sage dazu: Die Rahmenbedingungen müssen passen. Herr Kollege! Wir können zum Beispiel über Kinderarbeit reden, aber ein großes Problem und eine große Klage der Gewerbetreibenden ist, dass die Jungen heute handwerklich überhaupt nichts mehr können, weil sie zum Beispiel bis 16 Jahren keine Schraube in der Hand gehabt haben, weil sie zu Hause kein einziges Mal mitarbeiten konnten, keine praktische Erfahrung gemacht haben, sodass man bei ihnen praktisch bei der Stunde null anfangen muss, also bei all den Dingen, die früher eine Selbstverständlichkeit waren. (Beifall des Bundesrates Ing. Klamt. ) Und wie heißt der Spruch? – "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!"

Wie hält man es in der Landwirtschaft? – Die besten Traktorfahrer sind die Buben, die mit zehn Jahren schon gefahren sind, und nicht erst, wenn sie ins Führerscheinalter gekommen sind. Aber gnade Gott jenem Bauern, in dessen Familie etwas dabei passiert, denn das Gesetz bringt ihn um sein Haus.

Da müssen wir halt die Kirche im Dorf lassen, Frau Kollegin Kainz! Wir dürfen uns nicht überregulieren und nur Paragraphen und immer neue Paragraphen schaffen! Da helfen uns nämlich auch die zusätzlichen finanziellen Mittel nichts, wenn die praktischen Rahmenbedingungen nicht gegeben sind. Aber Sie sind eh zu Wort gemeldet, Sie werden mich sicherlich berichtigen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte das für diesen Bereich so stehen lassen. Ich mache mir allerdings Sorgen, weil, wie gesagt, die finanziellen Mittel im ländlichen Raum, im Gewerbebereich wesentlich besser sein könnten, wenn wir dort zu einer faireren Aufteilung bereit wären.

Ich mache auch auf folgende Entwicklung aufmerksam, die mir große Sorge bereitet: Die sinkenden Schülerzahlen bewirken in Zukunft natürlich auch sinkende Lehrlingszahlen. Wir haben das Problem, dass wir in manchen Gewerbebereichen die nötigen Facharbeiter nicht mehr ausbilden können, weil das Potenzial, sprich die erforderliche Schülerzahl gar nicht mehr vorhanden ist.

Die kommenden Geburtenjahrgänge sind schwach. Was wird die nächste Folge sein? – Vielleicht ist es in Linz ganz anders als in Vöcklabruck, aber wir müssen leider verstärkt feststellen: Im praktischen Bereich kommen immer mehr Ausländer zum Zug, weil sie noch einigermaßen handwerkliches Geschick haben, und für manche spartenspezifische Berufsgruppen stehen fast nur mehr Ausländer zur Verfügung. Wir geben dieses Feld sozusagen völlig frei und werden später vielleicht einmal über den großen Anteil an Ausländern jammern, denn wir werden den Einfluss und letztlich auch das Können verloren haben.

Ich glaube, das muss uns zu einer gewissen Bereitschaft führen, über diese Dinge nachzudenken, und wenn wir solche Thematiken diskutieren, dann muss das gesagt werden dürfen. Daher bitte ich alle Parteien, gemeinsam alles zu unternehmen, um in dieser Thematik glaubwürdig und zielstrebig für alle Beteiligten – schon ein einziger Lehrling, der arbeitslos ist, ist zu viel! – jene Rahmenbedingungen zu schaffen, durch die diese Situation in Zukunft kontinuierlich verbessert wird.

Ich meine, wir sollten die Situation positiv angehen, denn die Aussichten sind grandios. Wir haben eine gute Wirtschaftslage, wir haben gute Schüler und Lehrlinge, die zur Ausbildung bereit sind, sodass wir entsprechende Rahmenbedingungen schaffen können. Wir werden der vorliegenden Novelle, dem vorliegenden Gesetz unsere Zustimmung erteilen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

13.45

Präsident Alfred Schöls: Als Nächster hat sich Herr Bundesrat Manfred Gruber zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

13.46

Bundesrat Manfred Gruber (SPÖ, Salzburg): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Beim Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz


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