Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 90

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Bundesrat in diesem Haus heute versucht hat, uns mit ehrlichen Worten hier klar zu machen, was ihr oder ihm an dem Regierungsprogramm der nächsten Jahre nicht gefällt oder gefällt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man sieht aber leider Gottes auch die Unterschiede, die es offensichtlich allein schon in dieser Bundesregierung gibt und die es uns schwer machen, diese Regierung als einen homogenen Bereich zu sehen, der mit einer Stimme spricht.

Es hat zum Beispiel der Herr Staatssekretär für Sport Schweitzer heute als Regierungsmitglied von der Regierungsbank aus dieses Haus, diesen Bundesrat als „Heumarkt“ bezeichnet und sich, und zwar immer von der Seite her, um nur ja nicht vom Präsidenten oder von der Prä­sidentin bemerkt zu werden, im Zusammenhang mit der Rede des Kollegen Molzbichler lustig gemacht und an seine Adresse gemeint: Und das hast du dir noch aufschreiben müssen! – ich sehe, er selbst hat sich sehr viel aufgeschrieben und noch sehr viel umgeschrieben, er wird es offensichtlich selbst noch mehr brauchen –, und hat dann „herübergeprustet“, wir hätten kein Niveau.

Dazu muss ich schon sagen, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass allein die Wort­wahl dieses Staatssekretärs zeigt, dass leider bei der Auswahl der Regierungsmitglieder offen­sichtlich nicht immer auf Qualität und Niveau Wert gelegt wurden. – Das muss ich leider Gottes zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Noch ein paar Punkte im Schnelldurchgang, die heute teilweise schon aufgegriffen worden sind und bei welchen wir uns natürlich auch sehr genau angeschaut haben, von welchen Zahlen da gesprochen wird, welche Zahlen berechen­bar sind, in welchem Konnex sie zu dem stehen, was von dieser Regierung für die nächsten Jahre an Maßnahmen geplant ist und was auf uns Österreicher in den nächsten Jahren zukommen wird.

Wenn wir davon ausgehen, dass allein infolge der Abschaffung der Frühpension bis 2006 zusätzlich 28 000 Menschen Arbeit brauchen werden, dass neue Grenzgänger, Praktikanten­ab­kommen, Harmonisierung, Aufenthalt und Beschäftigung, Familiennachzug und EU-Er­weiterung in etwa 70 000 zusätzliche Arbeitsplätze notwendig machen werden, es also 12 000 Fa­milien­angehörige laut den Beitrittsverträgen, 11 500 Arbeitskräfte laut Beschäfti­gungs­abkommen, Wo­chen­pendler und Schlüsselarbeitskräfte, 11 500 Grenzgänger und Prakti­kanten und 15 000 Ar­beitskräfte auf Grund des Familiennachzuges bei der EU-Erweiterung sein werden, und wenn wir dann auch noch die Einschränkung der Altersteilzeit mitberücksichtigen, dann müssen wir feststellen, dass rund 110 000 Menschen mehr im Jahr 2006 Arbeit brauchen werden – zu­sätzlich zu den rund 300 000 Menschen, die bereits jetzt Arbeit suchen!

Das bedeutet, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich, wenn es in diesem Stil weitergeht, wie dieses Programm zeigt, denn darin sind keine Folgen, die daraus zu ziehen sind, berücksichtigt, bis zum Jahr 2006 um rund 2 Prozentpunkte steigen wird. Das ist traurig, das ist schlimm!

Was können wir dagegen machen? – Wir können die Infrastruktur ausbauen – ein ganz wichtiger Punkt, den wir immer wieder eingefordert haben. Auch Sie, meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, sprechen davon, nur: Konkrete Pläne, konkrete Absichten bleiben Sie, meine Damen und Herren von der ÖVP und von der FPÖ, in Ihren Aussagen, in Ihren Programmen und auch in Ihren Umsetzungen schuldig. Ausbau der Infrastruktur kann nur bedeuten, endlich zu bauen, anstatt nur zu planen. Das heißt, Sie müssen klar sagen, welche Projekte wann verwirklicht werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eines ist wohl klar, und Sie wissen es genau so gut wie ich: Jede Milliarde, die in Straße und Schiene investiert wird – um in diesem Bereich zu bleiben –, schafft und sichert Arbeitsplätze, und um diese geht es uns schlussendlich allen. Mindestens 20 000 Arbeitsplätze im Jahr wären notwendig.

Längere Ladenöffnungszeiten – die von dem einen oder anderen als Mittel zur Arbeitsplatz­beschaffung genannt werden – bringen, wie wir in der Vergangenheit gesehen haben, keinen


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