Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 133

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„Pro Kopf und Monat sind das 1 459 Euro, die als Bundeszuschuss bezeichnet werden können.“ (Bundesrat Boden: Wie viel Prozent zahlt jeder ... ein?)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Fakten, die ich aus der „Kleinen Zeitung“ zitiert habe, „belegen,“ so heißt es weiter, „wie brisant die Diskussion ist“, mit der wir uns be­schäftigen. „Sie wird nicht wesentlich durch den Hinweis entschärft, dass der Bund für seine Dienst­nehmer nicht wie die Wirtschaft Pensionsbeiträge bezahlt,“ (Ruf bei der ÖVP: 50 Pro­zent!) „dass Beamte höhere Pensionsbeiträge leisten als ASVG-Versicherte und dass die Beamten­pensionisten einen Pensionssicherungsbeitrag leisten müssen.

„Übrig bleibt die Tatsache“ – damit schließt dieser Artikel – „,dass der Staat für 235 000 Be­amtenpensionisten mit hohen Ruhebezügen praktisch gleich viel ,Zuschuss’ zahlt wie für die – individuell schlechter gestellten – zwei Millionen ASVG-Rentner.“ (Bundesrätin Schicker: So ist es! Ja! Richtig!)

Das ist die Botschaft, die ich einmal vermitteln wollte, wenn wir von Gerechtigkeit und von Un­gerechtigkeit sprechen. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu, dass wir von Gerechtigkeit im Zusam­menhang mit dem Thema Pensionen in unserem Staate Österreich noch meilenweit entfernt sind (Bundesrätin Schicker: So ist es!) und dass wir alle noch ein sehr weites Betätigungsfeld vor uns haben.

Wissen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, wie schwierig es im ASVG-Bereich ist, die Berufsunfähigkeit zugesprochen zu bekommen? – Informieren Sie sich einmal darüber, dann werden Sie die Unterschiede merken! (Bundesrätin Schicker: Ja!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der ÖVP! Wollen Sie es Bauarbeitern und Dachdeckern tatsächlich zumuten, dass sie mit weit über 60 Jahren noch auf Gerüsten und Dächern herumklettern? Wollen wir das? – Wir müssen uns mit diesem Thema auseinander setzen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der SPÖ.)

Sollten wir die Schaffung der Möglichkeit – diese steht auch im Regierungsprogramm, sie ist dort aber erst ab 2009 vorgesehen –, nach eigener Disposition ab 60 mit entsprechenden Zu- und Abschlägen in Pension zu gehen, nicht vorziehen und vielleicht die Zu- und Abschläge auch nach der Schwere des Berufes zu differenzieren beginnen? – Das ist auch sehr wichtig.

Müssen wir uns nicht darüber Gedanken machen, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass es auch in geschützten Bereichen, in denen der Arbeitsplatz sicher ist, in denen man nur zum Schreibtisch hingehen muss, nicht gelang, das effektive Pensionsantrittsalter an das jeweils geltende Antrittsalter heranzuführen? Sollten wir uns da nicht Gedanken machen?

Glaubt jemand hier in diesem Saal wirklich daran, dass flankierende Maßnahmen wie die Senkung der Lohnnebenkosten für ältere Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft die Arbeitsmarkt­situation so entspannen werden, dass ältere Arbeitnehmer eine echte Chance auf einen an­gemessenen Arbeitsplatz bekommen? (Bundesrätin Bachner: Nein!) – Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube nicht daran, und ich meine, dass wir alle – hier appelliere ich an alle – der Realität ins Auge blicken müssen. (Beifall bei Bundesräten der Freiheitlichen und bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Wirklichkeit ist manchmal sehr hart. Aber wenn man bereit ist, die Realität zu sehen, dann gibt es auch Lösungen.

Wir werden aber nicht daran vorbeikommen, die Privilegien in den geschützten Bereichen sukzes­sive abzubauen. Wenn Gerechtigkeit in den verschiedenen Pensionssystemen herge­stellt ist, wird es leichter sein, notwendige Reformschritte zu setzen beziehungsweise Ver­ständnis für das Setzen notwendiger Reformschritte zu finden. (Bundesrätin Schicker: Ja, weil sie dann für alle gleich sind!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben in diesem Bereich der Pensionen noch einen langen Marsch vor uns. Wir Freiheitlichen sind bereit, diesen steinigen Weg zur Auf-


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