Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 96

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Ein weiterer Punkt: Von einer Konsenspolitik schlittert Österreich in eine Konfliktpolitik, sehr un­ös­terreichisch und irritierend für den Bürger. Die Reform ist zwar notwendig, hätte aber auch schon viel früher angegangen werden sollen. – So meinte ein Anrufer.

Ein weiterer Anrufer meinte: Reformen ja, aber warum muss man die Sozialpartner in dieser Wei­se reizen? Wenn dann scharf reagiert wird, klopft die Regierung den Streikenden auf die Finger.

Der „GRÖKAZ“ und der „GRÖFINANZ“, das ist der „größte Kanzler aller Zeiten“ und sein Fi­nanz­minister, der „größte Finanzminister aller Zeiten“, schreiben vor, was in diesem Land zu ge­schehen hat. – So sagte ein Anrufer.

Jedes Signal, dass Bürgermeinungen irgendwo ankommen, wäre jetzt wichtig. Wer das Pech hat, nach Jahren mit sehr gutem Einkommen zuletzt sehr abzusteigen, dessen gute Jahre wer­den zu wenig aufgewertet. Sollte für solche Situationen nicht eine Aufwertungsformel gefunden wer­den? – Das war die Meinung eines Anrufers beim Bürgertelefon der ÖVP.

Eine Anruferin meinte: Frauen und Schauspieler, die aus unterschiedlichen Gründen weniger Ver­sicherungszeiten zusammenbringen, geraten durch diese Pensionsreform vollends unter die Räder. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.)

Das ist etwas, was die Österreichische Volkspartei im Rahmen des Bürgertelefons zusammen­ge­stellt hat. Wir haben das zufällig bekommen, und ich zitiere natürlich gerne aus diesen Anru­fen. Es ist sehr interessant, was da steht.

Eine Anruferin fragte: Warum hat sich der Bundeskanzler als Mitglied vorangegangener Regie­run­gen nicht schon früher zu den Pensionen zu Wort gemeldet? Die jetzige Kürzung der Pen­sio­nen einerseits und die praktische Unmöglichkeit, bei einem Nettoeinkommen in Höhe von vielleicht 800 € eine Vorsorge zu finanzieren, macht die Menschen so grantig, dass sie auf die Straße gehen. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.)

Herr Himmer! Erzählen Sie es ihnen! Diese Menschen haben bei Ihnen angerufen. Was wir den Leuten an unserem Bürgertelefon sagen, das erklären wir ihnen schon richtig. Darauf können Sie sich verlassen! (Heiterkeit.)

Aber ich möchte gerne weiterzitieren.

Ein Anrufer meinte: Die Haltung von Herrn Dr. Finz finde ich skandalös. Die Volkspartei ist in ihren Wurzeln doch christlich-sozial. Sozialreformen sind auch notwendig, aber nicht in dieser Form, in der die Sozialpartnerschaft scheibchenweise demontiert wird. Die Reform umfasst aus­schließlich das ASVG! Wenn ohnedies die Harmonisierung folgen soll, frage ich mich schon, warum nicht eine Gesamtreform aus der Taufe gehoben wird, und ich habe aus Erfahrung tiefes Misstrauen, dass die angekündigten Schritte auch wirklich folgen werden. Niemand gibt mir eine befriedigende Antwort auf diese doch berechtigte Anfrage.

Laufend fragen Anruferinnen, ob sie wegen der bereits mit dem Arbeitgeber vereinbarten Alters­teil­zeitregelung mit massiven Verschlechterungen zu rechnen haben beziehungsweise ob sich die Frühpensionsmarke für sie nach oben verschiebt. Ferner wird mit Bitterkeit angemerkt, dass rück­wirkend per 1. 4. die alte Regelung ausläuft.

Weiter heißt es hier: Schüssel muss von seiner starrsinnigen Haltung abgehen und sich kom­pro­missbereiter zeigen. Die derzeitige ÖVP-Position zur Pensionsreform ist nicht zu vertreten. Uns kleinen Funktionären bläst der Wind ins Gesicht. Konnte ich noch für den Wahlkampf 2002 viele Mitarbeiter gewinnen, so will sich bei den bevorstehenden Gemeinderatswahlen in Ober­öster­reich so gut wie niemand mehr für die ÖVP engagieren. – Eva Moser, ÖVP-Gemeinderätin in Unterach am Attersee. (Beifall und Bravo-Rufe bei der SPÖ.)

 


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