soll, die Politik ist lange Zeit gemeinsam gemacht worden, und Sie können sich jetzt nicht davon verabschieden. (Beifall bei der SPÖ.)
Aber ich möchte mich jetzt auf die Fragen des Gesundheitssystems konzentrieren, da das ein Bereich ist, der die Menschen in unserem Land sehr beschäftigt und der Sorge auslöst. Die Reformen lösen Sorge bei den Menschen aus. Wir wissen, dass die Österreicherinnen und Österreicher mit dem Gesundheitssystem im Großen und Ganzen zufrieden sind, dass bei allen Bewertungen gute Noten vergeben werden, und wir wissen auch, dass die Menschen bereit sind, für die Erhaltung dieses Gesundheitssystems etwas auszugeben.
Zugleich wissen wir auch, dass unser Gesundheitssystem nicht zu den teuersten gehört. Im Gegenteil: Es wurde immer auf sehr vernünftige Weise eine Relation zwischen den Mitteln, die eingesetzt wurden, und dem Ergebnis hergestellt. Ich möchte nur erwähnen, dass die USA 13 Prozent des BIP dafür einsetzen, Deutschland 10,6 Prozent, wobei dort Reformen gemacht worden sind, die sich für die Menschen leider nicht sehr positiv auswirken. In Österreich sind es 8 Prozent, wir haben also immer eine gute Politik im Bereich der Gesundheit gemacht – und das gemeinsam.
Jetzt aber werden Maßnahmen gesetzt, die wir nicht unterstützen können. Es ist richtig, dass Anpassungen notwendig sind. Die Menschen leben länger, die Wissenschaft ist weiter gekommen, es ist heute möglich, Krankheiten zu behandeln, die man früher nicht behandeln konnte, und das kostet natürlich Geld. Daher muss überlegt werden, woher dieses Geld tatsächlich kommen soll, wie dieses System finanziert wird und wo es Reformen und Einsparungen geben kann.
Wir sind durchaus bereit, darüber zu sprechen, denn es ist klar, dass man nicht sagen kann, es soll alles so weitergehen, sondern es muss gezielt auf die Veränderungen eingegangen werden.
Wir begrüßen es, dass die Ambulanzgebühren jetzt wieder abgeschafft werden, denn das war eine Maßnahme, die zweifellos nicht das Ziel erreicht hat. Wir alle erinnern uns daran, dass die Versuche, diese nicht sehr gelungene Maßnahme zu retten, dazu geführt haben, dass ein enormer bürokratischer Aufwand entstanden ist, dass Menschen mit allen möglichen Tricks versucht haben, als Akutfälle ins Spital zu kommen, damit sie nicht zahlen müssen. Das war also eine sehr unglückliche Maßnahme, und daher sind wir froh, dass sie jetzt wieder zurückgenommen wird. Allerdings wird sie jetzt durch Selbstbehalte mehr als ersetzt.
Ich weiß, dass es in manchen Bereichen schon Selbstbehalte gibt. Bei den Beamten hat es immer schon Selbstbehalte gegeben. Bei den Bauern hat sich eigentlich gezeigt, dass das keine sehr gute Maßnahme ist, weil die Gesundheitsversorgung in der ländlichen Bevölkerung oft nicht jener in der Stadt entspricht.
Was mich aber besonders betroffen macht, ist, dass diese Selbstbehalte erst recht wieder die ärmeren Schichten in der Bevölkerung treffen werden. Ich weiß, dass das noch nicht so genau ausformuliert ist – das ist übrigens auch ein Punkt, der zu kritisieren ist –, aber es ist eindeutig so – und das ist eine Schwäche in unserem sehr guten Gesundheitssystem –, dass Menschen, die ärmer sind, die eine geringere Bildung haben, auch früher sterben. Dazu gibt es leider exakte Daten, und das ist etwas, was uns wirklich Sorge machen sollte.
Es ist nicht nur so, dass diese Menschen früher sterben, sondern sie sind auch länger Pflegefälle, sie leiden vermehrt an bestimmten Krankheiten. Zum Beispiel trifft die so genannte Managerkrankheit, Bluthochdruck und erhöhtes Infarktrisiko, die Manager in Wirklichkeit in einem geringeren Ausmaß als Arme, weil diese ... (Heiterkeit bei Bun-
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