BundesratStenographisches Protokoll700. Sitzung / Seite 163

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Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Da ist natürlich schon die Frage, warum wir mit den Kontrollen in Tirol mit einer Stelle eher schwach bestückt sind. Warum verstärken wir diese Kontrollen nicht? Warum zieht sich das in dieser Weise? Und wenn der Herr Kritzinger gemeint hat, Sie hätten einen großen Scherbenhaufen vorgefunden, was ja einer offenen Kritik an vielen anderen Landeshauptleuten vor Ihnen gleichkommt, muss man natürlich auch sagen: Wir ernten jetzt natürlich schon die böse Saat, die da aufge­gangen ist.

Ich denke nur daran, wie man plötzlich Ende der sechziger und siebziger Jahre begon­nen hat, das Namlosertal mit drei Spuren auszubauen – und heute stehen die Autos vom Anfang des Tales bis zum Ende, und es geht eigentlich am Ende nicht weiter, und dann stehen sie wieder hinaus. Dieser wahnwitzige Ausbau in Tirol, hoffend und glau­bend, der Verkehr sei grenzenlos und schaffe keine Probleme, daher machen wir aus jedem kleinen Wegerl eine schöne breite Straße, möglichst zwei- oder dreispurig, rächt sich, und diese Saat ernten wir natürlich jetzt auch in der Transitfrage. Da gibt es wahr­scheinlich nicht mehr viele Möglichkeiten, aber einige Möglichkeiten liegen doch auch in der nationalen Verkehrspolitik. Freilich: Die EU tut sich leicht, wenn sie die Aus­nahmen beseitigen will.

Sie haben Recht, Herr Landeshauptmann: Natürlich haben wir ein Recht auf ein or­dent­liches Verfahren, aber wir müssen aufpassen, was wir hier alles an Ausnahmen mitliefern. Wir dürfen es der EU nicht besonders leicht machen, darauf zu reagieren.

Nichtsdestotrotz wird es keine andere Alternative geben, auch den öffentlichen Nah­verkehr zu forcieren. Herr Kritzinger, der Raps und so weiter wird es letztlich nicht brin­gen. Wir werden nicht alles auf die Straße packen können, und wir werden nicht jede Fahrt ermöglichen können. Wir müssen auf die Alternativen, auf die umweltfreund­li­chen Alternativen setzen.

Sie haben ja gesagt: Es stinkt, es ist laut und so weiter. – Ja, aber dann müssen wir uns überlegen: Was attraktivieren wir? – Wir haben ja mittlerweile ein Ballungsgebiet von Telfs bis mindestens Jenbach, kann man sagen, wenn nicht weiter (Bundesrat Kritzinger: Jeder will Auto fahren!), und jeder will Auto fahren.

Aber es zählt auch das Angebot, das wir auf der anderen Seite setzen. Es muss auch die Rollende Landstraße ein Angebot an Fernfahr-Unternehmen sein, die Dinge un­komplizierter und vielleicht sogar preislich besser zu gestalten.

Man muss sich fragen: Was kosten die Autoreisezüge in Österreich? – Ich fahre immer von Wien nach Innsbruck mit dem Autoreisezug, aber letztlich, würde ich es öko­nomisch betrachten, ist das absolut uninteressant. Von der Umweg-Rentabilität her ge­sehen aber ist es natürlich hochinteressant.

Wir müssten in diese Dinge mehr investieren und sie auch zu attraktiveren Zeiten anbieten, nicht um 6 Uhr früh, sondern zu Zeiten, zu denen sie von den Menschen auch benützt werden, leichter benützt werden können, damit die Attraktivität wächst. Damit könnten wir sowohl den öffentlichen Nahverkehr als auch die Rollende Land­straße spannender machen.

Zurück zum Transit: Herr Landeshauptmann! Ich finde, für diese Initiative würde sich ein neuerlicher Schulterschluss lohnen, gerade auch, was die soziale Frage der Fern­fahrer betrifft. Ich glaube, dass das einer der Angelpunkte ist, an denen wir ansetzen können: Es geht darum, die Umwegfahrten, die ja viele, viele Kilometer fressen, un­attraktiv zu machen. In diesem Sinne: Da können wir sicher alle zusammenfinden. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

10.42

 


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