Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Da ist natürlich schon die Frage, warum wir mit den Kontrollen in Tirol mit einer Stelle eher schwach bestückt sind. Warum verstärken wir diese Kontrollen nicht? Warum zieht sich das in dieser Weise? Und wenn der Herr Kritzinger gemeint hat, Sie hätten einen großen Scherbenhaufen vorgefunden, was ja einer offenen Kritik an vielen anderen Landeshauptleuten vor Ihnen gleichkommt, muss man natürlich auch sagen: Wir ernten jetzt natürlich schon die böse Saat, die da aufgegangen ist.
Ich denke nur daran, wie man plötzlich Ende der sechziger und siebziger Jahre begonnen hat, das Namlosertal mit drei Spuren auszubauen – und heute stehen die Autos vom Anfang des Tales bis zum Ende, und es geht eigentlich am Ende nicht weiter, und dann stehen sie wieder hinaus. Dieser wahnwitzige Ausbau in Tirol, hoffend und glaubend, der Verkehr sei grenzenlos und schaffe keine Probleme, daher machen wir aus jedem kleinen Wegerl eine schöne breite Straße, möglichst zwei- oder dreispurig, rächt sich, und diese Saat ernten wir natürlich jetzt auch in der Transitfrage. Da gibt es wahrscheinlich nicht mehr viele Möglichkeiten, aber einige Möglichkeiten liegen doch auch in der nationalen Verkehrspolitik. Freilich: Die EU tut sich leicht, wenn sie die Ausnahmen beseitigen will.
Sie haben Recht, Herr Landeshauptmann: Natürlich haben wir ein Recht auf ein ordentliches Verfahren, aber wir müssen aufpassen, was wir hier alles an Ausnahmen mitliefern. Wir dürfen es der EU nicht besonders leicht machen, darauf zu reagieren.
Nichtsdestotrotz wird es keine andere Alternative geben, auch den öffentlichen Nahverkehr zu forcieren. Herr Kritzinger, der Raps und so weiter wird es letztlich nicht bringen. Wir werden nicht alles auf die Straße packen können, und wir werden nicht jede Fahrt ermöglichen können. Wir müssen auf die Alternativen, auf die umweltfreundlichen Alternativen setzen.
Sie haben ja gesagt: Es stinkt, es ist laut und so weiter. – Ja, aber dann müssen wir uns überlegen: Was attraktivieren wir? – Wir haben ja mittlerweile ein Ballungsgebiet von Telfs bis mindestens Jenbach, kann man sagen, wenn nicht weiter (Bundesrat Kritzinger: Jeder will Auto fahren!), und jeder will Auto fahren.
Aber es zählt auch das Angebot, das wir auf der anderen Seite setzen. Es muss auch die Rollende Landstraße ein Angebot an Fernfahr-Unternehmen sein, die Dinge unkomplizierter und vielleicht sogar preislich besser zu gestalten.
Man muss sich fragen: Was kosten die Autoreisezüge in Österreich? – Ich fahre immer von Wien nach Innsbruck mit dem Autoreisezug, aber letztlich, würde ich es ökonomisch betrachten, ist das absolut uninteressant. Von der Umweg-Rentabilität her gesehen aber ist es natürlich hochinteressant.
Wir müssten in diese Dinge mehr investieren und sie auch zu attraktiveren Zeiten anbieten, nicht um 6 Uhr früh, sondern zu Zeiten, zu denen sie von den Menschen auch benützt werden, leichter benützt werden können, damit die Attraktivität wächst. Damit könnten wir sowohl den öffentlichen Nahverkehr als auch die Rollende Landstraße spannender machen.
Zurück zum Transit: Herr Landeshauptmann! Ich finde, für diese Initiative würde sich ein neuerlicher Schulterschluss lohnen, gerade auch, was die soziale Frage der Fernfahrer betrifft. Ich glaube, dass das einer der Angelpunkte ist, an denen wir ansetzen können: Es geht darum, die Umwegfahrten, die ja viele, viele Kilometer fressen, unattraktiv zu machen. In diesem Sinne: Da können wir sicher alle zusammenfinden. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
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