BundesratStenographisches Protokoll700. Sitzung / Seite 165

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Wenn Herr Bundesrat Gasteiger hier meint, dass hinsichtlich der Einkommenssituation in Tirol alles am schlechtesten ist ... (Bundesrat Gasteiger: Statistisch erwiesen!) – Ja, „erwiesen“!

Lieber Freund! Ich bin ein alter Statistiker. Ich war lange an der Universität, und ich kann dir schon sagen, wie das ist mit den Transfereinkommen. Wenn ein Saisonbe­schäftigter nach der Statistik der Gebietskrankenkasse gerechnet wird, und der ist drei Monate in Tirol und die andere Zeit eben woanders, dann werden die drei Monate durch zwölf oder durch 14 dividiert. Das alles muss man bereinigen! Es wurde ein ein­zi­ger Versuch gemacht, eine Teilbereinigung zu machen, aber man könnte auch einen Umkehrschluss ziehen.

Hoher Bundesrat! Ich würde Sie gerne ein bisschen zum Nachdenken anregen. Es ist interessant – auch das ist eine Statistik, allerdings nur auf die Arbeitnehmer bezogen –: Die Tiroler Arbeitnehmer fahren in Österreich die größten Autos. Das mag für die Um­weltbilanz nicht besonders erfreulich sein, aber fest steht, sie fahren die größten Au­tos. – Es gibt in Tirol in Arbeitnehmerhand die meisten Eigenheime, von denen der Großteil in den letzten Jahren errichtet wurde. (Bundesrat Gasteiger: Gut so! Fleißi­ge Leute!) – Und die Tiroler Grundstückspreise sind die höchsten in Österreich.

Wenn man das alles mit dem geringsten Einkommen machen kann, dann bitte ich, dieses Beispiel in ganz Österreich nachzuahmen! (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte natürlich nicht die vielfältige Nachbarschaftshilfe, die es ja auch im Zil­lertal geben soll, in besonderer Weise erwähnen (allgemeine Heiterkeit), aber davon wollen wir jetzt nicht reden.

Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, dass wir in Tirol 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum haben. Der Leiter des Statistischen Zentralamtes und der Chef des Wirtschaftsfor­schungs­­institutes haben das für das letzte Jahr festgestellt.

Schauen Sie sich das Ranking der Bundesländer an! Wenn in Tirol alles so schlecht ist, wie Sie sagen, dann frage ich mich: Wie ist es möglich, dort 2,2 Prozent Wirt­schaftswachstum zu haben, wenn insgesamt der Durchschnitt in Österreich bei 0,8 Prozent liegt? (Bundesrat Gasteiger: Die Löhne sind die niedrigsten!)

Ich halte niemandem einen Spiegel vor, aber ich möchte festhalten, dass in Tirol der meiste Wohnbau getätigt wird; dass das Land Tirol die Wohnbauförderungsmittel nicht gekürzt hat, sondern die Wohnbauförderungsmittel mit Landeszuwendungen noch er­höht; dass im Gesundheitswesen – man höre und staune! – in den nächsten Jah­ren 8 Milliarden Schilling – dieses Budget wurde noch in Schilling erstellt – investiert werden; dass es in Tirol die meisten, modernsten und neuesten Pflegeeinrichtungen und Pflegebetten gibt – dass wir leider zu wenig Nachwuchs in der Pflege haben, das gebe ich gerne zu –; und dass der Wiener Bürgermeister mich immer wieder gefragt hat: Wie macht man das eigentlich in Tirol, dass man in einem so schwierigen geo­graphischen Gebiet alle Straßen bis ins letzte Tal ausgebaut und die Energie­versor­gung bestens gestaltet hat?

Es gibt auch Probleme im Zusammenhang mit dem Zuzug, der an und für sich nicht unbedingt gering ist.

Ich muss sagen, das ist eine Debatte, die man im Zusammenhang mit den Wahlwer­bungsaktionen gerne führen kann. Nur wundert es mich, warum die Bevölkerung gera­de jene Politiker wählt, die offensichtlich besonders „ungeeignet“ sind, die Wirtschaft und die Arbeitnehmer entsprechend zu fördern! (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Bundesrates Gasteiger.)

 


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