Bundesrat Stenographisches Protokoll 702. Sitzung / Seite 84

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haupt nur noch die Hälfte des Einkommens eines Betriebes in Gunstlage erwirt­schaf­ten.

Dazu kommt auch noch, dass es, um dieses Einkommen überhaupt zu erreichen, ei­nes wesentlich höheren Arbeitsaufwandes bedarf. Das schaut dann so aus, dass in der Erschwernisgruppe 4 je Hektar reduzierte landwirtschaftliche Nutzfläche 30,5 Tage erforderlich sind, und bei den Nichtbergbauern sind das dann nur mehr 17,2 Arbeits­tage.

Meine Damen und Herren! Der Anteil der öffentlichen Gelder am Einkommen im Durch­schnitt aller Betriebe stieg von 66 Prozent im Jahr 2001 auf 72 Prozent im Jahr 2002. Bei den Marktfruchtbetrieben machten die öffentlichen Gelder bereits 90 Prozent aus. Laut Grünem Bericht 2002 weisen die Marktfruchtbetriebe nicht nur insgesamt wesentlich höhere Förderungen aus als die Bergbauernbetriebe und die Biobetriebe, sie haben auch noch wesentlich höhere Förderungen aus dem Umwelt­pro­gramm erhalten.

Meine Damen und Herren! Nimmt man die von der AMA direkt an die Betriebe aus­bezahlten Förderungen als Basis für die Vergleiche, so ergibt sich folgendes Bild:

Vor allem auf Grund der Aufstockung der Rinderprämien und der höheren ÖPUL-Zah­lungen stiegen die gesamten Direktzahlungen um 52 Millionen € auf insgesamt 1,5 Mil­liarden € an. Während 33 Prozent der Betriebe im unteren Förderbereich im Durch­schnitt rund 1 598 € je Betrieb erhielten, lukrierten 2,3 Prozent der Betriebe, die sich am oberen Ende befinden, im Durchschnitt 56 170 € je Betrieb. – Das hat meiner Mei­nung nach mit Förderungsgerechtigkeit schon weniger zu tun.

Meine Damen und Herren! 53 Prozent der insgesamt geförderten Betriebe erhielten zusammen nur 17 Prozent der Fördergelder, hingegen kamen 423 Betriebe in den Ge­nuss von jeweils 72 673 € – das ist rund 1 Million Schilling – an Direktzahlungen.

Meine Damen und Herren! Wenn man die Lage der österreichischen Landwirtschaft diskutiert, dann kommt man, ob man will oder nicht, einfach zum derzeitigen Förde­rungssystem. – Da gibt es ein altes Sprichwort: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu! Und dieses Sprichwort passt auch im Zusammenhang mit dem Fördersystem der öster­reichischen Landwirtschaft. Ich weiß, dass das der Minister nicht gerne hört, das hat auch Minister Molterer nicht gerne gehört, wenn ich es ihm gesagt habe, aber es war einfach so, und es hat sich bis jetzt auch nichts Grundlegendes geändert.

Genau durch dieses Fördersystem werden die Einkommensunterschiede immer größer. Ich glaube, dass das Fördersystem dahin gehend umgestellt werden muss (Zwischenruf des Bundesrates Ing. Franz Gruber), dass auch die Arbeitskraft bezahlt wird, dass es nicht nur nach der Fläche und nach der Kopfzahl der Tiere geht, sondern dass auch der Aufwand abgegolten wird. Ich denke, das ist man den kleineren bäuer­lichen Betrieben einfach schuldig.

Meine Damen und Herren! Wir haben es im Landwirtschaftsbereich mit Konsumen­tinnen und Konsumenten zu tun. Das heißt, es muss Vertrauen geschaffen werden, es braucht Vertrauen. Die Verbraucher müssen wissen, wie zum Beispiel die Tiere gehalten werden, sie müssen wissen, wie die Tiere gefüttert werden. Man hört ja, dass es auch im Bereich Tierfütterung immer wieder zu Skandalen kommt. Ich weiß schon, dass das einige schwarze Schafe sind, im Großen und Ganzen wird hier sicher ordent­lich gearbeitet. Aber es ist einfach wichtig, dass der Konsument weiß, womit er es zu tun hat, welche Qualität er von unserer Land- und Forstwirtschaft erwarten kann.

Es wird in der Landwirtschaft zu Strukturveränderungen kommen müssen; das ist ganz klar. Wenn ich zum Beispiel nur an die Gemeinden meines Bezirkes Rohrbach denke: Viele Gemeinden haben jetzt bei der Neuauflage der Flächenwidmungspläne Auffors-


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