Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 53

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Einer der großen Themenbereiche im Zusammenhang mit der Vollrechtsfähigkeit, mit der Positionierung der Museen sind natürlich – jetzt sage ich es einmal anders, Kollege Hösele – Konkurrenzspiele auch mit öffentlichen Mitteln. Das ist etwas Bedauerliches! Die Konferenz, die hierzu stattgefunden hat, wurde später mit „Konferenz der braven Buben“ tituliert. Mit den „braven Buben“ sind die Museumsdirektoren Wiens gemeint, meine Damen und Herren, die sich zwar immer wieder einzeln, aber nicht zusammen kritisch, fordernd und so weiter zeigen. Kaum werden sie einmal zusammen an einen Tisch gebeten, werden sie zu „braven Buben“ und verstummen. Eine wichtige Frage, die sich dabei stellt – und das ist natürlich ein Problem im Zusammenhang mit der Voll­rechtsfähigkeit –, ist: Was kann das Ministerium vorgeben, dass es zu einer tatsäch­lichen Planung im Bereich des Ausstellungswesens und nicht zu solchen Konkurrenz­spielen kommt?

Generell eine tiefe Sorge: Ein Museum ist nicht wie das andere; auch nicht, was die Besucher betrifft, aber vor allem nicht, was die finanziellen Mittel betrifft. Hier ist natür­lich die Gefahr gegeben, dass finanziell sehr potent ausgestattete Museen kleinere, die sich dem zeitgenössischen Bereich widmen, doch etwas an die Wand spielen.

Insgesamt brauchen wir nun durch die Vollrechtsfähigkeit und die Aufgabenstellung der Museen natürlich ein vielfaches Licht, das sich auf die Herren Direktoren wirft. Ich sage das so, und es ist, glaube ich, sogar von einer Kollegin von der ÖVP einmal in einer Diskussion so bezeichnet worden, dass das die letzte Männerdominanz ist. Selbst das Bundesheer bricht auf, aber bei den Bundesmuseen – nehmen wir das Technische Museum einmal aus (Bundesrat Dr. Kühnel: Nationalbibliothek: Auch eine Dame!), ja, Nationalbibliothek – ist das eine fast hundertprozentige Sache, beinahe schon wie bei den Philharmonikern; dort werden wir jetzt allerdings auch schon langsam eine oder zwei Änderungen bekommen.

In dieser Männerdominanz brauchen wir langsam Wunderwuzzis, denn sie sollen nicht nur gute Forscher sein, gute Vermittler, gute Sammler, sondern sie müssen jetzt auch verdammt gute Event-Manager, Marketing-Manager, überhaupt Manager von Groß­betrieben sein. Vielleicht ist nicht jeder in gleicher Weise dazu geeignet. Manchmal ist es fast ein bisschen zu viel des Guten in dem Bereich des Neuen. Deshalb wird diese Ausgewogenheit, die wir hier brauchen – zwischen Kommerz und Kultur, zwischen Kommerz und der Wahrnehmung der Aufgaben des Forschens, aber auch des Sammelns –, schwierig zu finden sein, und manchmal kippt es. Da muss man auf­passen. Merchandising ist heute für jedes Museum wichtig, das gehört dazu, aber es darf nicht überhand nehmen.

Es sind auch insofern Vorkehrungen zu treffen, oder zumindest sind die Museums­direktoren zu ermahnen, dass man in der Öffentlichkeit nicht einfach so locker vom Hocker, sage ich jetzt einmal, Sprüche loslässt wie etwa: Na wenn das Budget nicht ausreicht, dann verkaufe ich ein bissel was aus der Sammlung! – Dazu bietet das Gesetz keine Grundlage, dass Museumsdirektoren von sich aus feststellen können, ich verkaufe etwas aus der Sammlung, aber es ist schon öffentlich gesagt worden. Da wäre es gut, Frau Bundesministerin, wenn Sie auch einmal klar sagen: Es ist nicht der Museumsdirektor der Herr über alles!

Ein Punkt ist – ich glaube, Peter Noever hat das einmal in einer Diskussion gesagt –, dass die Museen im heutigen Zustand die Verwaltung des Erbes sind und dass wir auf eines Bedacht nehmen sollten: Es leben Künstler und Werkschaffende auch heute, und es ist wichtig, nicht nur nach ihrem Tode ihre Werke zu sammeln, anzuschaffen und auszustellen, sondern dass sie das noch zu Lebzeiten erfahren. So manche große Künstler, die wir heute verehren und zu Lebzeiten am Hungertuch nagten, wissen gar nicht, was geschehen ist. Heute haben wir eine andere Situation und andere öffentliche Aufgaben, wir können uns dieser Herausforderung neu stellen. Aber wenn wir


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