Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 54

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sammeln und wenn wir neu anschaffen – da war ich immer in Sorge, was die Stadt Wien betrifft, und ich bin froh, dass jetzt auch seitens der Stadt Wien Vorkehrungen für neue Ausstellungsflächen getroffen werden –, dann dürfen wir nicht neue Kunstwerke, zeitgenössische Werke ankaufen und sie dann abseits jeglicher Öffentlichkeit lagern und nicht ausstellen!

Frau Ministerin! Interessant wird sein, wie denn der Rechnungshof-Sonderbericht hier aussehen wird, was das Kunsthistorische Museum betrifft. Aber dazu wird es in den nächsten Tagen, glaube ich, eine Besprechung in Ihrem Hause geben. Darauf warten wir schon gespannt.

Etwas, was ich ganz besonders – und durchaus mit einem Kompliment – hervorheben möchte, ist jener Bereich, den wir unter Restitution verstehen, die Einsetzung eines Raubkunst-Beirates und die Intensivierung der Provenienzforschung. Das ist etwas, von dem man wirklich sagen muss, dass hier etwas geschehen ist. Ich habe versucht, das aus den einzelnen Berichtteilen ein bisschen zusammenzurechnen: Man kann sagen, dass ungefähr 750 geraubte Exponate zurückgegeben wurden. Da sind viel­leicht noch nicht diejenigen dabei, um die es auch in der Öffentlichkeit so symbolisch geht. Ich nenne das Bild „Wally“, den Fall Bloch-Bauer oder Hollegha. Das ist noch nicht dabei, aber ich hoffe, dass es hier doch zu einer Geste der Republik gegenüber Frau Altmann kommen wird.

Ganz zum Schluss zu einem Teil des Berichtes, der sehr kurz gefasst ist; ich möchte ihn trotzdem ansprechen. Frau Bundesministerin, es ist die Frage: Wie sinnvoll ist es, dass ein und dieselbe Gruppe von Künstlern unter verschiedenen Mützen sehr viel Geld bekommt, wenn es doch viele in diesem Bereich gibt, die wenig Geld haben?

Wenn heute die Wiener Philharmoniker als Philharmoniker finanziert werden, wenn sie als Wiener Staatsopernorchester finanziert werden, wenn sie als Hofmusikkapelle finanziert werden und es sich dabei immer um dieselben Personen handelt, stellt sich doch die Frage, wie weit es in diesem Sektor relevant ist, die Hofmusikkapelle auch außerhalb der Hofmusikkapelle unter diesem Titel zu finanzieren. Es ist wichtig, was sie dort machen, aber es handelt sich doch immer wieder um denselben Personen­kreis.

Deshalb meine Frage auch an Sie: Sind Förderungen der Hofmusikkapelle außerhalb der Hofmusikkapelle tatsächlich anzustreben, wie sie derzeit gemacht werden, oder wird dadurch nicht die Situation verzerrt? Es kommt noch dazu, dass die Wiener Phil­harmoniker natürlich auch noch in Salzburg sind. Aber, wie gesagt, es gibt viele Musiker, Musikerinnen, die kämpfen müssen. Jetzt ist das RSO gerade in irgendeiner Form gerettet worden, wo es doch ganz stark auch um die zeitgenössische Musik geht. Deshalb meine Frage auch an Sie: Ist es wirklich sinnvoll, dass in einem Bereich Förderungen im Übermaß fließen, während andere Bereiche kämpfen müssen?

Abschließend sei gesagt: ein guter Bericht, ein interessanter Bericht, eine interessante und sehr kreativ gestaltete Zusammenstellung. Wir wissen, dass im Bereich des Aus­stellungswesens Koordinierungsbedarf herrscht. Ich glaube, dass es eine Verpflichtung der Museumsdirektoren dahin gehend geben muss – verpflichtend sollte auch ein ent­sprechender Bericht sein –, sich einer solchen Koordination auch zu unterwerfen. Sie müssen in irgendeiner Form etwas zurückmelden, sonst werden wir diese Konkurrenz mit öffentlichen Mitteln und Überschneidungen im Bereich des Ausstellungswesens haben. Und diesen Punkt halte ich für den von den Maßnahmen her vorrangigsten, der sich auch aus diesem Bericht ergibt. – Ich danke. (Beifall bei den Grünen, der SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP und der Freiheitlichen.)

 


11.42

 


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