Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 152

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

acht Prozent der Befragten der Meinung, dass die Vollzeit-Erwerbstätigkeit von Müttern ideal sei.

Im Vergleich dazu – das wird auch angeführt – tendieren in Belgien 59 Prozent zum Ideal der Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern. Da frage ich mich wieder: Was sagt diese Studie aus? – Entweder sind die Belgierinnen alle Rabenmütter, weil sie nicht zu Hause bei ihren Kindern bleiben wollen; möglicherweise ist es aber auch so, dass die Österreicherinnen keine Karrierechancen für eine Vollzeitbeschäftigung sehen und deshalb gleich sagen, sie bleiben lieber zu Hause.

Auf der anderen Seite stellt sich wieder die Frage: Wie ist es mit den Vätern? – Die Väter kommen in diesem Familienbericht sehr selten vor.

Dann gibt es noch ein weiteres Kapitel: „Gelebte Beziehungen“. – Darin werden andere Formen von Partnerschaften als die Ehe als „vorübergehend“ bezeichnet – also das sei eigentlich etwas, was nur vorher oder nachher passieren kann, aber „normal“ ist die Ehe. Das geht bis hin zu der Aussage, dass Lebensgemeinschaften als Alternativen zur Ehe selten absichtlich gewählt werden.

Also ich weiß nicht, ob ich in irgendeinem elitären Kreis groß geworden bin. Ich kenne sehr viele Menschen, die sehr bewusst nicht die Ehe wählen, sondern eine Partner­schaft einfach ohne Trauschein. (Bundesrätin Bachner: So ist es!)

Interessant an diesem Kapitel ist auch noch, dass keinerlei Quellen angegeben sind. Das heißt für mich, es steht jetzt nicht ganz klar fest, ob das eine Studie aus dem Jahr 1960 ist oder ob das einfach ein Stimmungsbild der Autorin ist.

Dann gibt es noch ein weiteres Kapitel: „Die Familienpolitik – in der Falle der Selbstver­ständlichkeit der Familie“. – Da wird eine Weiterentwicklung der familienpolitischen Maßnahmen vom Lastenausgleich zu einem Leistungsausgleich gefordert. Betreu­ungs- und Erziehungsleistungen direkt und individuell persönlich abzugelten, soll eine wirtschaftliche Mindestsicherung für eine spezielle Lebensphase ergeben und damit Wahlfreiheit für Beruf oder Familie bringen.

Auch wenn mir die Leistung für meine Familienarbeit abgegolten wird, sehe ich aber nicht, warum ich dadurch die Wahlfreiheit für den Beruf haben sollte! Bösartig könnte man auch herauslesen: Gebt den Frauen eine Mindestsicherung, dann kommen sie gar nicht auf die Idee, dass sie auch arbeiten gehen könnten!

Dann gibt es noch ein Kapitel „Familien mit einem behinderten Kind“. In diesem schei­nen überhaupt nur Mütter auf; Väter gibt es bei diesem Problembereich offensichtlich gar nicht – wie so oft in diesem Bericht.

Und unter dem Kapitel „Recht der Familie“ wird schlussendlich sogar gefordert, das Recht auf Ehe in der Verfassung festzuschreiben. Glücklicherweise steht nicht drinnen, warum das so sein sollte oder wozu das gut sein sollte; das ist nicht näher erläutert. (Bundesrat Mag. Himmer: Wen man heiraten muss, steht auch nicht drinnen!) – Das ist ein Glück, ja.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt auch in diesem Familienbericht einige aktuelle und wirklich interessante Kapitel. Das Kapitel „Familien im Auf und Ab des Lebens“ wirft interessante Fragen auf wie: Probleme der AlleinerzieherInnen, fehlende Pensionen und Sozialversicherungen für die Frauen, Probleme von Scheidungskin­dern, Stieffamilien und neue Herausforderungen der Gesellschaft.

Trotzdem, im Großen und Ganzen erzählt uns dieser Familienbericht von einer Idylle, die es vielleicht in den sechziger Jahren gegeben haben könnte: mit Vater, Mutter, Kind oder mehreren Kindern, Mutter zu Hause am Herd, und Vater erwirtschaftet ein großes Einkommen, womit man sich das Haus am Land leisten kann. – Dass diese


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite