Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 151

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

29. Punkt

Österreichischer Familienbericht 1999 der Bundesregierung (III-208-BR/2000 d.B. sowie 6919/BR d.B.)

 


Präsident Hans Ager: Wir gelangen nun zum 29. Punkt der Tagesordnung.

Da der gewählte Berichterstatter Johann Kraml krank gemeldet ist, fällt die Berichter­stattung gemäß § 45 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Bundesrates der Ausschuss­vorsitzenden Roswitha Bachner zu. – Ich bitte um den Bericht.

 


Berichterstatterin Roswitha Bachner: Geschätzter Herr Präsident! Frau Staatssek­retärin! Ich bringe den Bericht des Ausschusses für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz betreffend „Österreichischer Familienbericht 1999 der Bun­desregierung“:

Der Bericht liegt Ihnen schriftlich vor.

Der Ausschuss für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz stellt so­mit den Antrag, der Bundesrat wolle den Österreichischen Familienbericht 1999 der Bundesregierung (III-208-BR/2000) zur Kenntnis nehmen.

 


Präsident Hans Ager: Ich danke für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Kerschbaum. Ich erteile ihr dieses.

 


18.12

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrter Herr Präsident! Der Familienbericht ist aus dem Jahr 1999. Er ist im Jahr 2000 in der Bundesratskanzlei eingelangt. Die erste Frage, die ich mir gestellt habe, war: Warum hat es drei Jahre lang gedauert, bis wir das vor­gelegt bekommen? (Staatssekretärin Haubner: Das habe ich mich auch gefragt!) – 1999 war ich noch nicht im Bundesrat; Sie waren, glaube ich, auch nicht wirklich dafür zuständig. Aber gut, wir können jetzt trotzdem darüber reden.

Als ich mir den Bericht durchgelesen habe, bin ich draufgekommen: Die Studien, die darin zitiert werden, sind zum Teil noch viel älter! Es gibt da eine Studie aus dem Jahr 1990 – diese war eigentlich schon bei der Erstellung des Berichtes ein ziemlich alter Hut. In dieser Studie – EVS heißt sie – wird „die verstärkte Berufstätigkeit der Frau ambivalent beurteilt.“ – Das steht so im Bericht. Ich frage mich: Wer beurteilt die Berufstätigkeit der Männer?

Diese 13 Jahre alte Studie beschäftigt sich nicht damit, ob Familie und Beruf vereinbar sind, sie beschäftigt sich vielmehr mit dem Glauben der Menschen: dem Glauben zum Beispiel, dass Vorschulkinder unter der Berufstätigkeit der Mütter leiden, oder dem Glauben, dass die meisten Frauen Heim und Kinder wollen. (Demonstrativer Beifall des Bundesrates Mag. Gudenus.) – Ich bin auch eine Frau, auch ich will Heim und Kinder – aber ich will auch einen Beruf! Und ich frage mich: Wollen die Männer nicht Heim und Kinder? Also was soll jetzt mit dieser Studie ausgesagt werden? – Ich kenne allerdings nicht sehr viele Männer, die, nur weil sie Heim und Kinder wollen, deshalb ihren Beruf aufgeben.

Dann gibt es eine weitere Studie, die ein bisschen aktueller ist, sie stammt aus dem Jahr 1992 und erklärt, dass fast die Hälfte der 20- bis 39-Jährigen meinen, es sei ideal, wenn Mütter zumindest in den ersten Jahren zu Hause bleiben – wie lang die „ersten Jahre“ dauern, steht in der Studie nicht drinnen –, und im Gegensatz dazu seien nur


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite