Bundesrat Stenographisches Protokoll 704. Sitzung / Seite 68

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aus statistischen Gründen die Parameter geändert hat, dass Holland neu berechnet wurde und dass wir vor einigen Wochen hinter Holland zurückgereiht wurden. Wir waren über viele Monate, um nicht zu sagen Jahre vor den Holländern, wir waren die Nummer eins und sind jetzt die Nummer zwei.

Auch die Deutschen haben im Vergleich zu ihrer relativ hohen Arbeitslosenrate, die sie insgesamt aufweisen, eine relativ niedrige Jugendarbeitslosenrate. Wie gesagt, ich komme nicht umhin, zu meinen, dass diese duale Berufsausbildung, die vielen jungen Menschen eine gute Chance gibt, ins Arbeitsleben einzusteigen und trotzdem noch die Schule und Qualifikation zu machen, etwas ist, was das Risiko, in jungen Jahren arbeitslos zu werden respektive nach der Schulausbildung keinen Arbeitsplatz zu finden, jedenfalls deutlich reduziert.

Wenn Sie, Herr Bundesrat, meinen, dass unter den Unternehmen die Guten bestraft und die Bösen belohnt werden, so ist auch das für mich nicht nachvollziehbar. Ich denke an ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Jubiläum bei einem der Parade­unter­nehmen Österreichs und Oberösterreichs, der MIBA. Die Feierlichkeiten haben in Gmunden stattgefunden, und an diesem großen Festtag hat sich der Eigentümer­unternehmer – und gleichzeitig Präsident der Vereinigung der österreichischen Indus­trie – vor allem über eines gefreut, nämlich über die Leistungen seines Unternehmens in Sachen Lehrlingsausbildung über Jahrzehnte.

Ähnlich ist es bei der Firma Blum. Blum und Blum sind im Übrigen gleichnamig, aber nicht verwandt; das heißt, Manfred Blum kommt von dort und ist ein exzellenter Ma­nager, aber er ist – aus seiner Sicht vielleicht leider – mit den Eigentümern nicht direkt verwandt. Dort legt man extrem viel Wert auf die Lehrlingsausbildung, nicht etwa deswegen, weil man in den „Vorarlberger Nachrichten“ oder sonst wie gut wegkommen will, sondern weil man weiß, dass diese Lehrlingsausbildung im eigenen Unternehmen die Gegenwart des Unternehmens absichert und die Zukunft des Unternehmens erst recht absichert. Es mag schon sein, dass es Unternehmer gibt, die eigentlich Lehrlinge ausbilden könnten und es nicht tun; diese werden aber – wie heißt es so schön: wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte! – in Zukunft eben die qualifizierten Fach­arbeiter nicht haben und bestraft werden.

Dass man über ein Vorarlberger Modell und das VEM in anderen Bundesländern Öster­reichs nachdenken soll, entspricht durchaus meiner Meinung. Ich habe im Aus­schuss des Nationalrates zum ersten Mal von Ihrer Seite gehört: Das ist nicht un­bedingt Verpflichtung und zwingend, Freiwilligkeit ist hier eine denkbare Variante. Wenn man spartenspezifisch – sektionsspezifisch, wie das in der Kammer so schön heißt oder hieß, jetzt heißt es spartenspezifisch – zu Vereinbarungen kommt und sagt: Wir machen Ausbildungsverbünde, wir verteilen die Schwerpunkte und die Lasten in der Lehrlingsausbildung!, dann ist das sicherlich sinnvoll und zweckmäßig.

Wenn es allerdings in Richtung einer Lehrlingsstrafsteuer geht – wie das zum Beispiel in Deutschland die sozialdemokratische Bundestagsfraktion gegen den Willen meines sozialdemokratischen Wirtschafts- und Arbeitsminister-Kollegen Clement beschlossen hat –, dann ist das eine Zwangsgeschichte mit irgendeinem zentral verwalteten Fonds in Wien, der wieder teuer kommt. Das wollen wir nicht. Ganz in unserem Sinne ist jedoch das Vorarlberger Modell und sind insgesamt Vorschläge des Kollegen Blum. Ich freue mich, dass das ein Mann ist, der auch in Gewerkschaftskreisen in hohem Maße akzeptiert ist.

So gesehen bin ich hier also diametral anderer Auffassung als Sie, Herr Bundesrat. Ich glaube, das ist ein Asset, und es ist im Übrigen auch ein Asset und ein Vorteil österreichischer Unternehmungen im internationalen Wettbewerb. Bei der tertiären


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