Bundesrat Stenographisches Protokoll 707. Sitzung / Seite 59

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handen war, geht der Wissensstand von 1970 zurück, der zum Kyoto-Ziel und Kyoto-Protokoll geführt hat.

Die eingetretene Entwicklung wirft jedoch zwei Fragen auf. Es sind hehre Ziele, die das Kyoto-Protokoll enthält. Die zwei Fragen lauten wie folgt: Ist die Zielsetzung der CO2-Reduktion dem Grunde nach wohl richtig, der Höhe nach aber vielleicht doch über­zogen? Ist die Zielsetzung vollständig gewesen, oder wurden Einflüsse übersehen?

Bezüglich der Höhe der Zielsetzung muss ich anmerken, dass von den 15 EU-Staaten 13 das Ziel der Selbstverpflichtung nicht erreichen werden. Es erscheint mir doch etwas problematisch, wenn man sich Ziele gemeinschaftlich vorgibt, die eine Mehrzahl der sich verpflichtenden Staaten in der EU nicht erreichen kann. Zumindest bislang waren sie dazu nicht in der Lage. Daher ist zu überlegen – und es liegt im Wesen der Wissenschaft, dass bei jeder Aussage immer auch jede Voraussetzung hinterfragt werden muss –, welche Ursachen für den Treibhauseffekt noch in Frage kämen.

Dem ist vorauszuschicken, dass vor allem die drei Wissenschafter Böhringer, Lange und Moslener, von einem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Konsens über die Schädlichkeit der CO2-Emissionen sprechen. Dieser Konsens wird öffentlich nicht in Frage gestellt, und doch gibt es mit diesem Thema befasste Wissenschafter, die diesen Konsens sehr wohl in Frage stellen – und ich glaube, es ist durchaus berechtigt, dass man auch wissenschaftliche Ergebnisse hinterfragt.

Als Nichtwissenschaftler, aber als Befasste mit diesem Thema sind ein Walter Lüftl aus Wien zu nennen, aus Deutschland ein Professor Wolfgang Thüne und ein Professor Hans-Eberhard Heyke und aus Amerika unter anderen – dort sind es mehrere, die damit befasst sind – ein aus Wien stammender Professor Singer. Sie alle befassen sich kritisch mit diesem Thema.

Im Jahre 2002 ging eine aufregende wissenschaftliche Nachricht um die Welt: Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe in den Vereinigten Staaten unter Leitung von Professor Mark Jacobson hatte zwölf mögliche Einflüsse und deren Wechselwirkung auf das globale Erwärmungssystem untersucht. Das Ergebnis war sensationell: Nicht das vielfach verteufelte CO2, sondern Russ ist der Hauptverursacher des Treibhaus­effektes. Auf die Masse bezogen ist der Beitrag von Russ zur globalen Erwärmung hunderttausend bis fünfhunderttausend Mal größer als der von CO2. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Das sind wirklich neue Ergebnisse!)

Freilich entsteht bei Verbrennungsprozessen CO2 in weit größerer Menge als Russ, das ist bekannt, andererseits ist aber CO2 als Verbrennungsprodukt unvermeidlich und entweicht als Gas in die Atmosphäre. Hingegen ist der Russ ein Nebenprodukt, das in kleinen Mengen aus der nicht idealen Verbrennung entsteht, das man aber auch aus­filtern kann.

Die Arbeit von Professor Jacobson wurde im „Journal of Geophysical Research“ ver­öffentlicht.

In der Schweiz hat sich das Paul-Scherrer-Institut in Zürich – aber auch die NASA in den USA – mit diesen Forschungen beschäftigt und im Grunde genommen die Ergebnisse von Jacobson aus den Vereinigten Staaten zwar nicht zu hundert Prozent, aber im Großen und Ganzen bestätigt.

Es ist nicht zweckmäßig, den Vertrag von Kyoto aufzuheben – das zu tun, hat niemand die Absicht, auch die genannten Wissenschafter nicht –, aber auf Grund der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse wäre doch zu überdenken, ob nicht eine entsprechen­de Revision, eine Art Ergänzung dieses Vertrages stattfinden sollte.

 


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