Bundesrat Stenographisches Protokoll 709. Sitzung / Seite 38

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auch eine Maßnahme, die überhaupt darauf abzielt, den im kleinen Verband geführten Handelsbetrieb zurückzudrängen. Vor allen Dingen – darüber sollte wirklich jeder nach­denken, auch der Industrielle Dr. Bartenstein –: Es wird dadurch ja die Kaufkraft nicht mehr, und es findet dieser Einkaufstourismus – das kann ich sagen, denn ich wohne in einem Bundesland, wo wir jetzt auch eine sehr offene Grenze nach Norden haben – genauso statt, ob mit oder ohne erweiterte Ladenöffnungszeiten! (Bundesrätin Bach­ner: Richtig!)

Was die vielen Arbeitnehmerinnen betrifft, so muss ich sagen: Gerade in kleinen Han­delsbetrieben hat ja der Gewerbetreibende eine sehr große Nähe zu seinen Beschäf­tigten. Diese Frauen haben oft nicht nur das Problem der fehlenden Kinderbetreuungs­einrichtungen, denn – es sitzen ja viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister hier in diesem Saal – es ist anhand der Gemeindebudgets oft nur möglich, einen Kindergarten zu betreiben, aber nur in den wenigsten kleinen oberösterreichischen Gemeinden findet sich zum Beispiel eine Ganztagsbetreuung für Volksschüler, sondern diese Frauen, die dort mit Kindern leben, haben in der Regel nicht einmal die notwendige Verkehrsverbindung, um überhaupt rechtzeitig nach Hause zu kommen. Wir haben es da mit einem geschlossenen Kreislauf von Benachteiligung für die erwerbstätige Frau gerade im Handel zu tun.

Ich bitte daher gerade hier auch die Bundesregierung beziehungsweise Sie, Frau Bun­desminister, sich der Lobby der Frauen im Handel, aber auch der dort tätigen Gewer­betreibenden anzuschließen.

Ich komme nun auf einen Punkt zu sprechen, der einerseits sehr erfreulich ist, nämlich für jene Frauen, die sich selbständig machen. Das ist ganz beachtlich: Von den 4 600 Betriebsgründungen in Oberösterreich, die es im Vorjahr gab, entfallen immerhin 36,4 Prozent auf Frauen. Dort sieht es so aus, dass im Bereich von 22 der so genann­ten Fachgruppen und Innungen diese Entwicklung besonders deutlich wird, insbeson­dere – ich hebe da jetzt ein paar hervor – im Bereich der Friseurinnen und so weiter, der natürlich als klassisches Beispiel zu nennen ist, möchte ich sagen, aber zum Beispiel auch im Bereich der Hotellerie: Dort wurden 88 Prozent der im Vorjahr neu gegründeten Betriebe von Frauen gegründet! Auch in dem gesamten Bereich rund um die Körperpflege – Kosmetik, Fußpflege et cetera – waren es 86 Prozent, aber auch zum Beispiel im Bereich der Reisebüros waren im Vorjahr 75 Prozent der Neugründer Frauen.

Ich glaube, da ist eines natürlich ganz wichtig: Diese Bereiche sind sehr personalinten­siv, und dort ist der Punkt wieder folgender: Es hat eine interessante Umfrage der Wirt­schaftskammer Oberösterreich gegeben, wo man abgefragt hat, wo denn nun eigent­lich die Probleme dieser Frauen als selbständig Erwerbstätige liegen, und dabei hat sich wieder gezeigt: Die meisten sagen, dass sie 55 und mehr Arbeitsstunden in ihrem Betrieb verbringen, 40 Prozent sagen sogar, sie arbeiten mehr als 60 Stunden, und auf Seiten von 58 Prozent aller Neugründungen besteht der Wunsch nach Kinderbetreu­ungseinrichtungen mit erweiterten Öffnungszeiten. 66 Prozent der Befragten sagen sogar, sie würden sich das mehr kosten lassen.

Dazu ist es wiederum erforderlich – das ist hier ganz wichtig! –, jeder Österreicherin, jedem Österreicher einen Kindergarten-, einen Kinderbetreuungsplatz zu garantieren. Ich glaube, das sollten wir wirklich festschreiben. Angesichts der Tatsache, dass die Kindergarten-Milliarde leider nicht mehr existent ist, besteht hier meiner Ansicht nach wieder ein ganz großer Aufholbedarf. Das sollten wir in den Vordergrund stellen!

Abschließend danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und verbinde damit die Bitte an Sie, Frau Bundesministerin, der erwerbstätigen Frau, sowohl der selbständigen als


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