Bundesrat Stenographisches Protokoll 710. Sitzung / Seite 149

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Präsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Dr. Kühnel. Ich erteile ihm das Wort.

 


18.34

Bundesrat Dr. Franz Eduard Kühnel (ÖVP, Wien): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nachdem wir uns vorhin über ein bestimmtes Thema recht echauffiert haben, sind jetzt alle offensichtlich vor lauter Erschöpfung hinausgegangen, daher stellt sich die Frage, ob man überhaupt noch reden soll. Nur fürs Protokoll? (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Oh ja, Herr Kollege! Wir sind ganz Ohr!) – Doch. Gut, dann werde ich zumindest ver­suchen, das Thema wieder auf eine sachliche Basis zurückzubringen, denn Kollege Gruber hat eigentlich nicht zum aktuellen Thema gesprochen, sondern wollte eine generelle Energiedebatte vom Zaune brechen. (Bundesrat Gruber: Wäre auch not­wendig, Herr Kollege!)

Heute geht es um ein Gesetz, um eine Novelle zum Elektrizitätswirtschafts- und -orga­nisationsgesetz. Dieses Gesetz muss deshalb geändert werden, weil Brüssel eine Ent­scheidung getroffen hat, und diese Entscheidung wird nun in unser Rechtssystem ein­gebaut.

Was ist das Ziel dieser Brüsseler Entscheidung? – Es soll zu einer Entflechtung der Vertreibernetze kommen, denn es hat sich herausgestellt, dass sich gerade bei den Vertreibern gewisse Monopole entwickelt haben, und Brüssel ist nun einmal ein großer Feind der Monopole, hat immer Interesse daran, dass Konkurrenz entsteht. Mittelfristig, Herr Kollege Gruber, ist sicher zu erwarten, dass es, wenn Konkurrenz vorhanden ist, auch zu einer Senkung der Strompreise kommen wird, wenn es ordentlich gemacht wird.

Natürlich gibt es im Bereich der Elektrizitätswirtschaft auch vertikal gegliederte Organi­sationen – sagen wir es einmal so –, die produzieren, die verteilen, die Stromhändler sind, die zumindest lokale Monopole haben, und auch die sollen aufgebrochen werden. Brüssel ist aber nicht päpstlicher als der Papst: Es werden gewisse Zeitlimits gesetzt.

Was bedeutet das unterm Strich? – Es soll mehr Konkurrenz geschaffen werden.

Wie Sie richtig sagen, Kollege Gruber, hat Österreich in den letzten Jahren einen höhe­ren Stromverbrauch zu verzeichnen. Es ist eine Steigerung eingetreten. Im Jahre 2003 wurden 3,24 Prozent mehr elektrische Energie verbraucht. Dies würde in zehn Jahren eine beträchtliche Zuwachsmenge bedeuten. Das heißt, wir müssen danach trachten, dass wir in Österreich zusätzlichen Strom produzieren, wobei die Arten, wie man das machen kann, ja an sich bekannt sind. – Das wäre der eine Ansatz.

Der zweite Ansatz wäre, eventuell die mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor 20 Jah­ren von einem sozialdemokratischen Minister konzipierte 380-kV-Ringleitung in Öster­reich endlich zu finalisieren. Diese Leitung würde eine Reduktion der Stromverluste bedeuten.

Zweitens – und deswegen verstehe ich nicht, dass die Sozialdemokraten dem Gesetz nicht zustimmen –: Wenn entsprechend preiswerte elektrische Energie zur Verfügung steht, dann ist das eine Grundvoraussetzung für die Schaffung weiterer Arbeitsplätze. Daher müssten Sie, zumal Sie die Arbeitsmarktsituation in Österreich immer wieder so lamentabel finden, diesem Gesetz eigentlich zustimmen, aber auf Grund Ihrer Totalop­position, der Sie sich verschrieben haben, sagen Sie zu fast allem nein – außer zum Tierschutz, da waren Sie heute einstimmig dafür. (Bundesrat Gruber: Stimmt nicht, Herr Kollege! Schauen Sie sich einmal das Abstimmungsverhältnis an!)

Es gäbe noch einen weiteren Ansatz, wie wir zum Beispiel die Energiefrage lösen könnten. Hier ein praktisches Beispiel: Wir schalten hier im Saal einmal diese vier


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