Bundesrat Stenographisches Protokoll 710. Sitzung / Seite 148

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Dieser Nationalratsbeschluss, meine sehr geehrten Damen und Herren, beinhaltet die Umsetzung einer Elektrizitätsbinnenmarkt-Richtlinie – fast ein Zungenbrecher – der EU, die bis zum Jahre 2007 die Marktintegration, den Konsumentenschutz sowie die Transparenz bei Vertragsbestimmungen wesentlich verbessern sollte. Dass dann allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ihre Stromrechnungen einigermaßen verständlich er­scheinen, möchte ich trotzdem bezweifeln. (Bundesrat Weilharter: Deshalb wird novel­liert!) – Es ist gefährlich, wenn man etwas novelliert und reformiert, es wird selten besser.

Es scheint mir daher durchaus berechtigt zu sein, sehr geehrter Herr Bundesminister, wenn das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz geändert wird, einige für uns wichtige Fragen zu stellen.

Was tun Sie, Herr Bundesminister, damit sich der Ökostromzuschlag in den nächsten Jahren nicht – wie von Ihnen selbst befürchtet – um 5 bis 6 Prozent auf die Stromrech­nungen der österreichischen Haushalte niederschlägt?

Was tun Sie, Herr Bundesminister, zumal der Stromverbrauch jährlich um 1 000 Giga­wattstunden zunimmt, um den Befürchtungen des Verbund-Vorstandsvorsitzenden Haider entgegenzuwirken, wonach wir bei der Energieversorgung vom Ausland abhän­gig werden? Dieser Zustand wird sich in den nächsten Jahren noch verschlechtern.

Wo, Herr Bundesminister, sind die Investitionen in die Erzeugerstandorte? Wo sind die Investitionen in die Hochspannungsnetze, die verhindern sollen, dass es in Österreich zu einem Stromausfall in jenem Ausmaß kommt, wie wir ihn in Amerika und in Italien bereits erlebt haben?

Wann wird die 380-kV-Ringleitung in Österreich geschlossen, um gegen Stromausfälle besser gerüstet zu sein?

Sie selbst, Herr Bundesminister, lehnen laut „Kronen Zeitung“ vom vergangenen Samstag den italienischen Weg, ein reines Importland für Energie zu werden, ab. Wo sind die Überlegungen, wo sind die Konzepte bezüglich Versorgungssicherheit? Eben diese Versorgungssicherheit, die den österreichischen Wirtschaftsstandort und damit Arbeitsplätze sichern sollte, sollte in dieser Vorlage mitgeregelt werden; ebenso eine engere korrekte Fassung des Nutzungsentgeltes.

Wenn Sie, meine Damen und Herren, heute dem Beschluss des Nationalrates Ihre Zustimmung geben, dann beschließen Sie auch, dass es in Zukunft keine Zugriffe mehr gibt. Hatte bis jetzt der Netzbetreiber einen direkten Zugriff auf den Produktions­betrieb, so ist das mit diesem Beschluss nicht mehr möglich. Wir Sozialdemokraten sind daher der Auffassung – auch im Gegensatz zu den Vertretern der Grünen –: Hier lässt man eine Möglichkeit, eine Chance aus!

Es gab von uns Sozialdemokraten bereits sehr konkrete Vorschläge bezüglich einer besseren rechtlichen Grundlage, bezüglich entsprechend abgesicherter Verträge, wie anfallende Kosten geregelt werden sollten, damit es keine Rechtsstreitigkeiten gibt. Auf alle Fälle müsste auch gewährleistet sein, dass in Krisenfällen ein Zugriffsrecht auf den Stromproduzenten beziehungsweise auf das Kraftwerk gegeben ist.

Ich bin überzeugt davon, dass unsere Ansätze in unseren Entschließungsanträgen im Nationalrat sehr gut waren – leider wurden sie von den Regierungsparteien im Natio­nalrat negiert. Daher können wir auch dem Beschluss des Nationalrates nicht unsere Zustimmung geben. Wir müssen diese Vorlage ablehnen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 


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