Bundesrat Stenographisches Protokoll 711. Sitzung / Seite 88

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vor allem im Schutzwaldbereich gibt es regional große Probleme – und die Probleme werden größer werden, wenn die Politik nicht stärker und effizienter eingreift.

Verglichen mit der Situation in Europa laut dem Europäischen Waldzustandsbericht sind die Probleme in unserem Land nicht dramatisch. Es gibt aber auch nicht gerade Grund zum Jubeln, denn im Vergleich zum Jahr 2000 verschlechterte sich der Zustand der rot-weiß-roten Baumkronen: Mit einem Anteil von fast 10 Prozent geschädigten Bäumen sind wir 2001 wieder auf das Niveau von Anfang der neunziger Jahre zurück­gefallen. Erfreulicherweise zeigt der Österreichische Waldbericht 2001 aber auch, dass auf über 50 Prozent der Waldfläche mit Naturverjüngung gearbeitet wird und zwei Drit­tel des österreichischen Waldes als naturnah eingestuft werden.

Zum Gewässerschutzbericht 2002: Vorab ist auf die gute Qualität und den hohen In­formationsgehalt des vorliegenden Gewässerschutzberichtes, der den Berichtszeit­raum 1999 bis 2001 umfasst, hinzuweisen. In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem auf die nützliche Zusammenfassung wesentlicher Weichenstellungen im Bereich der österreichischen Wasserpolitik am Beginn des Berichtes hinweisen, was ich sehr gelungen finde. Hervorzuheben ist im Rahmen eines Befundes über die österrei­chische Gewässersituation der vergleichsweise große Wasserreichtum sowie die Tat­sache, dass Österreich sein Trinkwasser zu 99 Prozent aus Grund- und Quellwasser bezieht. Nicht unerwähnt bleiben soll im Rahmen einer vollständigen Situationsauf­nahme auch der mit 86 Prozent sehr hohe Anteil der Einwohner, die an öffentliche Abwasserbeseitigungsanlagen angeschlossen sind.

Zu den potentiellen Gefährdungsquellen: Vor dem Hintergrund einer über weite Berei­che zufrieden stellenden Wasserqualität österreichischer Gewässer gibt es allerdings auch flächenhafte Überschreitungen der Grundwasserschwellenwerte betreffend Nitrat und Atrazin, wobei sich dies auf die landwirtschaftlich intensiv genutzten Ackerbau­regionen im Südwesten und Osten Österreichs sowie auf die Tallandschaften entlang der Donau konzentriert. Dies macht wiederum deutlich, dass es zwischen Landwirt­schaft und Umwelt Interessenkonflikte gibt, die nicht nur die teilweise hohen Nitratwerte betreffen, sondern auch den Bereich der Hausbrunnen. Unerfreulich ist auch der Rück­gang der Güteklasse 1 sowie der langsame Rückgang bei der Nitratsituation im Allge­meinen.

Der Wildschadensbericht 2001 liegt vor und wird sicherlich noch Anlass zu Diskussio­nen geben. Das Wild, aber auch das Weidevieh können den Wald durch Verbeißen der Keimlinge, der Terminal- oder Seitentriebe, durch Verfegen der jungen Bäume, aber auch durch das Schälen der Rinde schädigen. In manchen Teilen Österreichs kann dies vielleicht durch überhöhten Schalenwildbestand, möglicherweise aber auch durch den einen oder anderen Fehler in der Wildfütterung – hier sei vielleicht das ganzjährige Füttern des Schalenwildes angesprochen – entstehen, oder aber auch in der Waldbe­wirtschaftung, wo nicht genügend Äsungsangebot für das Wild vorhanden ist und übrig bleibt.

An dieser Stelle möchte ich die Kommassierungen erwähnen, wo sämtliche Sträucher und Hecken entfernt wurden, die dann mit zusätzlichem Aufwand angepflanzt und der Natur sowie dem Wild wieder zugeführt werden müssen.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass das Wild durch den weiter ausgebauten Tou­rismus, den steigenden Verkehrslärm, aber auch durch die Erschließung neuer Wohn­gebiete immer mehr beunruhigt und sein Lebensraum stark eingeschränkt wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als passionierte Jägerin, auch mit dem Be­wusstsein für die Wichtigkeit der Hegemaßnahmen ausgestattet (Bundesrätin Dr. Lich­tenecker: Oh, oh, oh!) – Weidmannsheil! –, möchte ich mich ausdrücklich dagegen verwahren, dass das Wild möglicherweise die alleinige Schuld an der Schadens-


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