11.04
Bundesminister für Landesverteidigung Günther Platter: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mir wurde zur Kenntnis gebracht, dass heute unter Umständen auch der 20. Juli 1944 diskutiert wird, was ich gut finde, und so habe ich mir erlaubt, heute zu dieser Debatte zu kommen, denn es ist doch richtig, dass das Regierungsmitglied, das mit dieser Thematik befasst ist, hier an einer gemeinsamen Diskussion teilnimmt.
Zunächst möchte ich meinem Freund Ludwig
Steiner, der heute hier anwesend ist, einen herzlichen Dank aussprechen für all
seine Aktivitäten rund um den Österreichischen Versöhnungsfonds und mich auch
bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Beitrag bedanken. Da wurde
etwas getan, was dringend notwendig ist, und Ludwig Steiner war und ist Garant
dafür, dass es gut abgehandelt wird. (Allgemeiner Beifall.)
Ich möchte mich auch bedanken dafür, dass man bei der Wortwahl sehr vorsichtig war. Worte können Menschen zusammenbringen, Worte können einen, aber Worte können auch verletzen. Ihnen, Herr Abgeordneter, einen herzlichen Dank dafür, dass eine gute Wortwahl gefunden wurde, denn es wird auch beurteilt, wie man mit dieser Thematik umgeht.
Ich möchte Ihnen zuerst meine persönliche Einstellung zum 20. Juli 1944 ganz kurz sagen: Es ist notwendig, dass die Österreicher, die an diesem Attentat beteiligt waren, in Österreich gewürdigt werden. Die Soldaten haben in einer sehr schwierigen Situation eine Entscheidung treffen müssen. Es waren Männer von Überzeugung. Es waren Männer, die nach ihrem Gewissen gehandelt haben.
Ich möchte Ihnen nun sagen, dass es mir als Verteidigungsminister besonders wichtig war und ist, dass in diesem Gedenkjahr einige Impulse gesetzt werden. Ich würde Sie ersuchen, dann, nachdem ich diesen Vortrag gemacht habe, zu beurteilen, ob wir, die Republik Österreich, aber auch das Verteidigungsministerium, letztlich auch das österreichische Bundesheer, einen Schritt weiter gekommen sind.
Ich habe erstmals – es war noch nie da! – ermöglicht, weil es mir ein großes Anliegen war, dass eine Ausstellung mit dem Titel „Tyrannenmord – Der 20. Juli 1944 und Österreich“ im Heeresgeschichtlichen Museum gemacht wurde.
Lassen Sie mich einige Sätze sagen, die ich bei der Eröffnung dieser Ausstellung gesagt habe. Es war mir sehr wichtig, selbst diese Ausstellung zu eröffnen. Ich habe dort Folgendes gesagt:
Es handelt sich um die erste derartige Ausstellung zum 20. Juli 1944, und es war nicht gerade leicht, Material dafür zu finden.
Die Zeit des Nationalsozialismus ist das dunkelste Kapitel in der Geschichte Österreichs. Es hat jedoch auch viel Widerstand gegen dieses Unrechtsregime gegeben.
Der 20. Juli 1944 erhält in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung. Wenn irgendwann in der Geschichte aus rein christlichem Gewissen gehandelt wurde, dann am 20. Juli 1944. Es war nämlich eine Frage des christlichen Gewissens, den Gräueltaten Einhalt zu gebieten.
Der 20. Juli 1944 war ein generalstabsmäßig geplanter Anschlag. Die Offiziere sind mit ihrem Plan, Hitler zu töten, aber gescheitert. Nach dem Anschlag war die Machtübernahme – Stichwort: „Walküre“ – geplant.
Hauptmann Carl Szokoll hätte die „Walküre“ in Wien durchführen sollen. Carl Szokoll, ein Kronzeuge, hat die Säuberungsaktion der Nazis nach dem Attentat überlebt. Bis zum Attentat auf Hitler war er direkter Kontaktmann zu Stauffenberg, er blieb aber
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