Bundesrat Stenographisches Protokoll 712. Sitzung / Seite 45

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glücklicherweise unentdeckt. Szokoll hat nach dem Krieg als Filmregisseur seine Erlebnisse verarbeitet. – Er war selbst bei dieser Ausstellungseröffnung dabei, und ich habe ihn mit Worten gewürdigt.

Ich habe auch über Robert Bernardis gesprochen und Folgendes gesagt:

Robert Bernardis war ein weiterer Österreicher, der am Attentat beteiligt war. Er war von der Wehrmacht dem Allgemeinen Heeresamt in Berlin zugeteilt. Nach dem Attentat auf Hitler ist ihm und seiner Familie ein schreckliches Schicksal widerfahren. Die gesamte Familie hat schwer für den Mut von Robert Bernardis büßen müssen. – Bei der Ausstellungseröffnung waren auch seine Verwandten anwesend: Ingeborg Heidel­berger, Ing. Fritz Müller und Anton Gross.

Zum Schluss habe ich gesagt:

Wir wissen, eine Armee funktioniert immer mit Hierarchien und Gehorsam. Wir alle leben in einer gesellschaftlichen Ordnung – manche unter den heute Anwesenden leben auch in einer militärischen.

Im Jahr 1944 haben Offiziere diese Hierarchien ausgesetzt und einen Anschlag auf den Oberbefehlshaber verübt. Sie haben nach ihrem Gewissen gehandelt – um einem Unrechtsregime ein Ende zu bereiten. Die Geschichte lehrt uns, dass die Frage nach Moral und Gewissen nie vergessen werden darf – auch wenn dabei Widerstände überwunden werden müssen.

Die Wissenschaft und die Lehre sind frei – das ist mir in meinem Ressort ganz besonders wichtig. Es ist mir persönlich ein großes Anliegen, dass die Geschichte ohne Tabus aufgearbeitet wird. – Das waren meine Worte bei der Eröffnung der Aus­stellung.

Aus diesem Grunde, meine Damen und Herren im Hohen Hause, freue ich mich sehr darüber, dass es im Herresgeschichtlichen Museum diese Ausstellung „Tyrannen­mord – Der 20. Juli 1944 und Österreich“ gibt. Ich möchte Sie alle herzlich einladen, diese Ausstellung zu besuchen, die noch bis September stattfindet.

Das war der erste Impuls, den ich in diesem Gedenkjahr gesetzt habe.

Der zweite Impuls war folgender: Ich habe die Landesverteidigungsakademie beauf­tragt, ein Symposium im Herbst zu machen – ein Symposium, wo internationale und nationale Kenner dieser Materie mit dabei sein werden, damit dieser dunkle Teil unserer Geschichte beleuchtet wird, diskutiert wird, ein Dialog darüber geführt wird, der natürlich auch in die Öffentlichkeit hinausgetragen wird, damit für dieses Thema Sensi­bilität erzeugt wird.

Darüber hinaus habe ich am Tag des Gedenkens des 20. Juli 1944, also 60 Jahre danach, folgende Entscheidung getroffen: dass wir im Rahmen dieses Symposiums eine Gedenkveranstaltung durchführen. Mir geht es darum, dass nicht nur ein Taferl, wie das manchmal gesagt wird, angebracht wird, sondern dass auch eine Gedenk­veranstaltung stattfindet, wo eine entsprechende Würdigung aller Soldaten, die im Widerstand waren, erfolgt, und dass dann diese Gedenkveranstaltung in einer Enthüllung einer Gedenktafel für Robert Bernardis gipfelt.

Ich habe die Militärhistorische Denkmalkommission beauftragt, die entsprechenden Worte, die auf dieser Gedenktafel stehen sollen, zu finden, mir einen Vorschlag zu machen, welche Worte auf dieser Gedenktafel angebracht werden sollen. Ich habe schon vorhin gesagt: Worte sind in diesem Zusammenhang ganz besonders wichtig und müssen gut gewählt werden.

 


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