Bundesrat Stenographisches Protokoll 712. Sitzung / Seite 159

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gefordert worden bin, keine Zwischenrufe zu machen, sondern mich zu Wort zu melden, tue ich dies hiermit. Ich war schon in der Schule ein braves Kind und habe den Anweisungen meiner Lehrerin immer Folge geleistet, deshalb auch hier. (Allgemeine Heiterkeit und Beifall.)

Herr Staatssekretär Morak, Ihre Ausführungen hier haben mich dazu bewogen, jetzt zum Rednerpult zu gehen. Ich glaube nicht, dass die Österreicherinnen und Öster­reicher Angst vor der Arbeit haben beziehungsweise dass sie nicht gerne arbeiten würden, sondern meine, dass die Österreicherinnen und Österreicher wirklich sehr gerne arbeiten, nur: Man muss bedenken, dass mit dieser „Pensionsreform“ die Men­schen geradezu dazu getrieben werden, so schnell wie möglich in Pension zu gehen, denn je länger sie arbeiten, desto mehr Abschläge haben sie – und desto weniger Pension erhalten sie! (Widerspruch bei der ÖVP.) Das ist das große Problem! (Bundesrat Mag. Himmer: Nein, das hast du falsch verstanden! Na geh, jetzt haben wir so lange diskutiert und jetzt hast du es immer noch nicht ...! – Rufe bei der ÖVP: Das Gegenteil ist der Fall! – Zwischenruf des Bundesrates Ager.) – Du verstehst mich schon richtig, auch wenn ich mich vielleicht falsch ausgedrückt habe! Wenn man über 65 Jahre hinaus arbeitet, bekommt man natürlich mehr, keine Frage! Aber der Durchrechnungszeitraum wird immer länger, je länger man arbeitet – und daher auch höhere Abschläge. Du verstehst mich sicherlich, Herr Kollege! (Ruf bei der ÖVP: Das müssen Sie uns jetzt erklären! Erklären Sie uns das! Das verstehe ich nicht ...! – Zwischenruf des Bundesrates Gruber.) – Weil der Durchrechnungszeitraum immer länger wird – und daher sind die Abschläge mehr, daher gibt es immer weniger Pen­sion. (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Morak.) Sie werden das sehen, wenn Sie in Pension gehen, Herr Staatssekretär! (Ruf: Er ist ja ein Beamter!)

Weiters: Wie lässt es sich vereinbaren, wenn man das Pensionsantrittsalter erhöht, die Jugendarbeitslosigkeit aber immer größer wird?! Auch in diese Richtung muss man einmal nachdenken, Herr Staatssekretär!

Das Zweite, das auch nicht ganz geklärt ist: Was macht man beispielsweise mit den Piloten, die alle bis 65 Jahre arbeiten müssen, jedoch ab 60 Jahren nicht mehr fliegen dürfen?! Müssen die dann am Boden Dienst machen, müssen sie Flugzeuge reinigen, müssen sie dann die Reifen aufpumpen?! Was geschieht dann mit den Piloten? Schicken Sie sie in Frühpension – oder verlangen Sie dann, dass die Piloten doch wieder länger fliegen? Vielleicht können Sie mir das noch erklären, Herr Staats­sekretär. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrat Hösele: Eine selbst beantwortete Frage!)

18.53

 


Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dr. Lichtenecker. Ich darf Sie darauf hinweisen, Sie haben noch 13 Minuten Rest­redezeit. – Bitte.

 


18.53

Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne, Oberösterreich): So lange brauche ich nicht, Hohes Haus! – Herr Staatssekretär, die Frage nach den Auswirkungen der geplanten Pensionsreform auf die Akademikerinnen und Akademiker in unserem Lande damit zu beantworten: Universitätsprofessoren gehen mit 70 Jahren in Pension!, halte ich schlichtweg für eine Kombination aus Zynismus und Ignoranz! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ein Universitätsprofessor begleitet uns ja hier sozusagen, der uns das daher auch bestens erzählen kann. Jedoch: Universitätsprofessoren sind, so sehr wir sie schätzen, a) nicht besonders repräsentativ für unsere Gesellschaft, was ihre Anzahl betrifft, b)


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