Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 168

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und einen Tag pro Person. (Bundesrätin Gansterer: Dann ist keiner beim Kind! Ist das gescheiter?) Nein, da wäre ja trotzdem jemand beim Kind. Man kann ja auch Teilzeit arbeiten in der Karenz.

Dass es so abwegig sein soll, diese Möglichkeit den Vätern einzuräumen, das verstehe ich nicht ganz. (Weiterer Zwischenruf der Bundesrätin Gansterer.)

Ich denke, wir sind uns alle darüber einig, dass die Väterkarenz viel zu wenig in Anspruch genommen wird. Dass das viele Gründe hat, dass diese Väterkarenz viel zu wenig in Anspruch genommen wird, darüber sind wir uns, glaube ich, auch einig. Dass zu diesen Gründen die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau zählen, da sind wir uns auch einig.

Ich denke, es wäre auch eine Möglichkeit, vielleicht ein paar Väter dazu zu bewegen, die Väterkarenz in Anspruch zu nehmen, wenn ich möglichst viele Variationen anbiete. Und eine dieser Variationen wäre meiner Meinung nach, dass man sich die Karenz aufteilt, indem man gleichzeitig in Teilzeitkarenz geht. (Beifall bei den Grünen.)

19.31

 


Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Ich kann nur sagen, es ist durchaus erfreulich, dass hier im Haus im Prinzip alle aus eigener Erfahrung sprechen und sich untereinander unterhalten. Es ist nur schon schwierig, den Redner noch zu verstehen.

Ich darf bitten, dass jetzt Herr Bundesrat Schnider zum Rednerpult kommt.

 


19.31

Bundesrat Dr. Andreas Schnider (ÖVP, Steiermark): Frau Präsidentin! Frau Minis­terin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Trotz mancher launiger Bemerkungen zwischen­durch muss ich sagen, dass man in dieser Diskussion spürt, dass es hier um ein bisschen mehr geht als nur um ein EU-Gesetz, dem man ein anderes folgen lässt, und das finde ich auch richtig und äußerst wichtig.

So glaube ich, auch wenn sich in der Praxis auf Grund dieser Gesetzesänderung nicht sehr viel verändert, dass wir aber trotzdem ein Thema ansprechen, das in eine Rich­tung weist, wo wir auf alle Fälle in unserer Kammer und weit darüber hinaus nachdenken müssen, denn es haben sich Familienwelt, Familienkultur, Zusammen­leben, Partnerschaft, Rollenverständnis verändert. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)

Deshalb muss ich sagen, ich bin sehr dankbar dafür, dass wir mit dieser Diskussion hier vor allem rüberbringen – und ich hoffe, wir schaffen es –, dass dieses Thema Väterkarenz ganz wichtig ist. Mir persönlich tut es eigentlich auch sehr Leid, dass es sehr wenige Prozente unseres Geschlechts sind, die diese Möglichkeit in Anspruch nehmen. Ich möchte nicht all das wiederholen, was hier schon gesagt worden ist, aber vielleicht noch zwei andere Daten dazu, die mir aufgefallen sind: Besonders arbeitslose Männer und Männer, die im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, haben dieses Angebot genützt. Das heißt, dann, wenn ich entweder keine Arbeit habe oder wenn das Risiko gering oder nicht vorhanden ist, dass ich meine Arbeit verliere oder sonst etwas einbüße, traue ich mir das eher zu.

Ich behaupte hier aber, dass sich viel mehr Männer das zutrauen würden, wenn wir uns des einen oder anderen Punktes, der hier von allen unterschiedlich angesprochen worden ist, was ja auch zu einer Debatte dazugehört, noch ein Stückchen mehr annehmen würden.

Und dann möchte ich noch etwas sagen. Ich glaube, der Philosoph Paul Liessmann sagt es so schön: das Verschwinden des Vaters als Sozialcharakter. Ich glaube, das müssen wir schon sehr wohl auch so sehen, und da sollten wir uns als Väter nicht


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