Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 169

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selber in die Tasche lügen. Ich tue es jedenfalls nicht. Ich habe drei Kinder zwischen zehn und 14 Jahren, und ich weiß, wie viele Stunden ich noch Zeit habe. Ich sage aber dazu, dass wir uns gerade dort, wo es um Väterkarenz, um Zeit geht, die man seinen Kindern widmen kann, nicht damit beruhigen sollten, dass wir sagen, jetzt ist in diesem Bereich alles EU-konform und das ist schön, sondern wir sollten die Diskussion tiefer gehend führen, und dafür würde ich plädieren.

Zu alledem, was in der Diskussion gekommen ist: Einkommenskluft, Jobverlust, Karriereknick, könnte man noch alles Mögliche anfügen, aber ich denke, wir sollten vor allem Aufklärung betreiben. Wir sollten schauen, dass dieses Thema in Diskussion kommt, denn wenn nur wir hier sprechen und das eine oder andere gesetzlich nachjustieren, ist mir das ein bisschen zu wenig.

Deshalb, muss ich ganz ehrlich sagen, bin ich als Steirer sehr stolz auf unsere Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder, denn diese ist zuständig für den Bereich Generationen, Jugend und Familie und hat in den letzten Monaten ganz bewusst dieses Thema zu einem wesentlichen Thema gemacht und hat gemeinsam mit einem Vater, der einer der Ersten war, der diese Väterkarenz in Anspruch genommen hat, ganze Aktivitäten aufgezogen, wie zum Beispiel die Prämierung von Betrieben mit dem Sonderpreis „Väterkarenz“ im Rahmen des Preises „Frauen- und familienfreundlichster Betrieb“. 100 Betriebe haben sich dafür beworben! Daran sehen wir, dass die Wirt­schaft, dass jene, die Arbeitsplätze schaffen und zur Verfügung stellen, sehr viel weiter sind, als wir das teilweise glauben, und dass diese teilweise auch für sehr flexible Handhabungen in dieser Richtung zu haben wären.

Und ein Zweites: Wir haben in der Steiermark im Rahmen unserer Recherchen natür­lich festgestellt, dass es auch Modelle in anderen Ländern gibt. Jetzt können wir uns über Begriffe streiten und was weiß ich noch alles, aber eines möchte ich sagen: Ein paar Wochen sind besser als gar nichts! Ich glaube ganz ehrlich, wenn man ein Monat oder zwei Monate wie zum Beispiel in Schweden, wenn ich das richtig im Kopf habe, mit seinen Kindern verbringen kann – und dieses Recht hat nur der Vater und verfällt, wenn er es nicht in Anspruch nimmt; nur ein Beispiel, darüber sollte man einmal nach­denken –, dass man dabei auch so etwas lernt wie Ausdauer, Geduld und auch Managementfähigkeiten. Und ich behaupte hier, das ist quasi eine Fort- oder Weiterbildung für uns Väter, und deshalb sollte man das fast auch ein Stück anrechnen in einem Aus- oder Weiterbildungsweg. Das wären so Gedanken, die ich gerne hier mit hereingebracht hätte. Wir reden immer von den „soft skills“. Genau das ist es, was man nur in einem Beziehungsfeld zwischen Generationen lernt – und da wohl am allerbesten in der eigenen Familie mit den eigenen Kindern. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen und der Grünen.)

Wenn ich hier noch ein paar Zahlen hinzufügen darf: Es ist schon interessant, wenn in Norwegen 70 Prozent der Väter das Angebot in Anspruch nehmen, in Schweden 38 Prozent und so weiter, nur glaube ich, wir müssen das Schritt für Schritt angehen. Meine Bitte wäre, dass wir dieses Thema nicht aus dem Blick verlieren und sagen, wir haben dieses Gesetz nachjustiert, das Thema ist abgehakt, sondern dass wir erken­nen, dass dieses Thema Väterkarenz auf einen viel größeren gesellschaftlichen Themenkreis hinweist, eben auf Themen, die wir steirischen Politiker in der ÖVP sehr gerne diskutieren: Wie schaut heute Partnerschaft, wie schaut heute das Zusammen­leben in Familien aus? Und da dürfen wir uns nicht selber in die Tasche lügen.

Zum Schluss kommend, und das hat auch unsere Landesrätin gemeinsam mit der Brau Union inszeniert: Wo kann man denn am besten diskutieren, wo kommen denn viele zusammen, wo kann man denn auch uns selber darauf hinweisen, dass wir ein bisschen über die Väterkarenz diskutieren sollten? – Na ganz einfach: in den Gast­stätten! Um das zu fördern, werden 500 000 Bierdeckel an die Gaststätten ausgeteilt.


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