Eines muss man hier auch sagen: Die Kindererziehungszeiten werden mit dem Medianeinkommen von Frauen, diesen 1 350 €, angerechnet. Das Medianeinkommen von Männern liegt allerdings um einiges höher, das heißt, da ist wieder einmal kein Anreiz für Männer gesetzt worden. Ein Mann wäre im Prinzip, auf seine Pension hin gedacht, nicht besonders intelligent, wenn er die Karenz in Anspruch nehmen würde, weil ihn das in der Pension noch mehr kosten würde als eine Frau.
Ich glaube, dass sich Frauen und Männer so lange die Familienarbeit nicht gleich aufteilen werden, solange die Voraussetzungen nicht gleich sind. Die Voraussetzungen sind jetzt nicht gleich, und die Unterschiede werden durch diese Regelung einmal mehr verstärkt. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)
Bei allen Problemen, die der Pensionskorridor mit sich bringt – was Frau Kollegin Bachner vorhin schon ausgeführt hat –, ist festzuhalten: Der Korridor ist für Frauen nicht möglich. Warum? – Das haben wir schon im Ausschuss diskutiert, das ist auch klar. Allerdings muss ich sagen, solange die Möglichkeiten und Chancen für Frauen nicht gleich gut sind wie für Männer, so lange sehe ich auch nicht ein, warum gleiche Belastungen sofort und gleiche Möglichkeiten eventuell irgendwann kommen sollten. Das ist für mich keine Gleichbehandlungspolitik, die Sinn macht.
Im Hinblick auf Tirol muss man sagen, die Ausübung saisonaler Berufe rächt sich in der Pension ganz besonders. Menschen, die in Saisonberufen arbeiten, haben relativ viele Arbeitslosenzeiten. Das werden ihnen in der Pension auf den Kopf fallen. Diese neue Regelung wird auf jeden Fall vor allem Menschen im Tourismus benachteiligen.
Zur Frage der Erwerbsbiographien, wie ich sie schon zu Beginn erwähnt habe: Nehmen wir das Beispiel einer Akademikerin, einer Frau, die mit 19 Jahren Matura macht und mit 25 Jahren ihr Studium abschließt – sechs Jahre Studium, das ist eine durchaus normale Studiendauer. (Bundesrat Dr. Kühnel: Es gibt aber schnellere! – Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Waren Sie so schnell?) – Es gibt schon schnellere, aber wenn Sie von einem Pensionssystem ausgehen, für das man alle Voraussetzungen bis aufs Feinste erfüllen muss und für das man sein ganzes Leben lang immer in Top-Form sein muss (Bundesrat Schennach – in Richtung des Bundesrates Dr. Kühnel –: 15 Jahre Militärakademie und nichts ist es geworden!), dann muss ich Ihnen sagen: Das gibt es nicht! Das ist eine Eliten-Vorstellung, die eben sehr vielen Menschen auf den Kopf fallen wird.
Eine Frau macht also mit 19 Jahren Matura, beendet ihr Studium mit 25 – wie es sehr viele gibt. Sie werden sehr wenige finden, die das Studium früher beenden. Diese Frau wird kaum 45 Jahre lang arbeiten, bis 70 Jahre wird sie das wohl nicht tun. Sie wird also mit Abschlägen zu rechnen haben, wenn sie in Pension geht. Sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit nach Beendigung ihres Studiums einige Jahre in atypischen Beschäftigungsverhältnissen sein, bis sie eine Stelle findet, wo sie fix angestellt ist und mit jährlichen oder zweijährlichen Gehaltserhöhungen zu rechnen hat. Das wird dann mit 30 Jahren der Fall sein. (Bundesrat Mag. Himmer: Kommt noch was?)
Sie wissen schon: Opposition/Regierung – diese prinzipielle Aufgabenverteilung ist Ihnen klar. Ich rede jetzt über das, was hier vorliegt. Ich habe auch von Ihnen – außer, dass die Opposition keine Vorschläge bringt – nicht sehr viel gehört. Vielleicht fallen Ihnen ein paar Verbesserungsvorschläge ein! (Bundesrat Gruber – in Richtung ÖVP –: Warum wollt ihr die Wirklichkeit nicht hören? Herr Kollege Himmer, hören Sie zu! Wissen Sie, wie es heute Zwanzigjährigen in 40 Jahren geht?) – Wenn die Zwischengespräche beendet sind, würde ich gerne weiterreden. Danke.
Diese Frau wird erst mit 30 Jahren einen fixen Job haben und wird dann langsam auch ein etwas höheres Gehalt bekommen. Ihren Lebensverdienst durchgerechnet, wird das allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit eine niedrige Pension ergeben.
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