BundesratStenographisches Protokoll716. Sitzung / Seite 141

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bei den Grünen und der SPÖ.) Es gibt keine öffentliche Verbindung in diese Richtung, das wissen Sie ganz genau, Herr Kühnel! Sie sind ja auch hin und wieder einmal zu einem Heurigen unterwegs und daher werden Sie wissen, von Sievering kommt man nicht so leicht irgendwohin. (Bundesrat Konecny: Er nimmt sich ein Taxi!)

Sie wollen das Sieveringer Postamt schließen. Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener – für alle Nichtwienerinnen und Nichtwiener – hat kein Auto. Wussten Sie das? Mobilität im Zusammenhang mit Postämtern bedeutet aber, dass sie zumindest öffentlich leicht erreichbar sind. Das ist im Falle der Schließung des Postamts von Sievering und auch jenes von Berwang dann nicht in der Form gegeben. Wir können auch noch andere Beispiele anführen, Kefermarkt etwa und so weiter und so fort.

Jeder ist einmal in seinem Leben irgendwo ins Berufsleben eingestiegen. Ich habe in den Sommermonaten oft als Postbote in Tirol gearbeitet, und als ehemaliger Postbote in Tirol – Frau Fröhlich wird die Gemeinde kennen –, in Ehrwald, dort habe ich Briefe ausgetragen, weiß ich, was man als Briefträger noch für Funktionen hat: Herr Brief­träger, bringen Sie mir bitte morgen einen Liter Milch mit, ich kann so schlecht gehen! Der Briefträger beziehungsweise die Briefträgerin bringt das Geld. Er beziehungsweise sie setzt sich hin, unterhält sich mit dem einen oder anderen, hilft in so manchen Fällen von Einsamkeit. – Das alles gehört zu einer gewissen sozialen Funktion (Bundesrat Bieringer: Was hat das mit der Post zu tun?) und ist sehr wohl damit verbunden, dass man die Leute, die dort wohnen, die dort leben, kennt. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.)

Ich verstehe das nicht, Herr Kollege Bieringer! Seid Ihr zu viel in der Stadt, liebe ÖVPler? Habt ihr das Land komplett aus den Augen verloren? Geht doch bitte einmal durch die Dörfer! Zuerst sind die Greißler weg, ziehen in die Bezirkshauptstädte und siedeln sich außerhalb im billigen Flächenland an. Dann sind die Priester abhanden gekommen. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Ist doch wahr. Der Frau Kollegin Fröhlich fehlen in ihrem Bezirk in 29 Gemeinden die Priester. (Bun­desrätin Fröhlich: Wie viel?) Es ist so! (Zwischenrufe der Bundesrätinnen Fröhlich, Roth-Halvax und Zwazl.) Es ist noch nicht so weit, meine Damen, dass Sie schon predigen dürfen. Das geht leider in der katholischen Kirche nicht, da müssten Sie übertreten, dann ginge das.

Weiters – wenn ich auch wieder den Bezirk von Frau Fröhlich als Beispiel heranziehen darf –: Es gibt dort die Ortschaft Namlos, und dort ist heuer die Schule gesperrt worden (Bundesrätin Fröhlich: Ja wenn es keine Schüler gibt!); nur mehr ein Kind. (Zwischen­rufe bei der ÖVP.) Na ja, aber das geht Stück um Stück. Zuerst ist die Schule weg, meine Damen und Herren, dann plötzlich die Postämter. Noch einmal: Das sind nicht die ersten 357 Postämter, die wir schließen. Es sind nicht die ersten, wir hatten schon eine riesige Schließungswelle.

Was ich sagen will, ist: Die Qualität ... (Zwischenruf der Bundesrätin Roth-Halvax.) Ich weiß, in Ihr Dorf könnte ich ziehen, denn Sie werden garantieren, dass alles so bleibt, wie es ist; aber das ist ja ein begünstigtes Dorf. Als Vertreter eines Dorfes im Wiener Umland würde ich ein bisserl schweigen und an jene denken, die sich in den eher einsameren Regionen befinden. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Roth-Halvax.) Das heißt nichts anderes, Frau Kollegin, als: Zum Lebensgefühl, zum sozialen System gehört irgendwo auch eine Post oder zumindest ein der Post ent­sprechend funktionierender Ersatz. Das wird aber nicht garantiert. (Zwischenruf der Bundesrätin Roth-Halvax.) Nein, das wird nicht garantiert.

Nur dann, wenn Sie heute und hier diesem Antrag zustimmen, können wir ermessen, dass Sie es ehrlich meinen, dass die Worte eines Landeshauptmannes von Tirol oder eines Landeshauptmannes von Oberösterreich, liebe oberösterreichischen Bundesräte


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