Bundesrat Stenographisches Protokoll 724. Sitzung / Seite 148

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und Mitgefühl. Mir wäre, nachdem wir das heute hier im Bundesrat bekräftigen, die Formulierung „die Republik Österreich“ etwas sympathischer gewesen. Ich glaube, sie wäre auch wesentlich richtiger gewesen. (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Das kann jedoch das Gesamte in keiner Weise schmälern.

Zu den symbolischen Gesten gehört natürlich auch das Gedenken an die Menschen des Widerstands. Wir haben im vorigen Jahr die Bernardis-Diskussion gehabt. In wenigen Tagen, am 25. August, wird es für Major Szokoll, der ganz Großes für Österreich und für Wien geleistet hat, die Enthüllung eines Denkmals im Innenhof des Verteidigungsministeriums geben – auch eine ganz wichtige Sache der symbolischen Gestik.

Der zweite Beschluss, dem Sie leider auch nicht zustimmen können, nämlich die einmalige Zuwendung für Frauen als Anerkennung für ihre besonderen Leistungen beim Wiederaufbau der Republik Österreich, ist ebenfall eine ganz wichtige sym­bolische Geste.

Man kann immer sagen, dass es zu wenig ist, dass der Kreis zu wenig weit gefasst ist – das ist bei symbolischen Gesten leider so –, aber insgesamt geht es doch wohl um unsere Dankbarkeit, die hier für – das kann ich jetzt nur aus meiner Sicht sagen – die Mütter- und Großmüttergeneration ausgesprochen wird.

Ich habe mich, als dieses Gesetz im Nationalrat beschlossen wurde und ich dann in Vorbereitung für den heutigen kurzen Redebeitrag war, an die Rede des Richard von Weizsäcker erinnert, die vor 20 Jahren, nämlich am 8. Mai 1985, wahrscheinlich eine bahnbrechende Rede gerade in der gesamten Diskussion betreffend den Umgang mit unserer Geschichte in Europa war.

Richard von Weizsäcker sagte in Richtung Frauen – ich darf nur zwei Sätze, die er formuliert hat, zitieren, sonst würde es zu lange; es ist das nämlich eine allgemein gültige Sache, und ich könnte das bei weitem nicht einmal annähernd so schön formulieren –:

Den vielleicht größten Teil dessen, was den Menschen aufgeladen war, haben die Frauen der Völker getragen: Ihre Leiden, ihre Entsagung und ihre stille Kraft vergisst die Weltgeschichte nur allzu leicht. Sie haben in den dunkelsten Jahren das Licht der Humanität vor dem Erlöschen bewahrt. Am Ende des Krieges haben sie als Erste und ohne Aussicht auf eine gesicherte Zukunft Hand angelegt, um wieder einen Stein auf den anderen zu setzen. Wenn aber die Völker an den Zerstörungen, den Verwüs­tungen, den Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten innerlich nicht zerbrachen, wenn sie nach dem Krieg langsam wieder zu sich selbst kamen, dann verdanken wir es zuerst unseren Frauen. – Das war die Aussage des deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Ähnliches ist bei unseren Feiern, vor allem am 27. April und am 15. Mai, formuliert worden. In diesem Sinne wird meine Fraktion gerne allen vier zur Debatte stehenden Gesetzesbeschlüssen des Nationalrates die Zustimmung erteilen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

17.32


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Bundesrätin Konrad. – Bitte.

 


17.32.31

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und


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