Bundesrat Stenographisches Protokoll 725. Sitzung / Seite 87

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Die Arbeitslosenquote im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu sehen ist eine Sache, aber dass wir in Österreich die höchste Arbeitslosenrate seit Jahren ha­ben, ist die andere Seite der Medaille. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer.) Dass die hohe Zahl an Jugendarbeitslosigkeit ein wirklich schwerer Schlag ist, ist auch Faktum.

Lieber Kollege Mayer, dass die Wachstumsrate in Österreich schleppend ist, ist auch allseits bekannt, aber du stellst dich hier heraus und sprichst von „hervorragenden Wachstumsraten“. Was sagt das Wirtschaftsforschungsinstitut in seinen „Strategien zur Erhöhung von Wachstum und Beschäftigung“, Wifo-Chef Karl Aiginger persönlich, da­zu? – „Die österreichische Wirtschaft kann 2004 und voraussichtlich auch 2005 Zu­wachsraten von knapp 2 % erreichen. Diese Wachstumsraten sind niedriger als in frü­heren Erholungsphasen und nicht hoch genug, um die Arbeitslosigkeit zu senken.“, so Wifo-Chef Aiginger.

Das Wifo weiter: Mittelfristig liegt das erwartete Wachstum „knapp über dem Durch­schnitt des Euroraumes aber niedriger als in den nordeuropäischen und zentraleuro­päischen Wachstumskernen. Es reicht mit 2,3 Prozent ebenfalls nicht aus die Arbeits­losenrate zu senken. Ein deutlicher Rückgang wäre“ erst bei „2,5 % zu erwarten.“

Karl Aiginger weiters: „Eine Strategie zur Anhebung des Wachstumspfades ist sowohl nach dem Lissabonziel notwendig“, und so weiter und so fort.

Entsprechende Maßnahmen in Bereichen, in denen es in Österreich grobe Mängel gibt – dazu gehören Bildung, Innovation, Forschung und so weiter –, vermissen wir da leider schmerzlichst. Nichtsdestotrotz werden wir diesem Beschäftigungsförderungspa­ket zustimmen.

Anmerken möchte ich in diesem Zusammenhang jedoch auch – Kollegin Bachner hat das vorhin kurz ausgeführt – die Vorteile beziehungsweise eher Nachteile dieses Kombilohn-Modells.

Ja, eine heikle und schwierige Sache ist dieses Kombilohn-Modell. In Zeiten, in denen wir auch Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich verlieren, stellt das jedenfalls den Ver­such dar, Beschäftigung zu sichern. Ob das damit tatsächlich gelingen wird, ist mehr als fraglich. Wir werden dem jedenfalls unter der Voraussetzung zustimmen – und das ist vereinbart und zugesichert worden –, dass das jetzt ein Jahr begleitet und dann evaluiert wird, dass man sich das also anschaut. Generell dazu: Es liegt nicht nur im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern ebenso in jenem der Arbeitgeber, da tatsächlich saubere Lösungen zu schaffen.

Kurz eingehen möchte ich auch noch auf das Thema Jugendarbeitslosigkeit. In einer Situation, in der Österreich sicherlich noch etwas besser als viele andere Länder Euro­pas beziehungsweise auch weltweit dasteht, ist die Situation dennoch als prekär zu bezeichnen. Die Ursachen für diese Jugendarbeitslosigkeit – Jugendarbeitslosigkeit wird bei uns definiert als eine zwischen 15 und 25 Jahren – sind ja nicht nur in der sehr schleppenden Konjunktur zu suchen – obwohl: Es gibt keine Form der Arbeitslosigkeit, die konjunktursensibler ist als die Jugendarbeitslosigkeit! –, sondern die Ursachen hie­für liegen auch ganz wesentlich im Bildungsbereich. Schauen Sie sich doch die Zahlen an! Man darf sich nicht nur die Zahlen all jener, die 15 Jahre alt sind und keine Lehr­stelle haben, anschauen! Nur zu sagen, das ist betrüblich und wahr, ist zu wenig! Da muss man ansetzen und dagegenwirken. Aber: Der prozentuelle Anteil der Arbeits­losen bei den 18- bis 25 -Jährigen ist wesentlich höher. Das heißt, dieses Problem wird seit Jahren dahingeschleppt. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer.)

Das ist doch ein absolutes Problem einerseits des Bildungssektors, wo massiv Maß­nahmen gesetzt werden sollten, um die Ausbildung zu verbessern. Betroffen sind ja auch wiederum Kinder und Jugendliche, die schlechtere Ausbildungsniveaus haben.


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