Bundesrat Stenographisches Protokoll 729. Sitzung / Seite 168

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Herren! Liebe Kollegen! Frau Kollegin Dr. Lichtenecker! Sie haben Zweifel an der ord­nungsgemäßen Verwendung der Mittel, die aus Anlass des Jahrestages der Volks­abstimmung gewährt werden. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Effizienter Einsatz!) Ich kann Ihnen versichern, die Aufteilung der Mittel wird im Einvernehmen mit den betroffe­nen Gemeinden im Kärntner Unterland erfolgen. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Auch mit den betroffenen Volksgruppen?) – Auch mit den betroffenen Volksgruppen, selbst­verständlich. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Was ist mit den Ortstafeln?) – Lassen wir die einmal beiseite! Unterhalten wir uns jetzt einmal über die Abstimmungsspende.

Es geht dabei schwerpunktmäßig um Folgendes: Jugendmaßnahmen, Stärkung der Infrastruktur, Schule und Kindergarten und allgemeine Grenzlandförderung. Es wird der jeweiligen Gemeinde überlassen, zu entscheiden, wie sie schwerpunktmäßig ihren Anteil verwendet. Das war immer sehr positiv, und ich glaube, das hat sich in Kärnten bewährt.

Ich würde Sie und Ihre Fraktion bitten, dass Sie heute da mitgehen, denn Ihr Kollege Holub in Kärnten ist selbstverständlich mit der Vorgangsweise, die in der Kärntner Lan­desregierung einstimmig festgelegt wurde, einverstanden. Er würde Ihr Verhalten dies­bezüglich nicht ganz verstehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte noch den lieben Kolleginnen und Kollegen aus Tirol meinen Respekt dafür zollen, wie sie heute als Tiroler für ihre Hei­mat auftreten, für diesen Patriotismus und die Heimatliebe. Natürlich wird das große Vorbild der Tiroler immer der Andreas Hofer sein. Wir Kärntner haben auch Persönlich­keiten. Aber, liebe Freunde, herzliche Gratulation! (Bundesrat Boden: Aber sag nicht, der Jörg!) – Auch der Jörg gehört dazu.

Aber, sehr geehrte Damen und Herren, unser gemeinsames Europa umfasst 25 Staa­ten und 89 Regionen, und Kärnten ist ein Teil europäischer Geschichte. Ich glaube, das sollten wir gemeinsam einmal zur Kenntnis nehmen. Der Kärntner Abwehrkampf und der Erfolg sind der Grund dafür, dass wir Kärntner jährlich den 10. Oktober als Landesfeiertag für Kärnten, als Festtag, als Kärntens Tag der Freiheit, Tag der Einigkeit feiern. Kärnten hat sich immer zu Österreich bekannt und auch die Treue zu Österreich mit Blutzoll für die Freiheit unter Beweis gestellt.

Entscheidende Abschnitte für Kärntens Einheit waren: Kämpfe in Kärnten gegen die „S.H.S-Soldaten“ aus Jugoslawien 1919. Die Gefahr für Kärnten war sogar so groß, dass der Sitz der Kärntner Landesregierung nach Spittal verlegt wurde. Klagenfurt wurde vom 6. Juni bis 31. Juli 1919 von Jugoslawien besetzt. Österreichische Frie­densdelegation am 13. Mai 1919 unter Staatskanzler Dr. Renner in Paris, begleitet von Landesrat Vinzenz Schumy und Martin Wutte als Kärntner Vertreter. Das Selbstbe­stimmungsrecht wurde den Kärntnern zugestanden. Für den 10. Oktober 1920 wurde durch zähes Verhandeln die Volksabstimmung erreicht. Am 10. Oktober 1920 betrug die Wahlbeteiligung bei der Volksabstimmung über 95 Prozent, mit dem Ergebnis: 59,04 Prozent für Österreich, 40,96 Prozent für Jugoslawien. Wien hatte damals die Kärntner Kampfhandlungen nicht gutgeheißen.

Es gab auch einige Verstimmungen zwischen Kärnten und Wien, bei den offiziell han­delnden Personen zwischen Bundesregierung und Kärntner Landesregierung. Das Spannungsfeld zwischen Kärnten und Wien war mit der Aussage von Staatskanzler Dr. Renner bei der St. Veiter Konferenz gebrochen. Damals sagte der wortkarge Staatskanzler Dr. Renner nach der St. Veiter Konferenz – das ist mein Heimatbezirk –: Glück auf, meine Herren! Ich hoffe, wir werden dieses Land retten.

Er hieß zwar der Schweigekanzler, aber er war, wie ich meine, ein großer Mann Öster­reichs. Die Kärntner erinnern sich gerne an große Österreicher, die auch für die Heimat Kärnten ihren Beitrag leisten.

 


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