Bundesrat Stenographisches Protokoll 731. Sitzung / Seite 34

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

vier Mal geändert wird. Es geht immer um Kleinigkeiten, und es wird immer wieder nicht ausreichend genug geändert. Auch dieses Mal ist es so, denn es fehlt, wie wir sehen, die Regelung, dass es Vormerkdelikte geben soll, die mit der Geschwindigkeit etwas zu tun haben.

Herr Bundesminister Gorbach hat jetzt mehr oder weniger im Alleingang beschlossen, es soll in Österreich eine Teststrecke geben, auf der man erlaubterweise 160 km/h ausprobieren darf. Das widerspricht meiner Meinung nach dem Ziel, die Verkehrs­sicherheit auf Österreichs Straßen zu erhöhen, und dieses Ziel sollte auch mit dem Führerscheingesetz umgesetzt werden. (Beifall bei den Grünen sowie des Bundes­rates Molzbichler.)

Herr Minister Gorbach hat mit der Einführung dieser Teststrecke einen Alleingang un­ternommen und ist damit auch allein verantwortlich für mehr Verkehrsunfälle und mehr Verkehrstote. Es ist in diesem Zusammenhang schon die VCÖ-Studie angesprochen worden. Dazu gibt es aber noch weitere Studien. Jedenfalls ist bewiesen, dass es bei 130 km/h und bei 160 km/h einen Unterschied hinsichtlich der Verkehrssicherheit gibt. Das kann man nicht so einfach wegreden. Tatsache ist: Es besteht ein Unterschied! Das haben wir schon in der Fahrschule gelernt: Wenn es um das Bremsen geht, dann gibt es einen Anhalteweg, und dieser teilt sich auf in Reaktionsweg und Bremsweg. Den Reaktionsweg kann man durch technischen Fortschritt nicht beeinflussen, der richtet sich nach der Geschwindigkeit. Je höher die Geschwindigkeit, umso länger der Reaktionsweg. Den Bremsweg kann man möglicherweise beeinflussen, der ist aber vernachlässigbar.

Es ist so, dass der Unterschied beim Anhalteweg bei 130 km/h und bei 160 km/h enorm ist. Wenn man bei 130 km/h schon zum Stehen gekommen ist, hat man bei 160 km/h noch eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Bei einem Auffahrunfall sind diese 100 km/h ziemlich sicher tödlich.

Das Problem bei der ganzen Sache ist sicher auch, dass gerade junge Menschen auf Grund von Selbstüberschätzung und von zu hohem Tempo ein höheres Unfallrisiko ha­ben, und da vor allem männliche Personen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Die Mädchen neigen offensichtlich nicht so zur Selbstüberschätzung. Vielleicht sollte sich das gerade Herr Minister Gorbach hinter die Ohren schreiben.

Dieser Unterschied zwischen 130 km/h und 160 km/h hat 77 Prozent mehr Verletzte und 116 Prozent mehr tödliche Unfälle zur Folge. – Darüber gibt es Studien, die das beweisen.

Der Unterschied zwischen 130 km/h und 160 km/h bringt mehr Belastung für die Um­welt und damit ein erhöhtes Gesundheitsrisiko und eine höhere Verkehrsabgabe. Zum Beispiel: Der CO2-Ausstoß steigt um 27 Prozent, die Belastung durch Stickoxide um 33 Prozent, und die Feinstaubbelastung nimmt um 41 Prozent zu. – Darüber gibt es Studien, die das beweisen, das braucht man nicht auszutesten.

Beim Lärm ist es so: Ein PKW verursacht bei 160 km/h in etwa so viel Lärm wie zwei PKWs bei 130 km/h. – Lärm macht krank! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Darüber gibt es Studien, die das beweisen, das braucht man nicht auszutesten.

Ich frage mich wirklich, wozu dieser Probebetrieb beziehungsweise dieser Testbetrieb gut sein soll. Die Zahlen sind ja bekannt! Und ich weiß auch nicht, warum man jetzt noch Studien am lebenden Objekt machen muss – noch dazu, wenn diese lebenden Objekte vorwiegend Jugendliche beziehungsweise junge Menschen sind. Ich meine, dass es wirklich verantwortungslos ist, wenn man das noch austesten will, denn das hat einfach mit Leben zu tun. Ich will nicht, dass meine Kinder einmal auf irgendeiner


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite