Bundesrat Stenographisches Protokoll 734. Sitzung / Seite 56

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letzter Zeit schon sehr gut bedient. Wenn Sie sich zum Beispiel anschauen, dass das Universitäts- und Forschungszentrum Tulln von der BOKU, sagen wir einmal, ausge­gliedert und in Niederösterreich angesiedelt wird, dann verstehe ich zwar sehr gut, dass Niederösterreich ein Interesse daran hat, möglichst viele hochwertige For­schungseinrichtungen in Niederösterreich anzusiedeln, aber da drängt sich schon auch eine Befürchtung auf.

Erstens: Das Interesse des Landes Niederösterreich in Ehren – aber das sind Fragen, die man wissenschaftspolitisch entscheiden muss, und es ist nicht so sehr eine Frage, mit welchem Landeshauptmann man hier am besten verhandelt. Davon abgesehen sind Universitäten und Forschung in der Bundeskompetenz, und dieses Forschungs­zentrum in Tulln zum Beispiel ... (Bundesrat Mag. Himmer: Aber irgendwann muss es ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Moment, Moment, zuhören! (Bundesrat Konecny: Nicht aufregen!) Ich habe gesagt: zuhören; Sie können sich dann immer noch aufregen. (Bundesrat Schennach: Nicht so nervös, Kollege Himmer! – Bundesrat Konecny: Wir sind noch nicht bei den Eurofightern!) – Gut, die Herren haben fertig dis­kutiert.

Das sind Konstruktionen, für die es eine Finanzierung von Land und Bund gemeinsam gibt. Ich habe hier die Befürchtung, dass der Bund damit beginnt, sich seine Finanzie­rung durch eine Finanzierung der Länder aufzufetten. Aber das soll nicht passieren, dass der Bund durch diese Hintertür eine Aufgabe abstreift und dass dann die Länder im Prinzip miteinander in einen finanziellen Wettkampf darüber treten müssen, ob die Forschungsinstitute und die universitären Einrichtungen noch gut ausgestattet sind. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrat Mag. Himmer: Aber das ist noch kein Gedanke zum Thema! – Bundesrat Schennach: So folgen Sie ...!)

Sie sind heute so ungeduldig! (Bundesrat Mag. Himmer: Das hat alles nichts zu tun ...!) Haben Sie später noch etwas vor? (Heiterkeit. – Bundesrat Mag. Himmer: Ich bin aber nicht nervös!) Wenn Sie etwas zum Thema hören wollen (Bundesrat Mag. Himmer: Ja, bitte!), diesen Gefallen tue ich Ihnen gerne. Ich wollte nur ein biss­chen ... (Bundesrat Mag. Himmer: Irgendetwas zum Thema!) Ja, es ging schon ums Thema; Sie müssen vielleicht noch ein bisschen weiter darüber nachdenken. (Bundes­rat Mag. Himmer – in Richtung des Bundesrates Schennach –: Man kann nämlich Nie­derösterreich ...!) – Dann kommen wir nun zum Thema, auch wenn der Herr jetzt nicht zuhört; das ist ja sein Problem. (Bundesrat Schennach – in Richtung des Bundesrates Mag. Himmer –: Nein, das hat sie nicht gesagt, sondern ...! – Gegenruf des Bundes­rates Mag. Himmer. – Bundesrat Konecny: Bitte, Herr Kollege!)

Zum prinzipiellen Konzept einer Elite-Universität: Ich kann verstehen, dass es immer wieder ein ehrfürchtiges Erschauern gibt, wenn man von Harvard und von den anderen Ivy-League-Colleges redet, und es ist keine Frage, dass sie wissenschaftliche Höchst­leistungen erzielen. Das ist wirklich etwas sehr Schönes. Aber man muss schon sagen, dass es auch in Amerika selbst inzwischen Stimmen gibt, die sagen: Diese so genann­ten Elite-Universitäten sind eigentlich in erster Linie für die Professoren da, dort gibt es eine sehr eng gewobene wissenschaftliche Clique. (Bundesrat Dr. Kühnel: Waren Sie einmal dort, Frau Kollegin? Ich meine, ich frage mich wirklich, was Sie uns da zum Besten geben!) – Also ich rede jetzt einfach weiter, und wir können uns vielleicht nach­her noch konkret unterhalten.

Eine Universität sollte auch für die Studierenden da sein, darum geht es mir, und es gibt eben Zweifel, ob diese Elite-Universitäten nicht in erster Linie den Professoren und vielleicht erst in zweiter Linie den Studierenden dienen. So verständlich es vielleicht ist, dass man einen Wunsch nach einer österreichischen Uni mit vergleichbarem Ruf hat – das wäre ja etwas Schönes, wenn wir eine derartige Einrichtung von Weltruf auch in Österreich hätten –, dieses Institute of Science and Technology wird ein Placebo blei-


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