Bundesrat Stenographisches Protokoll 734. Sitzung / Seite 86

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Ein Stückchen weiter unten steht: „Good governance im Sport – Sport als Trendsetter für die neue Bürgergesellschaft“. – Das ein Frauenkapitel? Da hätte man meiner Mei­nung nach zumindest BürgerInnengesellschaft schreiben müssen.

Was auch immer das jetzt genau heißen soll – ganz am Schluss dieses Absatzes steht noch ein spannender Satz, und zwar: „Die Konferenz am Ende der Präsidentschaft markiert den Höhepunkt Österreichs nationaler und internationaler Aktivitäten im Be­reich Frauen und Sport.“

Genau genommen finde ich es ziemlich traurig, wenn eine Konferenz den Höhepunkt von Aktivitäten setzt. Eigentlich hätte ich mir schon vorgestellt, dass ein bisschen mehr Aktivitäten gesetzt werden, nämlich auch solche, die den Frauen im Sport direkt zugute kommen, die zum Beispiel in Form von Förderungen ausbezahlt werden könnten.

Eine weitere Konferenz – wieder nur Gerede –, nämlich die Konferenz frauen.sport.kultur, hat im Jahr 2003 in Graz stattgefunden. Damals wurde offen­sichtlich erläutert, wie der Status quo der Frauen und Mädchen im österreichischen Sport aussieht, welche Projekte und Initiativen geplant sind und welche innovativen Wege beschritten werden, um die Partizipation von Mädchen und Frauen im Sport zu fördern. Das waren die zentralen Fragen der Konferenz. – Die Antworten auf diese Fragen habe ich in dem Bericht leider nicht gefunden. Sie hätten mich sehr interessiert, aber sie sind leider in dem Bericht nicht festgehalten worden.

Es gibt in dem Bericht noch etwas, das mit Frauen zu tun hat, und zwar unter dem Titel  „Gender Mainstreaming – GeM“: „Mit dem Ministerratsbeschluss vom 11. Juli 2000 wurde GeM von der Bundesregierung als handlungsleitendes Prinzip anerkannt und“ – dann ist wieder geredet worden – „eine interministerielle Arbeitsgruppe dazu eingerich­tet.“

„Die Realisierung von GeM läuft in zwei Richtungen: im Bereich der Bundes-Sportför­derung ... und ..., im Zuge des Sportberichtes.“

Also im Zuge des Sportberichts habe ich dieses Gender Mainstreaming sehr vermisst. Ich habe in dem Bericht online die Begriffe „Sportler“ und „Sportlerinnen“ gesucht. Ins­gesamt kommt der Begriff „Sportler“ 196-mal vor, das Wort „Sportlerinnen“ oder die ge­genderte Form dazu gibt es insgesamt 63-mal. – Man sieht, wie gegendert dieser Be­richt ist. (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Mag. Schweitzer.) – Ich würde mei­nen, dass es Sportler und Sportlerinnen gibt und dass man einen Bericht normaler­weise auch geschlechtsneutral abfassen kann beziehungsweise auch die weibliche Form dazuschreiben kann. Das habe ich damit gemeint, und das ist in diesem Bericht nicht der Fall. (Neuerliche Zwischenbemerkung von Staatssekretär Mag. Schweitzer.)

Das ist das Problem, das ist aber das, was bei der vorigen Konferenz ja offensichtlich erläutert wurde. Es stehen nur leider keine Antworten in dem Bericht, sondern nur die Fragen.

Die Sportlerinnen sind in diesem Bericht aber nicht nur formal unterrepräsentiert, son­dern auch unter dem Punkt „Budget“. Es gibt zwar einen Budgetposten „Frauenför­derung“, der im Jahr 2003 mit 240 000 € dotiert war, im Jahr 2004 nur mehr mit 192 600 €. – Zum Vergleich dazu: Es gibt den Posten „Fußball-Challenge 2008“, eine Förderung für junge Fußballer, der im Jahr 2003 mit rund 201 000 € dotiert war, im Jahr 2004 mit rund 1,4 Millionen €, und diese Förderung hat ganz sicher nichts mit auch nur einer einzigen Frau zu tun gehabt! – So weit zur Sportförderung. Die Sportför­derung für Frauenförderung ist zurückgestrichen worden, letztendlich gekürzt worden, die Förderung für dieses Fußball-Challenge ist doch ziemlich massiv angewachsen.

 


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