nämlich, zum Ersten den Kreis der Stipendienbezieher auszuweiten und daher denjenigen Studentinnen und Studenten, die aus sozial schwachen Schichten kommen, in einem größeren Ausmaß den Zugang zum Studium zu ermöglichen – das heißt ja nicht nur, dass dort die Studiengebühren wegfallen, sondern auch, dass es eine echte Unterstützung für die Lebenshaltungskosten gibt –, und zum Zweiten ein Modell zu entwickeln, mit dem sich Studentinnen und Studenten durch freiwilliges Engagement in einer neuen Form die Studiengebühren ersparen können.
Die Grundidee dabei war die, dass es in unserer Gesellschaft – ob es uns passt oder nicht, wir müssen uns damit beschäftigen – eine sehr starke Differenzierung und sehr viele Kinder aus sozial schwachen Schichten gibt. Wir haben in Österreich außerdem ein Schulsystem, das diese sozialen Unterschiede über seinen gesamten Bereich weiter fortpflanzt. Daher ist es ja so, dass das Kind eines Akademikers eine 83-prozentige Chance hat, selbst Akademiker zu werden, wogegen ein Kind aus einer Arbeiterfamilie nur eine 7-prozentige Chance hat, Akademiker zu werden.
Das Ziel unserer Schulpolitik ist es selbstverständlich, dass wir versuchen, unser Schulsystem so zu gestalten, dass die Bildungschancen für mehr Kinder und Jugendliche steigen. Wir sind uns aber dessen bewusst, dass uns das nicht von heute auf morgen zu hundert Prozent gelingen wird.
Daher haben wir gesagt: Wie wäre es, wenn sich Studenten, die eine sehr gute Ausbildung genießen, in einem gewissen Ausmaß pro Woche zur Verfügung stellen würden und sozial bedürftigen Kindern – die nie die Chance hätten, eine Nachhilfestunde zu bekommen, weil sich die Eltern das einfach nicht leisten können – beim Lernen helfen würden, ihnen dabei Unterstützung geben würden, mit ihnen Aktivitäten setzen würden, sodass Kinder eine zusätzliche Leistung empfangen würden, die es bisher nicht gegeben hat und die sich ihre Eltern auch nicht leisten können? – Das war die Idee dahinter, das anzubieten. Wer dazu bereit ist, in einem gewissen Ausmaß diese freiwillige Leistung zu erbringen, der sollte von den Studiengebühren befreit sein.
Dieses Modell wird derzeit in einer interministeriellen Arbeitsgruppe des Bildungsministeriums, des Wissenschaftsministerium und des Sozialministeriums diskutiert und präzisiert. Ich erwarte mir davon, dass das zu einem stärkeren Zusammenrücken in unserer Gesellschaft führt, das heißt, dass man sich um andere kümmert und dass das eine wesentliche Ergänzung von staatlichen und öffentlichen Leistungen darstellt. Es ist, wenn Sie so wollen, ein Ausdruck von Solidarität in unserer Gesellschaft. Es darf nicht verwechselt werden mit Tätigkeiten, für die qualifiziertes Pflegepersonal eingesetzt wird, und es darf nicht verwechselt werden mit Arbeiten im eigentlich Sinn, für die natürlich ganz normale Löhne bezahlt werden sollen.
Darüber hinausgehend kann ich Ihnen sagen, dass das Regierungsprogramm, das wir – war es in der letzten Sitzung des Bundesrates? – in einer der letzten Sitzungen diskutiert haben, eine Reihe von sehr wichtigen Zielsetzungen umfasst, mit denen ich mich zu hundert Prozent identifizieren kann. Ich glaube, dass das, was wir im Schulbereich vorhaben, wirklich zu einer Qualitätsverbesserung führt.
Wir werden ein innovatives System der Armutsbekämpfung in Österreich haben, das, so glaube ich, europaweit beispielhaft sein wird, weil es die Armut nicht bezahlt, sondern sie wirklich bekämpft, weil es versucht, Menschen aus der Armut herauszuführen und wieder zu einer Tätigkeit zu bringen, das heißt, entweder zu arbeiten, eine Weiterbildungsmaßnahme zu ergreifen oder sich gemeinnützigen Tätigkeiten zu widmen. Das heißt, es ist ein innovatives System der Armutsbekämpfung.
Wir haben unser Ziel festgehalten, die Arbeitslosigkeit in Österreich um 25 Prozent zu senken. Es war auch der Schwerpunkt der ersten Regierungsklausur, ein umfassendes
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