BundesratStenographisches Protokoll743. Sitzung / Seite 67

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glaube ich, Schnee von gestern. (Bundesrat Schimböck: ... Pühringer für Ökotouris­mus! Zeitung lesen!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Frau Sektionschefin ist leider schon weg; ich möchte mich auch bei ihr und ihrem Team bedanken. Der Bericht ist, glaube ich, sehr umfassend. Er bietet alle Zahlen und Daten, und es ist meiner Ansicht nach müßig, hier daraus zu zitieren. Daher darf ich meinerseits als Gastwirt und aktiver Be­treiber in der Tourismuswirtschaft ein paar Interpretationen geben und ein paar Bemer­kungen machen.

Ich glaube, der österreichische Tourismus ist nach wie vor von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Worauf wir besonders stolz sein können, ist, dass wir beim Pro-Kopf-Ein­kommen nach wie vor die Tourismus-Weltmeister sind, was ja nicht von ungefähr kommt: Wir sind hier mit 1 500 € vor der Schweiz mit 1 197 €. Das ist bei unserem, ich möchte sagen, nicht sehr großen Angebot, was den Sommertourismus betrifft, eine gewaltige Leistung.

Wir wissen, dass wir das Problem der Saisonalität im österreichischen Tourismus durch keine Vision lösen werden. Ich habe nichts gegen Visionen, wenn sie irgend­wann zum Ziel führen, aber ich bin dagegen, dass man Visionen bereits als Realität hinstellt und sagt: Das alles brauchen wir nicht mehr, den Wintertourismus brauchen wir nicht mehr, die Schneekanonen können dieses Problem nicht lösen.

Ich kann Ihnen aus der heurigen Wintersaison eines sagen: Es hat im heurigen Winter weniger Gästebeschwerden als voriges Jahr in Bezug auf die Schneesituation gege­ben, und damals hatten wir übermäßig viel Schnee. Warum? – Es waren die Pisten in ganz Österreich in einem super Zustand! Dort, wo es möglich war, die Pisten zu be­schneien – ab den Mittelstationen –, waren sie in Top-Zustand, das Wetter hat ge­passt, die Gäste waren sehr zufrieden.

Was natürlich gefehlt hat, ist der Tagesgast, sind die Kurzentschlossenen. Wenn Sie in Wien jemanden im Februar gefragt haben: Gehst du einmal Ski fahren?, dann hat er gesagt: Wovon redest du überhaupt? Das ist heuer gar nicht möglich! Daher war die gesamte Einstellung zum Wintersport heuer, bedingt durch dieses Wetter, für uns nicht optimal. Es sind die Tagesgäste, die Kurzentschlossenen weggefallen, der Bustouris­mus hat schwere Einbrüche gehabt, um 30 bis 40 Prozent. Wir müssen natürlich auch die wirtschaftlich negativen Seiten aufzeigen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Aus der Sicht der Hotellerie können wir nicht alles über einen Kamm scheren. Herr Kollege Mitterer, du weißt das hundertprozentig: Wir reden hier vom Städtetourismus, wir reden hier von der Ferienhotellerie, wir reden hier zu Recht von verschiedenen Kategorien. Ich warne aber auch davor, dass wir eines glauben: Wenn in Österreich alle Drei-Stern-Beherberger in den Vier-Stern-Be­reich gehen, haben wir alle Probleme gelöst, Wirtschaftlichkeit, Auslastung und Gäste­zufriedenheit. So ist es nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein breites Angebot, die typisch österreichische Gastlichkeit und das Herzliche, das wird in diesen erweiterten Familienbetrieben perfekt gemacht, ohne große Unternehmensberatungen und ohne große Marketingstrategien.

Natürlich können nur die größeren Betriebe international auf dem Markt auftreten, und daher ist es ein Gebot der Stunde, auch für die Zukunft – das ist ebenfalls ein Schluss aus diesem Bericht –, dass wir den österreichischen Tourismus weiterhin internationali­sieren und neue Gästeschichten ansprechen. Wer heuer auf der ITB in Berlin war und gesehen hat, was dort 2 700 Aussteller im Angebot dargestellt haben, der fragt sich, wie es überhaupt Menschen geben kann, die schon jahrzehntelang nach Österreich fahren, zumindest bei diesem Angebot im Sommer.

 


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