BundesratStenographisches Protokoll746. Sitzung / Seite 88

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

diesen Spitzensportler, den auch Funktionäre mitverfolgt haben, dem sie mit zu seinem Erfolg verholfen haben, dann zu bestrafen, das hat eben zu Problemen geführt.

Wir haben das völlig losgelöst. In der nationalen Anti-Doping-Agentur, als GesmbH konstruiert, wird es nun zwei Instanzen geben, wo diese Verfahren stattfinden. Da haben wir Neuland betreten. Wie können wir das durchsetzen – wir haben ja die Autonomie des Sportes in Österreich? – Indem wir ganz klar bei den Förderrichtlinien festgelegt haben, dass jener Verband, der diese Entscheidungen der nationalen Anti-Doping-Agentur nicht umsetzt, automatisch seine Förderung verliert, und zwar die gesamte Förderung. Dadurch haben wir erreicht, dass in Österreich diese Verfahren auch tatsächlich 100-prozentig umgesetzt werden.

Bundesrat Köberl hat in seinen Ausführungen schon angeschnitten, dass Doping Hand in Hand mit Sport geht; wie in anderen Bereichen. Es ist so im Leben, dass nicht jeder ausschließlich mit fairen Mitteln sein Ziel zu erreichen versucht. Auch in der Wirtschaft wird versucht, wettbewerbsverzerrend vorzugehen – und so ist es auch beim Sport. Daher ist meine These: Solange es Sportveranstaltungen gibt, solange vor allem so viel Geld im Spiel ist, brauchen wir ganz strenge Regelungen gegen Doping, im Wissen, dass diese Arbeit nie ein Ende finden wird. Das ist meine tiefe Überzeugung.

Die Zahlen sind teilweise erschrecken, und zwar in doppelter Hinsicht: erschreckend wie wahrscheinlich –, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die bei Olympischen Spielen, bei Weltmeisterschaften Spitzenplätze erreichen und Mittel nehmen, die verboten sind. Es wird für die Doping-Jäger immer schwieriger. Man ist jetzt schon – glaubt man – dort, dass zumindest Gen-Doping bereits wissenschaftlich erforscht wird. Wie vorhin schon gesagt wurde: Eigenblut-Doping kann man nur nachweisen, wenn man die entsprechenden Apparaturen findet. Im Körper kann man das im Nachhinein gar nicht mehr feststellen.

Es gibt immer neue Wege, zu dopen – umso konsequenter muss man daher sein! Da darf es kein Augenzwinkern geben, es muss strengstens vorgegangen werden. Es gibt erschütternde Studien, wie oft gedopte Athleten das mit ihrem Leben bezahlen. Es gibt auch eine dramatische Untersuchung von Mitgliedern des Olympia-Kaders der USA, wo Athleten befragt worden sind: Wenn Sie die Chance hätten, Olympiasieger zu werden, das aber nur mit Doping – würden Sie dopen, im Wissen, dass Sie eine Lebenserwartung von maximal zehn Jahren hätten? Eine Mehrheit der befragten Athleten hat gesagt, ja, sie würden das machen. Jetzt muss man sich vorstellen, wie hoch der Druck auf die Athleten ist, sowohl von den Sponsoren als auch von den Trainern, als auch von der gesamten Sportnation: Der Erfolg muss her!

Daher muss man die Athleten schützen, muss man die Jugend schützen, und da ist europaweit, weltweit bisher zu wenig geschehen. Es gibt Sportarten in den USA, wo Doping erlaubt ist. Da gibt es eine andere Kultur. Man sagt, das sind Profisportler, ihr Kapital ist quasi der Körper, und sie können mit ihrem Körper machen, was sie wollen, sie verdienen auch genug. – Ziemlich darwinistisch das Ganze. – Wir in Europa gehen da Gott sei Dank einen anderen Weg.

Europa ist angeschnitten worden. Der Sport führt ein kümmerliches Dasein innerhalb der Europäischen Union. Bis heute gibt es keine gesetzliche Regelung den Sport betreffend. Keine einzige; in der Verfassung wäre zum ersten Mal der Sport erwähnt gewesen. Wir werden ja sehen, was beim Europäischen Rat letztendlich herauskommt. Daher gibt es europaweit völlig unterschiedliche Regelungen, was den Kampf gegen Doping betrifft.

Drei Punkte, die ich noch anführen möchte, was unsere neue gesetzliche Regelung betrifft: unabhängige Anti-Doping Agentur – vorhin schon erwähnt –, mehr Geld, um Maßnahmen zu setzen, und wir wollen schon rechtzeitig ansetzen durch Aufklärung


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite