BundesratStenographisches Protokoll748. Sitzung / Seite 73

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Der Ausschuss für Unterricht, Kunst und Kultur stellt nach Beratung der Vorlage am 10. Oktober 2007 mit Stimmeneinhelligkeit den Antrag, gegen den vorliegenden Be­schluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.

 


Präsident Mag. Wolfgang Erlitz: Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Mühlwerth. – Bitte.

 


13.45.15

Bundesrätin Monika Mühlwerth (ohne Fraktionszugehörigkeit, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister in Vertretung der Frau Unterrichtsminis­terin! Wir beschließen hier heute eine Gesetzesmaterie, die die Begleitmaßnahmen zum Inhalt hat, deren Grund die Umwandlung der Pädagogischen Akademien in die Pädagogischen Hochschulen war; ein Beschluss, der schon 1997 unter einer SPÖ-ÖVP-Regierung gefasst geworden ist und mit einer Übergangsfrist von zehn Jahren bedacht wurde.

Da setzt schon meine erste Kritik an. Zehn Jahre sind eine sehr lange Zeit für diese Dinge. Es ist völlig unverständlich, warum man sich nicht schon damals ernsthafte Gedanken gemacht hat, gerade im tertiären Sektor auf eine einheitliche Ausbildung an der Universität zu bestehen. Denn was ist denn herausgekommen bei dieser Umwand­lung der Pädagogischen Akademien in Pädagogische Hochschulen? – Die Türschilder sind ausgetauscht geworden, aber im Wesentlichen bleibt alles beim Alten.

Wir haben 17 Pädagogische Hochschulen. Eine Regierung, die immer wieder davon spricht, dass es einer schlanken Verwaltung bedarf – was unterstützenswert ist –, tut das in diesem Falle ganz genau nicht, und die Lippenbekenntnisse – auch von Seiten der Sozialdemokratie –, dass eine Ausbildung der Lehrer universitär zu erfolgen hat, sind einmal mehr den Bach hinuntergegangen und haben sich genauso in Rauch aufgelöst wie vieles andere auch.

Wir sehen das allerdings nicht, wie manche Kollegen der anderen Fraktionen, als richtigen Weg in Richtung Gesamtschule. Wir sind ja mittlerweile, glaube ich, die Einzigen, die wirklich vehement die Gesamtschule ablehnen; auch deshalb, weil bislang niemand schlüssig erklären konnte, was daran so wunderbar sein soll, dass dann plötzlich alle Schüler beste Schüler in der nächsten Pisa-Studie werden.

Man könnte das auch mit dem derzeitigen Schulsystem machen, nur bedürfte es da natürlich einiger Änderungen. Das ist überhaupt keine Frage, aber die Gesamtschule wird die anstehenden Probleme ganz sicherlich nicht lösen. Das heißt, wir sprechen uns durchaus dafür aus, dass es auf dem tertiären Sektor eine gemeinsame Aus­bildung gibt – für Pflichtschullehrer bis zum Bakkalaureat, für AHS-Lehrer bis zum Magisterium –, aber das ist nicht der Weg zur Gesamtschule.

Aus pädagogischer Sicht ist es bei den Schulen nicht so wesentlich, an welchem Standort die Schüler ausgebildet werden. Das gilt selbstverständlich nur unter der Voraussetzung, dass es wirklich Bildungsstandards gibt, auf deren Einhaltung geachtet wird, und dass es – was wir befürworten – eine Zentralmatura gibt, bei der am Ende der Schullaufbahn für alle Schüler gleiche Bedingungen herrschen. Bei der Zentral­matura müssten alle Schüler gleiche Kenntnisse haben – egal, ob sie aus einer berufs­bildenden oder einer allgemeinbildenden höheren Schule kommen, und auch egal, von welchem Standort sie kommen.

Das ist in Wien nicht der Fall. Da weiß man ganz genau, wo man die Matura billiger kriegt und wo sie ein bisschen mehr kostet, sprich, wo man sich mehr anstrengen muss und wo es nicht ganz so ist. Das wird gern geleugnet, das weiß ich, aber jeder, der Kinder an einer Schule hat, weiß, dass es so ist. Wenn man also verbindliche Standards als Grundlage nähme, müsste der Schulstandort egal sein.

 


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