BundesratStenographisches Protokoll751. Sitzung / Seite 223

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(Heiterkeit bei SPÖ und Grünen.) – Ja, es ist so, Sie sind auf den Zug aufgesprungen. (Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.)

Vor zehn Jahren hat die Wiener FPÖ im Landtag einen Antrag auf Gratis-Kindergarten gestellt. Der ist natürlich, wie bekannt, von der SPÖ – wie immer von den Regieren­den – in reflexartiger Ablehnung abgeschmettert worden. Aber nach und nach ist offen­sichtlich durchgesickert, dass das doch eine ganz gute Idee war. Es ist dann die ÖVP auf diesen Zug aufgesprungen. (Ruf bei der ÖVP: Nein!) Jetzt sehe ich, die Grünen schließen sich auch schon an (Bundesrätin Konrad: ... schon länger!), und die „Wiener Kinderfreunde“ haben sogar aktiv in Presseaussendungen den Gratis-Kindergarten ge­fordert. (Bundesrat Gruber: Jetzt fährt der Zug, und die FPÖ muss aussteigen?)

Ich freue mich daher. Gut Ding braucht zwar Weile, aber man soll eben die Hoffnung nicht aufgeben. Irgendwann einmal hat man doch alle auf seiner Seite.

Was mich weniger freut – das verwundert mich aber nicht –, ist, dass die Grünen na­türlich weiterhin einer „Kuschel-Pädagogik“ das Wort reden: keine Leistungen, keine Differenzierungen, keine Leistungsgruppen, keine Noten, alles ganz furchtbar schlecht für die Schüler und überhaupt nicht mehr zeitgemäß! (Bundesrat Breiner: An Ihnen ist wirklich vieles vorbeigegangen! Die Pädagogik sowieso!) Darin liegt aber, glaube ich, sehr wohl einer der Gründe dafür, dass wir mittelmäßig sind, weil sie eben nicht sagen, dass Leistungen verlangt werden müssen. Wir sagen nach Ihrer Diktion den Schülern nämlich nicht, dass Lernen natürlich auch Anstrengung bedeutet.

Die Englisch-Vokabeln und die Latein-Vokabeln kommen nicht über den Nürnberger Trichter in das Gehirn der Schüler, sondern man muss sich schlicht und ergreifend auf den Hosenboden setzen und sie lernen. Das soll man ihnen aber auch sagen! Denn es ist ja immer ein schöner Moment, wenn man sich zuerst angestrengt hat und dann den Erfolg sieht. Dann kann man sich wirklich darüber freuen, und man sieht auch, dass die Früchte der Arbeit belohnt werden.

Es hängt natürlich, wie eine jüngst veröffentlichte Studie gezeigt hat, sehr wohl auch an der Qualität der Lehrer! Jetzt sage ich nicht, dass alle Lehrer schlecht sind – es gibt sehr viele gute Lehrer, es gibt sehr viele engagierte Lehrer –, aber es steht und fällt schon mit der Qualität der Lehrer. Das lässt sich auch an vielen anderen Ländern nachweisen, dass dort, wo die Lehrer ausgesucht werden, die Ergebnisse der Schüler entsprechend gut sind.

Jetzt schauen alle auf das viel gepriesene Finnland. Weil die Gesamtschule immer schon ein Wunsch von Rot und Grün war, nehmen wir jetzt Finnland als Vorbild her und sagen: Nach diesem Modell müssen wir vorgehen, dann ist alles gut.

Erstens bezweifle ich das sehr. Zweitens aber vermisse ich dabei schon die Forderung, dass sich Finnland – dem will man sich nämlich nicht anschließen –sehr wohl seine Lehrer aussucht. Von 5 000 Bewerbern, die Volksschullehrer werden wollen, werden 700 genommen. Das heißt, man sucht sich hier ganz gezielt die wahrscheinlich Besten aus, und der Beruf des Lehrers ist in Finnland auch ein sehr angesehener.

Daher frage ich mich: Wieso Gesamtschule ja, aber gerade dort, wo darauf geschaut wird, dass wir auch wirklich die Besten bekommen, wollen Sie das natürlich wieder nicht; warum nicht? – Weil es eben immer das Gleiche ist! Da heißt es dann, das ist Selektion, und: Wie soll man die denn auswählen?

Wenn man es will, kann man durchaus nach Finnland schauen und sich zum Beispiel diese Methode einmal abkupfern. Ich bin nicht der Überzeugung, dass die Gesamt­schule die Probleme, die wir an den Schulen haben – und wir haben welche! – lösen wird. Das ist so wie das Hoffen auf ein Wunder.

 


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