BundesratStenographisches Protokoll755. Sitzung / Seite 101

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Darüber hinaus hat das Bundeskanzleramt eine etwas größere Broschüre, das Bun­desministerium für europäische und internationale Angelegenheiten eine etwas kleine­re Broschüre – zu der ich anmerken darf, dass diese 1 : 1 von den Deutschen über­nommen worden ist – herausgegeben. Aber auch die SPE und die Europäische Volks­partei, nämlich die Abgeordneten Ettl und Karas, haben eine Broschüre verfasst, wo man nachlesen kann, was die Wahrheit – ungefähr zumindest – ist, um die Gebiete der Dichtung ausklammern zu können. Ich würde Ihnen (in Richtung Bundesrätin Mühl­werth) diese gerne überreichen, wenn Sie gestatten – aber erst nachdem ich meine Ausführungen abgeschlossen habe –, damit Sie sich entsprechend informieren kön­nen.

Außerdem gibt es Homepages und Internetmöglichkeiten, sich zu informieren. „Wien direkt“ von den Grünen, wie mir Kollege Schennach gerade zeigt. (Bundesrat Schenn­ach hält eine Broschüre in die Höhe.) Also wirklich, es ist vieles da.

Ich möchte auch den Funktionären und Angestellten meiner Partei danken. Die ÖVP-Bundespartei hat hervorragend informiert, der Parlamentsklub hat uns entsprechend unterstützt, und auch die EVP-Fraktion, Abgeordneter Karas, hat eine sehr gute Bro­schüre verfassen lassen, wo man wirklich auch Detailfragen nachlesen kann.

Wenn nun vom Kollegen Schennach – und es tut mir leid, dass ich Sie etwas kritisch betrachten muss – unterm Strich gesagt wird, dass hier nicht genügend Information ge­liefert worden ist, dann kann ich mich diesem Urteil in keiner Richtung anschließen. Die Information war meiner Ansicht nach hervorragend, und das soll hier von dieser Stelle aus auch gesagt werden.

Nun zu den möglichen Kritikern, die wahrscheinlich am Ende der Debatte Nein sagen werden; wobei dieses Ende vermutlich leider nach 18 Uhr sein wird, weil wir dazwi­schen eine Dringliche Anfrage zu verhandeln haben. Aber es sei, wie es sei.

Es ist schon interessant, festzustellen, dass da eine Volksabstimmung verlangt wird. Ich möchte nur daran erinnern, dass im Jahr 2005, als wir über den Verfassungsver­trag gesprochen haben, keine große Diskussion darüber war, ob eine Volksabstim­mung stattfinden soll oder nicht. Das ist erst jetzt, drei Jahre später, massiv gefordert worden. (Bundesrat Konecny: Das ist die übliche Reaktionsgeschwindigkeit! – Heiter­keit bei der SPÖ.) Wenn man heute meint, dass ungefähr 90 bis 95 Prozent aus dem Verfassungsvertrag in den Vertrag von Lissabon übernommen worden sind, dann fehlt mir das logische Verständnis dafür, dass man das so massiv fordert.

Man muss aber auch bedenken, wenn wir wirklich einen Dienst an Europa tun wollen, was in die Volksabstimmungen in Frankreich und auch in den Niederlanden alles an Seitenthemen und sonstigen Verwerfungen hineininterpretiert wurde, um dann negativ über den Verfassungsvertrag abzustimmen. Bitte, denken wir daran, was da alles eine Rolle gespielt hat! Plötzlich war die Türkei interessant, die Sozialpolitik der Regierung oder vielleicht auch die Schönheit des einen oder anderen Politikers. Das kann es doch im Endeffekt nicht sein, wenn man über ein Sachthema befinden soll. Die Lehre daraus ist – und ich bin sehr froh darüber –, dass die 27 Länder diese Gefahr erkannt und ge­meint haben: Bitte, so geht es nicht!

Ich darf in diesem Zusammenhang an einen Vorschlag des Altkanzlers Schüssel erin­nern, der einmal gesagt hat, und das unterstütze ich: Wenn wir in Europa schon eine Volksabstimmung machen, dann, bitte, über genau das Thema, an einem Tag und ohne Verknüpfung mit anderen Fragen! Interessant wäre, und das ist sicher in Europa noch nicht ausdiskutiert worden, wie dann die Mehrheit aussehen würde. Wird das dann – bei 500 Millionen Einwohnern, 400 Millionen Wahlberechtigten – so sein, dass man sagt: Okay, in Europa genügt die einfache Mehrheit, das heißt 200 Millionen plus eine Stimme!? Oder wird es eventuell das Schweizer Modell sein, dass man sagt: Eine


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite