BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 57

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Trotzdem geht es auf breiter Basis darum, dass wir informieren, dass wir Bewusstsein schaffen, dass die duale Ausbildung um nicht einen Deut weniger wert ist oder einen geringeren Stellenwert hat als eine schulische Ausbildung. Da besteht tatsächlich Handlungsbedarf.

Es ist einfach so, dass das Bild in den Köpfen anders ist als die Realität. Und da geht es darum, zu informieren und alle ins Boot zu holen. Die Eltern sind da natürlich wichti­ge Ansprechpartner, und ihnen gilt es zu sagen: Schaut her, es gibt die gleichen Chan­cen für eure Kinder, wenn sie eine duale Ausbildung machen!, und ihnen die Erfolgsge­schichten aus diesem Bereich zu erzählen – das ist, glaube ich, der Schüssel – und nicht nur immer über Probleme zu reden, die es natürlich auch gibt, aber das Gros sind Erfolgsgeschichten. 80, 90 Prozent sind sehr erfolgreiche Ausbildungswege.

Ich darf auch alle hier im Saal zum zweiten „Tag der Lehre“ am 16. Oktober einladen. Ich habe – wirklich zufällig – die Einladung mit (die Rednerin hält ein Exemplar der Ein­ladungskarte in die Höhe), die ist nämlich druckfrisch. Wir werden Ihnen das alles auch zukommen lassen. Da geht es darum, österreichweit alle, die damit zu tun haben, ins Boot zu holen und auch breit zu informieren. Natürlich ist es so: Wir haben 270 Lehrbe­rufe, aber rund 50 Prozent aller Lehrlinge, die in Ausbildung sind, konzentrieren sich auf zehn Lehrberufe, werden in zehn Lehrberufen ausgebildet.

Bei den Mädchen ist es – wahrscheinlich ist Ihnen das bekannt – so, dass sich 50 Pro­zent der Mädchen, die eine Lehre absolvieren, auf die berühmten drei Lehrberufe kon­zentrieren. Das sind: Friseurin, Einzelhandelskauffrau und Bürokauffrau. Und wir wis­sen natürlich auch, wie die Entwicklungschancen, Karrierechancen und vor allem die Einkommenschancen in diesen Berufen sind. Das ist mit ein Thema, wo wir auch an der Reduzierung der Einkommensschere massiv gemeinsam arbeiten wollen.

Hier geht es um breite Information und Bewusstseinsschaffung, welche Chancen es gibt. Meine Damen und Herren! 50 Prozent aller Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land, die sehr erfolgreich sind, haben eine Lehre gemacht und bauen auf dieser Lehre mit ihrem beruflichen Erfolg auf. Ich glaube, das ist auch wichtig. Und wir setzen mit unserer Initiative „Tag der Lehre“ genau da an, dass wir sagen, wir wollen die positiven Beispiele, die Vorbilder zeigen – und nicht Probleme verschweigen; da­rum geht es uns nicht, sondern es geht einfach darum, in erster Linie über das Positive zu sprechen und auch zu motivieren.

Wir haben Eltern, wir haben Lehrerinnen und Lehrer und natürlich die Schülerinnen und Schüler, die vor der Entscheidung stehen: Was mache ich denn überhaupt? Wo will ich hin? Was will ich tun?

Etwas ganz Wichtiges, was auch stärker berücksichtigt werden sollte – Sie haben es selbst gesagt, Frau Bundesrätin –, ist, früher in der Schule anzusetzen. Da teile ich Ih­re Meinung durchaus. Die Berufsorientierung ist sicher etwas, was derzeit in der Schu­le nicht ausreichend organisiert ist und auch nicht hinreichend gut funktioniert.

Es gibt derzeit eine Arbeitsgruppe, mit dem Unterrichtsministerium gemeinsam, um be­reits in der siebten und achten Schulstufe eine fundierte, breite Berufsorientierung zu machen. Es geht dabei darum, geschlechtsstereotype Rollenbilder, Berufsbilder, Be­rufsentscheidungen entsprechend zu korrigieren oder auch darauf einzugehen, breit zu informieren: Was gibt es denn überhaupt an beruflichen Möglichkeiten? Wie ist die Bandbreite der Ausbildungsmöglichkeiten? Was sind meine persönlichen Talente, Eig­nungen, Neigungen – um mit Egon Blums Worten zu sprechen –, welchen Beruf kann ich wählen? – Das wird in Zukunft immer wichtiger werden.

Wir werden im Jahre 2015 um 18 000 15-Jährige weniger haben, und das wird eine gi­gantische Herausforderung für den Arbeitsmarkt. Es ist daher wichtig für die Jugendli­chen, einfach wirklich das zu erlernen, wofür sie geeignet sind, denn dann machen sie


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