BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 59

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auch wenn wir derzeit über eine doch sehr positive Arbeitsmarktbilanz in den allermeis­ten Bundesländern verfügen.

Frau Kollegin Mühlwerth dürfte besonders geprägt gewesen sein von der Wiener Situa­tion. Da Parteichef Strache jetzt aber angekündigt hat, Bürgermeister von Wien zu wer­den, mache ich mir überhaupt keine Sorgen mehr, dass das auch in Wien bald anders sein wird. Wir sind schon sehr gespannt, wie sich das entwickeln wird. Aber grundsätz­lich muss man festhalten – und zwar über die Bundesländer hinweg; das sage ich nicht nur als Oberösterreicher, wo die Bilanz eine ausgesprochen gute ist, sondern auch Salzburg und andere mehr wären zu nennen –, wir haben eine gute Ausgangssituation, eine gute Situation in der momentanen Phase.

Wenn wir über duale Ausbildung reden, dann muss uns immer klar sein, da gibt es zwei Seiten. Da geht es einerseits um diejenigen, die ausgebildet werden, und ande­rerseits um diejenigen, die ausbilden. Beide sind wichtig! Beide sind zwei wichtige Tei­le, sind Partner in dieser Ausbildung, würde ich denken, und daher brauchen auch bei­de Teile Unterstützung.

Es ist zum einen hervorzustreichen, dass die Betriebe aus der Wirtschaft, die Unter­nehmen, die vielen mittelständischen kleinen Betriebe, die eine ganz, ganz wichtige Rolle in diesem System spielen, auch Unterstützung brauchen. Von daher ist die Wei­terentwicklung des Blum-Bonus eine ganz, ganz wichtige Maßnahme in diesem Be­reich und absolut zu unterstreichen. Ich würde und kann überhaupt nicht verstehen, wie man in einem Rundumschlag den Ausbildungsbetrieben unterstellen kann, sie wür­den irgendetwas nicht positiv gestalten, sie wären nicht willig, irgendetwas zu tun, oder würden keine gute Ausbildung bereitstellen. Das kann ich mir schon vom Hausverstand her einfach nicht vorstellen. So ist es nicht, und das entspricht auch nicht der Realität. Die Betriebe leisten da eine ausgesprochen gute Arbeit, und ich bin mir sicher, dass diese Bewertung für 99,9 Prozent der Betriebe zutreffend ist.

Genauso ist es auch bei den jungen Menschen. Man kann auch hier nicht generell sa­gen, sie seien nicht bemüht genug, nicht lernwillig, nicht entsprechend motiviert. Das ist ebenfalls zurückzuweisen. – Es gibt diese Bereitschaft, und es ist eine gute und tolle Entwicklung zu vermerken, wie auch schon angesprochen wurde. Das zeigt sich immer bei Leistungsbewerben wie eben dieser Weltmeisterschaft, wo wir dann ausgespro­chen gut und hervorragend abschneiden.

Das heißt, diese beiden partnerschaftlichen Teile müssen unterstützt werden. Es gibt auch eine Reihe von Maßnahmen, die zu Überprüfungen führen. Man muss nur auf­passen, dass es nicht überbürokratisch wird. Man darf auch hier keiner Regelungswut verfallen, sondern muss auch einen gewissen Freiraum bieten und diesen entspre­chend leben – mit einem gesunden Maß auch an Eigenverantwortung.

Lassen Sie mich etwas zum Fachkräftemangel sagen, meine persönlichen Gedanken zum Stellenwert der Lehre, zum Image der Lehre. Ein bisserl nachdenklich stimmt mich schon, wenn Kolleginnen sich hierher ans Rednerpult stellen und sozusagen den scheinbar geringeren Stellenwert der Lehre in der Gesellschaft kritisieren und bemän­geln, gleichzeitig aber bei anderer Gelegenheit und an anderer Stelle kritisieren wür­den, dass wir eine zu geringe Akademikerquote haben, dass wir ein zu geringes Bil­dungsniveau im Vergleich zu anderen Bereichen, im Vergleich zu anderen Ländern ha­ben. – Uns als politischen Verantwortungsträgern in diesem Land muss klar sein, dass es an uns liegt, Frau Kollegin Mühlwerth, wie wir die öffentliche Meinung zum Lehrbe­ruf prägen.

Uns muss klar sein: Wenn wir Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Sams­tag sagen: Es gibt zu wenig Akademiker, wir haben ein zu geringes Bildungsniveau!, dann werden wir am Sonntag nicht sagen können: Die Lehre ist so toll und so super – und überhaupt! Das wird uns niemand abnehmen, das muss uns klar sein.

 


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