BundesratStenographisches Protokoll759. Sitzung / Seite 135

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schwieriger wird, dass es immer wieder vorkommt, dass sehr viel mehr erwartet als bezahlt wird. Ich glaube, genau deswegen ist es wichtig, hier den Rahmen klar zu fixieren. Wir haben gemeinsam mit dem Arbeitszeitflexibilisierungsgesetz einiges an Verbesserungen geschaffen. Wir haben auf der einen Seite flexiblere Möglichkeiten für die betriebliche Rahmengestaltung geschaffen, auf der anderen Seite aber den Gesundheitsaspekt und die Arbeitnehmer-Gestaltungsmöglichkeiten im Unternehmen auf betrieblicher Ebene deutlich ausgeweitet.

Ich glaube, das ist eine verantwortungsvolle Antwort für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – ich habe selbst acht Jahre lang in der Privatwirtschaft als Betriebsratsvorsitzende mitarbeiten dürfen –, denn es macht keinen Sinn, die Augen zu verschließen vor dem, was an Entwicklungen notwendig ist.

Ich meine, dass wir hier stärker Rahmen setzen müssen und dort, wo es ganz klar Missbrauch gibt, einen Riegel vorschieben müssen.

Das, was wir heute hier debattieren und Sie beschließen, ist ein weiterer Schritt. Wir sagen, so weit geht es, und dann, wenn Missbrauch stattfindet, wird gestraft. Und Strafen müssen wehtun. Das ist einfach so. Wir haben das beim Arbeitszeit­flexi­bilisierungsgesetz so gemacht, dass für jeden Arbeitnehmer/für jede Arbeitnehmerin, für den/für die es Arbeitszeitüberschreitungen gibt, Strafe zu bezahlen ist und nicht pauschal. Als die Strafen pauschal verhängt wurden, wurden sie oft aus der Porto­kasse bezahlt, das haben die Unternehmen nicht gespürt. Aber jetzt ist das anders, gerade beim Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz. Auch ich möchte nicht von einem Arzt/einer Ärztin behandelt werden, der/die schon seit vielen Stunden nicht geschlafen hat.

Neben den gesetzlichen Rahmen, den Strafen müssen wir in den Unternehmen, in der Wirtschaft ein stärkeres Bewusstsein dafür schaffen – wir tun das auch mit Studien zum Beispiel. Wir müssen den Unternehmen zeigen, dass es sich auszahlt, verant­wortungsvoll miteinander umzugehen und für die Ressource Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit diesen gemeinsam die Rahmenbedingungen zu gestalten.

Unser Haus hat eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnis ganz klar beweist, dass sich Familienfreundlichkeit und ein Vorgehen, bei dem die Menschen mit allem, mit Privatleben und so weiter, im Unternehmen berücksichtigt werden, wirtschaftlich rechnet. Ich denke, dass das ein starker Motivationsfaktor für die Unternehmen ist.

Wir haben zum Beispiel gesehen, dass familienfreundliche Unternehmen eine nur halb so hohe Krankenstandszahl pro Mitarbeiter und Jahr haben als der Durchschnitt der österreichischen Unternehmen, nämlich 5,9 pro Jahr und Mitarbeiter/Mitarbeiterin in den familienfreundlichen Unternehmen versus 12 im Schnitt aller österreichischen Unternehmen.

Das rechnet sich einfach – und da müssen wir, glaube ich, zusätzlich, neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen etwas machen und ganz klar aufzeigen, dass Burn-Out etwas ist, das der Wirtschaft, der Volkswirtschaft sehr, sehr hohe Kosten verursacht. Auch Mobbing ist ein solches Phänomen, das dann Überforderung provo­ziert und verursacht. Wir reden in diesem Zusammenhang von volkswirt­schaft­lichen Kosten mit einem gigantischen Volumen. Ich meine, wir alle tragen dies­bezüglich Verantwortung, neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Strafen für die, die es gar nicht einsehen wollen und die beratungsresistent sind, in den Köpfen das Bewusstsein zu verändern.

Herr Bundesrat Dönmez, Sie haben die Arbeitsbedingungen im Pflege- und Betreu­ungsbereich angesprochen. Ich bin Ihrer Meinung, dass wir alle gefordert sind, permanent die Rahmenbedingungen zu verbessern. Es wird nicht so leicht sein.

 


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