BundesratStenographisches Protokoll760. Sitzung / Seite 106

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das Geeignete für sie ist. Das weiß man aber nicht, wenn man einen Test bestanden hat, auf den man womöglich auch noch hintrainiert hat. Wir haben ja gehört, dass es jetzt schon Trainingseinheiten gibt, um den Aufnahmetest für die Medizin-Uni zu bestehen. Das geht ja nun wirklich völlig am Sinn der Sache vorbei.

Auch die Angst des Herrn Bundesministers, dass dann die Qualität bei den Medizinern sinken würde, kann ich nicht nachvollziehen. Erstens ist im Uni-Paket durchaus auch dafür Sorge getragen worden, dass es auch mehr Vorziehprofessoren gibt, und zweitens ist das ein Ruf, den ich von den Lehrern kenne. Jahrelang hat man, vor allem in Wien, den künftigen Lehrern oder solchen, die es werden wollten, gesagt: Werdet ja nicht Lehrer, macht ja kein Lehramtsstudium, wir brauchen keine Lehrer, ihr bekommt keinen Job! – Was ist jetzt? 1 600 – da schwanken die Zahlen ein bissen, je nachdem, wie man sie sehen will – bis 2 000 Lehrer werden gebraucht, weil viele in Pension gegangen sind. Jetzt steht Wien vor der Situation – so schön es auch ist, dass auch Leute aus den Bundesländern kommen, aber eigentlich wollen auch die bei sich daheim unterrichten können –, die Lehrer von anderswo herzuholen, weil wir nicht für Nachwuchs gesorgt haben.

Das, sage ich Ihnen, wird über kurz oder lang bei den Ärzten genau das Gleiche sein. Wir werden noch mehr Ärzte brauchen, es werden nicht weniger werden. Wir haben die Problematik der Pflege, wir haben die Problematik der Alten, die auch kränker werden, wir haben die Zuwanderung, also wir haben wirklich genug zu tun. Meine Sorge ist wirklich, dass wir irgendwann zu wenig Ärzte ausgebildet haben werden und dass das alles ganz furchtbar werden wird.

Auch gut an diesem ganzen Paket – es geht ja nicht nur um die Studiengebühren – ist, dass sich in Bezug auf das Dienstrecht des Uni-Personals jetzt endlich auch einmal etwas bewegt, denn das Dienstrecht, das ein Übergangsdienstrecht war, sollte in einen Kollektivvertrag übergeleitet werden. Dieser Kollektivvertrag ist jetzt schon seit längerer Zeit zwischen den Sozialpartnern, wie das auch geplant war, ausverhandelt, aber bis jetzt ist der Finanzminister auf der Bremse gestanden und hat gesagt: Nein, dafür gibt es kein Geld! Ich glaube, das Uni-Personal kann froh sein, dass damit jetzt auch eine gewisse Rechtssicherheit stattfindet.

Bei den Fachhochschulen finde ich es auch gut, dass man pro Studierenden erhöht, denn auch hier hat es keine Wertanpassung gegeben. Die Fachhochschulen können Studiengebühren einführen, müssen es aber nicht tun. Das heißt, wir können jenen Maturanten oder auch jenen, die sich erst später dazu entschließen, helfen, auf eine Fachhochschule zu gehen, weil es eben keinen Zwang gibt, Studiengebühren einzu­heben.

Dass wir in Zukunft auch auf ein Uni-Budget kommen wollen, das 2 Prozent des BIP betragen soll – dazu gibt es übrigens einen Fünf-Parteien-Antrag, da war also auch die ÖVP dabei –, dazu kann ja wohl jetzt niemand sagen, dass das nicht gut ist, wenn man den Unis Geld gibt, denn eines ist trotz der Studiengebühren nicht eingetreten, das ist Ihnen nicht gelungen: Die Situation der Studenten ist nicht überall verbessert worden, und es standen viele Studenten nach wie vor vor dem Problem, zwar Studiengebühren zu bezahlen, aber immer noch Schwierigkeiten mit den Prüfungsterminen zu haben. Mit dem Besuch eines Seminars, das man unbedingt braucht, um zu einer Prüfung antreten zu können, hapert es nach wie vor. Mit dem Baulichen ebenso, an der Hauptuni hängen noch teilweise die Kabel von der Decke. – Und dafür zahlt der Student beziehungsweise dessen Eltern 363 € pro Semester? Das kann es wirklich nicht sein!

 


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