höre von vielen jungen Freundinnen und Freunden, dass sie gerade das interessiert hat, sich die Museen wirklich einmal hintereinander ein Stück näher anzuschauen und zu schauen: Was gibt es dort, wo kann ich vom Museum auch ein Stück riechen und fühlen? – Da ist dieses MUMOK eine großartige Geschichte.
Aber gerade was die Museumspädagogik betrifft, könnten wir in Österreich, glaube ich, noch ein bisschen mutiger sein. Ich nenne nur ein Museum, das ich mir letzte Woche angesehen habe: das Jüdische Museum in Berlin. Großartig, wirklich großartig! Das ist es sicherlich auch deshalb – Stefan hat das angesprochen, und ich möchte es nur unterstützen –, weil dort etwas geschafft worden ist, was hier im MUMOK auch passiert: Privates und Staatliches arbeitet in einer wunderbaren Weise zusammen.
Deshalb bitte ich alle – ich glaube, das gilt es noch ein Stück mehr zu fördern –, auch Folgendes zu fragen: Wie treiben wir das von den Rahmenbedingungen her, ob es steuerlich oder wie auch immer ist, ein Stück in die Richtung, dass es einen Anreiz schafft? – Denn das, was Stefan Schennach angesprochen hat, habe ich erst gestern von einem Banker gehört. Er hat gesagt, es ist nicht so, dass sie das Geld nicht haben, sondern sie können das zurzeit nicht unterstützen, weil es für sie einen Negativimage-Schaden bedeuten würde. Warum? – Weil es sonst heißt: Unser Geld habt ihr nicht, aber ein Geld, das ihr da überall hineinsteckt, habt ihr!
Jetzt gibt es aber eine Lösung, und diese besteht für mich im Thema der Stiftungen. Ich halte das für eine tolle Geschichte, weil eine Stiftung eine längere Bindung eines Wirtschaftsbetriebes an ein Kultur- oder Kunstprojekt ist. Gerade das MUMOK besteht ja zum Großteil aus solchen Stiftungen mit Kuratorien, und diese haben dadurch auch eine höchstmögliche Unabhängigkeit von ihren Geldgebern.
Das sieht man in diesem Bericht ganz wunderbar, wenn man sich die Eigentümer und die Kuratorien anschaut. Es ist selten der Fall – beim einen oder anderen, ich könnte sie jetzt auch namentlich nennen –, dass da einer sitzt, der Geschäftsführer und gleichzeitig auch in seinem eigenen Kuratorium ist; das mag an der Geschichte und auch an der Sammlung an sich liegen. Aber an und für sich halte ich es für wichtig, das zu trennen, weil das eine mit dem anderen nichts zu tun haben soll, da sonst das eine das andere beeinflusst. Deshalb kann das MUMOK, glaube ich, auch mit Recht sagen: 18 Prozent mehr Besucher.
Auch die Lösung beim Belvedere – Unteres/Oberes Belvedere, die spannenden, auch sehr modern orientierten Ausstellungen im Unteren Belvedere und die gut zusammengehaltene Sammlung im Oberen Belvedere, auch mit den eigenen Nischenausstellungen aus der Großsammlung – ist eine großartige Lösung. Ich glaube, auf diesem Weg müssen wir weitergehen.
Schließlich und endlich – und das gerade vor unserer europäischen Wahl – müssen wir den Bürgerinnen und Bürgern klarmachen, dass bis in die Kunst und Kultur hinein das Geld, das wir in Europa investieren, auch zum guten Teil – und sogar noch mehr – zurückfließt. Wenn wir uns anschauen, was in die unterschiedlichen Projekte investiert worden ist, Europa für Bürgerinnen und Bürger, dass quasi bis zu 196 Prozent dessen, was wir dort an Budget einsetzen, wieder an Projekten zurückkommt, dann sehe ich hier auch – wenngleich ich bei Kunst und Kultur ungern mit Zahlenspielereien und Quantitäten vorgehe, da stimme ich Stefan zu, dem kann ich viel abgewinnen –, wir sollten schon manchen Bürgerinnen und Bürgern klarmachen, dass das Geld, das wir dort investieren, oft doppelt oder manchmal eben zu 77 Prozent – da gibt es in einem anderen Zusammenhang auch so eine Zahl – wieder zurückkommt und genau unserem Kulturgut zugute kommt, nämlich den Anliegen, die ich am Anfang genannt habe: Kultur hat etwas mit Bildung und Schule zu tun, und Kultur hat etwas mit Interkulturalität und Interreligiosität zu tun.
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