gen, dass auch diese 10 Prozent nicht ausreichen werden. Wäre ich jetzt eine Befürworterin der Neuen Mittelschule, müsste ich sagen: Ja, es ist fürs Erste durchaus einmal zu befürworten, dass es diese 10 Prozent Flexibilität gibt. Schuld daran, dass man das jetzt ändern muss, ist Vorarlberg. Vorarlberg hat das vollkommen richtig erkannt und gemeint, darin liegt unsere Chance. (Bundesrat Mayer: Das war sehr gescheit!) – Kollege Mayer wird mir vielleicht noch widersprechen. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Mayer.)
Vorarlberg hat gesagt: Super, wir bekommen mehr Ressourcen, wir bekommen sechs Werteinheiten mehr, wir tauschen die Türschilder aus, wir nennen die Hauptschule „Neue Mittelschule“ und können jetzt wesentlich mehr tun, als wir bisher getan haben! – Das kann man Vorarlberg eigentlich nicht zum Vorwurf machen, dass es da so fix reagiert hat.
Alles, was an pädagogischen Konzepten des Forderns und des Förderns bis jetzt vorgebracht worden ist, kann man – zumindest nach dem Dafürhalten der FPÖ – auch im bestehenden Schulsystem machen. Es ist für uns nach wie vor nicht nachvollziehbar, warum das jetzt unbedingt im Bereich der Neuen Mittelschule, die eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen sein soll, erfolgen soll.
Es ist wirklich schön, dass das BIFIE gegründet worden ist und diesen Schulversuch auch evaluieren wird, nur: Diese Evaluation ist einfach ungerecht! Was wollen Sie denn eigentlich genau evaluieren? Sie haben auf der einen Seite die Neue Mittelschule, die mehr Ressourcen hat und sich deshalb auch wesentlich besser bewegen kann, mehr tun kann bei all den Punkten, bei denen wir uns in den Forderungen im Grunde einig sind. Jetzt geht’s nur um die äußere Organisation. Auf der anderen Seite haben wir als Vergleich die Hauptschulen – oder die Kooperativen Mittelschulen, wie ja Wien noch eine Zwischenstufe eingezogen hat –, die nicht diese Ressourcen haben. Daher finde ich, dass dieser Vergleich einfach hinkt, weil hier quasi Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Es zeigt sich bei der Anmeldung zur Neuen Mittelschule jetzt auch, dass natürlich die Hauptschulen aus genannten Gründen voll Begeisterung mitmachen. Die AHS hält sich hier sehr vornehm zurück und tut eigentlich nur sehr wenig mit. Es wird sich zeigen, ob es gelingen wird, dass man die AHS dazu bringt, hier auch mitzutun. Man darf nie vergessen, dass der Unterschied zwischen den Hauptschulen ein sehr großer ist. Wir haben die Hauptschulen auf dem Land, die bis jetzt hervorragend funktioniert haben. 70 Prozent der Maturanten kommen aus dem Bereich der Hauptschulen. Wo wir Probleme haben, das ist in den Ballungszentren und hier in ganz besonderem Maße Wien.
Als Argumentationsgrundlage für die Neue Mittelschule muss immer Finnland herhalten, worauf man wirklich mit großen Augen schaut und meint, das funktioniert dort so gut. Man muss aber schon auch anmerken, dass etwas, was in einem Land funktioniert, nicht zwangsweise in einem anderen Land gleichermaßen gut funktionieren muss. Wenn wir uns die Grundlagen oder die Ausgangsdaten anschauen, dann stellen wir fest: Finnland hat einen Ausländeranteil von 1,8 Prozent. Schweden hat übrigens ein ähnliches Modell wie Finnland, aber einen wesentlich höheren Ausländeranteil und liegt in den PISA-Rankings nicht sehr viel besser als Österreich. Also stellt sich schon die Frage, warum man unbedingt ein Modell nehmen muss, das woanders gut funktioniert, wo aber die Ausgangslage völlig anders ist. (Bundesrat Ing. Einwallner: Diese Milchmädchenrechnung, unglaublich!)
Kollege Einwallner, ich lade Sie gerne einmal in einige Wiener Hauptschulen ein – schauen Sie sich’s doch an! –, wo es 100 Prozent Ausländer oder nur einen Österreicher gibt. Da dürfen Sie sich nicht mehr wundern, wenn die österreichischen Eltern sagen, das Gefühl zu haben, dass ihr Kind neben 19, 20 anderen Schülern, die nicht
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